Leserbriefe
Leserbriefe
Artikel von Paul Peters in SZ 4.8.1990: Petersdom-Kopie vom Armenhaus. Wie die Elfenbeinküste den Vatikan beschenkt.
Dazu Leserbrief Margarete Skupin, Heiligenwald, Übergeschnappt.
Leserbrief Peter Lafontaine SZ 4.1.1991, Bezug auf Alfred Schön, SZ 24.12.1990, Weihnachten 1990.
Rainer Müller, Und der Papst schweigt …, 14.8.1991 in SZ, dazu Leserbrief Peter Lafontaine 16.8.1991 an SZ
Rainer Müller, Kirche braucht Diskussion, SZ 2.9.1991, dazu Peter Lafontaine 3.9.1991.
Leserbrief Willibald Steffens SZ 26./27.10.1991 „Das Dilemma“, dazu Peter Lafontaine 30.10.1991.
Rainer Müller, Die Pille wird kommen, SZ vom 28.10.1991, dazu Peter Lafontaine 29.10.1991.
Peter Lafontaine, 8.1.1991, Leserbrief zum Bericht der SZ über die rheinische Landessynode vom 7.1.1992.
Peter Lafontaine, Leserbrief SZ 19.5.1992, Bezug auf Artikel 19.5.1992: Rom sehe im Verbot der Geburtenregelung ein Dogma.
Peter Lafontaine an Walter W. Weber, 9.7.1992, Redakteur der SZ. Kritik nimmt Bezug auf Artikel Webers vom 15.6.92 in SZ. Verweis auf Artikel von Christa Meves.
Artikel von Weber 1./2.8.1992 Republik der Einzelkämpfer.
Artikel Paulinus Nr. 28 vom 12.7.1992: Entscheidung Buffs stößt auf Bedauern, Leserbrief von P. Lenz vom 2.8.1992 „Den Mächtigen endlich ins Gewissen reden“, dazu Peter Lafontaine an Paulinus 1.8.1992: Hier irrt Buff.
Brief an Peter Lenz 22.8.1992; Leserbriefschreiber Peter Lenz, Schwirzheim 25.8.1992 an Lafontaine.
Mit Bezug auf Leserbriefe: Briefe Leichers 6.9. und 20.10.1992 sowie Lafontaine, 18.10.1992.
Leserbrief Peter Lafontaine, SZ 10.8.1992, Bezug auf Leserbrief 8./9.8.1992 von Hans-Joachim Gelzleichter, „Ausgerechnet“.
Leserbrief Margarete Skupin, Anmaßend, in SZ vom 28./29.11.1992.
Dazu Brief Peter Lafontaine an Redaktion der SZ 29.11.1992 sowie am 13.12.1992 und an Margarete Skupin, Dillingen 14.12.1992.
Brief von Margarete Skupin an Lafontaine 17.12.1992.
Brief Lafontaine an M. Skupin 30.12.1992.
Pastoralnot, Leserbrief in der D.T. vom 31.10.1992.
Deutsche Tagespost Nr. 150, S. 3, 12.12.1992: Guido Horst, Glaube ist nicht Theorie, sondern ein Ereignis. Mit dem jetzt in Rom vorgestellten Weltkatechismus nimmt die Kirche Abstand vom Pluralismus der Theologien.
Leserbrief Otto Buchheit SZ 2./3.1.1993, dazu Peter Lafontaine 10.1.1993.
Leserbrief 23./24.1.1993 von Peter Lafontaine mit Titel „Goldenes Vlies“.
Dazu Ilga Röder, Saarbrücken, SZ 13./14.2.1993 „Nein zum Töten“.
Ferner Peter Lafontaine 20.2.1993 sowie 27./28.2.1993 in SZ „Kirche diskreditiert“.
Artikel der SZ 17./18.7.1993 „Am Verhältnis zur Frau scheiden sich die Priester“, dazu Leserbrief Peter Lafontaine 21.7.1993.
Leserbrief Hans Thul 21.7.1993 mit Bezug auf gleichen Artikel und Artikel vom 20.7.1993. Rainer Müller, Rom geht weiter auf dem Irrweg.
Leserbrief Peter Lafontaine 16.3.1993 zu anderen Leserbriefen, z.B. SZ 13./14.3.1993.
Kommentar zu Rainer Müller in SZ 7.9.1993 „Sind das die wahren Werte?“
Peter Lafontaine, in Leserbrief vom 11./12.9.1993.
SZ 1.10.1993 Dietmar Klostermann, Der Scheinheilige, dazu Leserbrief „Merkwürdig“ von Peter Lafontaine vom 9./10.10.1993.
Hans Thul, Lauterbach, 11.10.1993, an SZ, Leserbrief zu Rainer Klössners Brief „Respekt“ vom 9.10.1993.
Leserbrief Peter Lafontaine an SZ 23.10.1993 zu Leserbrief Harald Arweiler in SZ vom 23./24.10.1993 „Großes Lob von Rom“.
Peter Lafontaine 7.11.1993 an Paulinus zu Leserbrief vom 7.11.1993 „Vorbehaltlos auf die Menschen zugehen“.
Leserbrief Margarete Skupin, 11./12.12.1993 „Ungeheuerlich“, Bezug auf Leserbrief Heinz Schmitt-Auer vom 13./14.11.1993. Dazu Peter Lafontaine 12.12.1993.
Leserbrief Hans Thul, Lauterbach, 20.12.1993 an SZ zu Bericht „Tatort Klassenzimmer“, SZ vom 20.12.1993.
Leserbrief unter dem Namen Rosa Barduhn: Nicht ohne Gott, Bezug auf Ausgabe SZ 20.12.
Peter Lafontaine, Leserbrief an Paulinus, 20.1.1994, betr. Leserbrief vom 9.1.1994 mit dem Titel „Wo bleibt die Begeisterung“.
Peter Lafontaine an Paulinus, 13.2.1994, Bezug auf Leserbrief Fritz Köster, „Längst fälliger nüchterner Blick“.
Peter Lafontaine, Leserbrief SZ 19./20.2.1994 „Wo bleibt die Toleranz?“ Bezug auf Leserbrief „Bloße Ignoranz?“ vom 12./13.2.1994.
Rosa Barduhn, Leserbrief SZ 26.2.1994 zu Brief „Eigene Gesetze“ vom 26./27.2.1994.
Leserbrief 29.4.1994 Peter Lafontaine zum Auftritt von Dr. Eugen Drewermann im Saarlouiser Theater, SZ vom 28.4.1994.
Artikel SZ 23.7.1994 „Die Hilfsorganisationen kämpfen verzweifelt gegen den Massenmord“. Dazu Leserbrief Guenter Klein 6./7.8.1994, dazu Peter Lafontaine 13.8.1994.
Artikel von Thomas Migge, SZ 4.11.1994: „Er ist der Stellvertreter Gottes und damit basta“. Bald ein Bestseller: das Interviewbuch mit dem Papst.
Dazu Leserbrief von Peter Lafontaine an Redaktion der SZ, Dillingen, 5.11.1994.
Bezug Paulinus Nr. 4, 22.1.1995: Erdbeben in Frankreichs Kirche, Bischof Gaillot seines Amtes enthoben, dazu Peter Lafontaine 12.2.1995: In Demut und Gehorsam. Ferner Brief des Kath. Pfarramtes St. Barbara Großrosseln-Emmersweiler, 2.2.1995 dazu, Kopie an Peter Lafontaine 14.2.1995.
Peter Lafontaine 18. und 27.3.1995 „Negative Darstellung“ zum Leserbrief „Klerus mitschuldig“ von Herbert Nalbach, SZ 11./12.3.1995.
SZ? Christa Meves, Mit Einlassungen agressivster Art den Papst geschmäht. In einer ZDF-Sendung zur Enzyklika „Evangelium vitae“ wurden die alten ungerechtfertigten Vorwürfe gegen die Kirche erhoben. <30.3.1995>
Weiterer Artikel von Christa Meves, 23.7.98 DT: Das Internet allein ist nicht der Sündenbock. Die Fehlentwicklung hat mit der „Befreiung zur Sexualität“ begonnen.
Peter Lafontaine, Brief an Redaktion des Paulinus, 18.6.1995, anlässlich Ariktel in SZ vom 17./18.6.1995 von Pfarrer Werner Graus, St. Ingbert.
Peter Lafontaine, Bezug auf Artikel 27./28.6. ?, Verspottet und verhöhnt.
Bezug auf Leserbrief „Nichts als Märchen“ von Hannelore Wies, SZ vom 10./11.6.1995, Peter Lafontaine, 17./18.6.1995: Verunglimpfung. Dazu Stellungnahme von R. Klößner, Eimersdorf 26.9.1995.
Leserbrief in SZ vom 2./3.9.1995 von Theo Cornehl-Cornelli „Absolut richtig“ Peter Lafontaine 5.9.1995.
Rainer Müller, SZ 6./7.Juni 1996, Priesterinnen in der Katholischen Kirche? Noch ein langer Weg; dazu Peter Lafontaine, Kein Beleg, Leserbrief 22./23.6.1996.
Ein Brief von Marie-Louise Schuldgen, 8.9.96 zur Thematik.
Peter Lafontaine 7.8.1996 an Paulinus zu Leserbrief vom 4.8.1996 „An Jesu Geist orientierte Worte“.
Peter Lafontaine, Leserbrief an Paulinus 20.7.1996 zu „Versöhnte Verschiedenheit“, Paulinus 18.8.?1996.
SZ Artikel „Papst streicht UN-Zuschuss“ vom 6.11.1996. Dazu Leserbrief Margarete Skupin SZ 23./24.11.1996. Dazu Leserbrief Peter Lafontaine 2.12.1996.
Peter Lafontaine an Redaktion SZ 13.1.1997 zu Leserbrief „Im Interesse des werdenden Lebens“ in SZ 11./12.1.1997 von Michael Krane.
Rainer Müller, Härtere Strafen für Kindesmörder und Sexualstraftäter. Wir müssen etwas tun, SZ 5./6.10.1996. Dazu Peter Lafontaine 15.10.1996 „Zum Sittenkatalog der Zehn Gebote zurückkehren; ferner: Wir müssen bereit sein, zu einer christlichen Ethik zurückzukehren, weiterer Bezug zum Thema „Kindesmissbrauch“, Peter Lafontaine, 8.9.1997: „Einen absoluten Wert anerkennen“.
Peter Lafontaine, Leserbrief an SZ 16.6.1997 mit Bezug auf Leserbrief von Fritz Köhler, Religiöse Unterweisung nicht in der Schule vom 7./8.6.1997. Beiliegend Flugblatt.
Joseph Wolf, Das wahre Gottesreich kann nie von Rom ausgehen, in SZ 20./21.12.1997, dazu Peter Lafontaine 21.12.1997.
Leserbrief Peter Lafontaine, 31.12.1997/1.1.1998 „Die neue Instruktion korrigiert diese Missstände.
Leserbrief 3./4.1.1998 SZ: Auch aus Rom wird nur Negatives berichtet. Kommentar zu Jürgen K. Neumann: Wir brauchen wieder Werte.
Ohne Datum: Verspottet und verhöhnt, Bezug auf SZ, Ausgabe 27./28.6.
Ferner:
Alois Max, Überherrn-Altforweiler, sendet Peter Lafontaine, einige seiner Leserbriefe zu.
Diverses: Briefe, Artikel
Artikel:
Peter Lafontaine, Pater Hurtado, SZ 18.2.1995.
Übersetzung eines Artikels ins Spanische:
„Wenn Gott schenkt, dann für immer“. Ein Interview mit dem Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, über die Debatte um die Zukunft des Zölibats. Deutsche Tagespost Nr. 125, S. 3: 15.10.1992.
Aussprach e
Samstag, 18. Februar 1995
Pater Hurtado
Bei den schier endlosen Diskussionen über die Themen Zölibat, Priesterweihe der Frauen und Demokratisierung der Kirche (siehe Zuschriften, zuletzt DT vom 28. Januar) denke ich öfter an das ,,5. Evangelium”. Es handelt sich bei diesem Buch von Giacomo Biffi um einen fingierten Textfund, den ein Mailänder Industrieller entdeckt hat. Mit viel Witz und Ironie und gerade durch überspitzt formulierte Sätze gelingt dem Autor vielfach eine echte Hinterfragung der gegenwärtigen Tendenzen in der Kirche.
Im 28. Fragment aus dem 5. Evangelium heißt es im Gegensatz zu Lk 22, 32: “Simon, ich habe für dich gebetet, daß dein Glaube, gestärkt durch die Meinung der Masse, nicht wanken möge und daß die liebevolle Kritik deiner Brüder dich aufrechterhalte.” – „Petrus soll also seine Entscheidungen von den Resultaten der Umfrage abhängig machen. Wenn die Herde nicht mehr weiß, wohin gehen, was tun? … Die Lehre des Evangeliums nach Migliavacca sagt klar: Man versammle die Schafe und treffe einen Mehrheitsbeschluß darüber, welchen Weg der Hirte wählen soll.” Im 30. Fragment aus dem 5. Evangelium steht dann gegenüber Mt 28, 19: Geht in alle Welt, um zu diskutieren! Aus dem Hin und Her der Meinungen wird die Wahrheit entspringen!
Doch Ironie einmal beiseite! Ist es nicht Tatsache, daß viele von uns, sogar Theologen, vielmehr Zeit in endlosen und unfruchtbaren Diskussionen verbringen als im Gebet? Ich meine, daß man auch heute noch sagen kann: Die besten Kommentare des Evangeliums sind die Heiligen. Sie sind und bleiben die besten und wahren Wegweiser für jede Erneuerung der Kirche. Das hat doch die Geschichte der Kirche immer wieder gezeigt. Das kam mir jetzt am Beispiel eines Heiligen unserer Tage wieder zum Bewußtsen.
Am 16. Oktober vergangenen Jahres hatte ich das Glück, an der Seligsprechung des Chilenen Alberto Hurtado teilzunehmen, den seine Landsleute schon vor Jahren “seliggesprochen” haben, indem sie einer Stadt seinen Namen gegeben haben. Er war Apostel der Straßenkinder, denen er ein Heim und Geborgenheit gab. Als charismatischer Pädagoge und Freund der Jugend gelang es ihm, viele für Priesterberufe zu gewinnen. In seiner eigenen Ordensgemeinschaft stieg die Zahl der Novizen von sieben auf über dreißig. Wenn es heute in Chile keinen akuten Priestermangel mehr gibt, so ist dies weithin seinem Wirken zu verdanken. Er war ein Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit, der sich nicht scheute, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Wer weiß, was er alles für die Erneuerung der Kirche und Gesellschaft in Chile geleistet hat, der konnte die Begeisterung der siebentausend Chilen auf dem Petersplatz verstehen, die sich vor Freude umarmten und küßten, die mit ihren Nationalfähnchen in den Händen dem Papst zujubelten und im selben Atemzug „Viva el Papa“ und „Viva Chile“ rufen konnten. Unsere deutschen Papstkritiker hätten für dieses ergreifende Schauspiel vielleicht nur ein süffisantes Lächeln übriggehabt. Aber bei den Chilenen schwang außer dem Dank für die Seligsprechung ihres Landsmannes sicher auch der Dank für die Friedensstiftung des Papstes zwischen Chile und Argentinien mit, die 1984 einen kriegerischen Konflikt zwischen den beiden Ländern verhinderte.
Doch man hat nicht nur auf dem Petersplatz gejubelt, sondern in der Kirche der Jesuiten in Rom und in allen Diözesen in Chile Vigilien gehalten, als Zeichen der Buße und Umkehr. Aus zwei Pfarreien meiner Weihediözese wurde mir berichtet: Es gab Beichten, viele Beichten.
Sicher war Padre Hurtado auch ein kritischer Mahner. Er schrieb sogar einen Brief an Papst Pius XII., in dem er schonungslos die Situation des Landes beschrieb. Er tat es aber nicht wie hierzulande ein Professor, der das Eröffnungsreferat einer Studientagung mit dem provozierenden Titel “Ist die Kirche noch zu retten?” begann, aber nur, um die .Amtskirche” anzuklagen.
Hurtado schrieb zwar auch ein provozierendes Buch, das jedoch nur das Ziel hatte: Das Gewissen der Gläubigen aufzurütteln. Der Titel lautete: “Ist Chile ein katholisches Land?” Bei all seiner Kritik unterwarf er seine Thesen in Demut und Gehorsam dem Urteil des Papstes und seiner Oberen. Die Quelle seines überaus fruchtbaren Wirkens auf den verschiedensten Gebieten von Kirche und Welt war ohne Zweifel seine innige Verbundenheit mit Christus, die ohne Unterlaß durch ein mystisches Gebetsleben genährt wurde. So wurde er zu einem Propheten und Erneuerer der Kirche seines Landes. Sein leben zeigt es klar: Demut oder Stolz, das ist immer die Frage und das Kriterium für die Unterscheidung der Geister.
Peter Lafontaine, Pfarrer i.R.,
66763 DillingeniSaar
Dillingen, den 4. Januar 1991
An die
Redaktion der Saarbücker Zeitung Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
Was bezweckte Alfred Schön mi t seinem Bei trag “Weihnachten 1990″? (SZ vom 24. Dezember 1990). Hat er damit jemand etwas besser gemacht? Oder einem Freude gemacht? Oder wollte er bewußt nur provozieren? Das scheint tatsächlich der Fall zu sein. Und er hat sich gleich vom richtigen Journalisten, nämlich Franz Alt mit seinem Buch “Jesus – der erste neue Mann” inspirieren lassen.
Franz Alt behauptet, Jesus sei nicht am Kreuz gestorben; er wäre nur bewußtlos gewesen; der bewußtlose Jesus wäre von Freunden des Joseph von Arimathäa versorgt worden und dann nach zwei Tagen wieder aufgewacht. Franz Alt ignoriert also vollkommen die Schriftstelle Joh. 19,33-35. Ja, der Opfertod Jesu ist für ihn sogar ein primitiver Hokuspokus, den der liebende Vater des Jesus von Nazaret nicht nötig habe. (Seite 55 im o.g. Buch).
Die Himmelfahrt Christi leugnet Alt ebenso. Um das zu “beweisen” klammert er in Lk , 24,51 den Satzteil “und wurde zum Himmel emporgehoben” einfach aus.
Ähnlich macht es nun Alfred Schön, wenn er behauptet, die FamilIe Jesu hätte keine Beziehung zu den Theologen und Priestern jener Zeit gehabt. Schön hat das Neue Testament nicht ganz gelesen oder Schriftstellen ausgeklammert und wie Allt sich seiner Phantasie bedent. Wie abwegig seine Folgerungen in den Anklagen gegen die Kirche der Gegenwart und ihren „Dienern von heute, die lieber Weihnachten feiern“ (doch wohl in der Hauptgemeinde?), statt das Sonderopfer einer zusätzlichen Christmette in einer kleinen Pfarrei-Filiale zu erbringen!! Da hat er sicher auch keine Beziehung zu den Theologen und Priestern vor Ort gehabt, um den wirklichen Grund und die Möglichkeit eines Sonderopfers zu recherchieren. Und welch ein Widerspruch! Wenn Schön es mit Alt hält, dann wäre die Christmette doch ein Hokuspokus.
Was sollen die unüberlegten, zum “Ritual” gewordenen Klagen gegen die Dogmen, Schablonen, Rituale und Lehr-Leerformen der Kirche? Wenn Schön sich ein wenig die Mühe machte, mal Kirchengeschichte zu studiern, dann würde ihm bei ehrlichem Willen aufgehen, welche Bedeutung die doch gottgewollten Dogmen und Formen für die Entwicklung der Kirche haben. Da er uns Lesern Bücher vorgestellt hat, darf auch ich welche empfehlen:
August Franzen, Kleine Kirchengeschichte. (Verlag Herder).
Und wenn er auch noch Gertrud von Le Fort, Hymnen an die Kirche, liest, lernt er vielleich auch noch die Kirche lieben, die doch seine Mutter ist, ob er will oder nicht. Denn auch hier gilt der Satz aus dem “Kleinen Prinzen”: “Nur mit dem Herzen sieht man gut”.
Wenn ich nun auch eine “gelbe Karte” zeigen darf, dann würde ich sagen: “Der Beitrag “Weihnachten 1990″ war deplaciert, unqualifiziert, lieblos und verletzend.
Trotzdem wünsche ich mir von der SZ für dieses Jahr einen schöneren Schönen-Ar tikel “Weihnachten 1991″.
<SZ vom 14.8.91>
Und der Papst schweigt …
VON RAINER MÜLLER
Europas Stimme blieb verhalten zum Abschiebedrama im süditalienischen Bari. In der Europäischen Gemeinschaft treten sich die Partner nicht zu nahe. Strategien und Taktiken sind – siehe auch die Jugoslawien-Krise – nationalstaatlich, nicht europäisch motiviert.
Solcherlei Rücksichtnahmen brauchte der Chef des Vatikanstaates, Papst Johannes Paul II., nicht zu nehmen. Der Weltreisende in Sachen Moral, worunter Papst und Amtskirche hauptsächlich die Sexualmoral verstehen, liebt große Auftritte vor viel Publikum und maßregelnde Predigten. Ähnlich werden bereits in der Bibel Gestalten geschildert, die mit donnergrollenden Worten die Gläubigen auf den Pfad der Tugend beorderten.
Wenn es aber um die kleinen, karitativen Angelegenheiten des täglichen Lebens ging, dann versagten sie. Da mußte der barmherzige Samariter ran, der nicht einmal zu den wahren Glaubenden gehörte. Diesen Vergleich darf man durchaus heranziehen, denn wo blieb der Aufschrei des Heiligen Stuhls, wo die deutliche Kritik am Vorgehen der italienischen Regierung? Eine der größten Industrienationen der Welt war nicht in der Lage und willens, wie der “Corriere della Sera” sarkastisch kritisierte, in drei Tagen zehntausend Tassen Kaffee zu verteilen. Und der Vatikan sah sich außerstande, menschenverachtend-inhumanes Handeln vor der eigenen Haustür anzuprangern. Kein Wunder also, wenn die Glaubwürdigkeit der höchsten kirchlichen Würdenträger und damit der Kirche allgemein weiter abnimmt. Jesus Christus, auf den sie sich berufen, hätte nicht die Albaner, wohl aber die prügelnden Polizisten zum Tempel hinausgeworfen.
Dillingen, den 16. August 1991
Leserbrief
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung Postfach 296
6600 SaarbrUcken
Sehr geehrte Herren!
Der Artikel ”Und der Papst schweigt ••• ” in der S.Z. vom 14. August entspricht nich der Wahrheit.
Papst Johannes Paul II. hat nicht geschwiegen: Beim Angelus-Gebet am Sonntag, den 11. August in Castelgandolfo hat er zur Solidarität mit den albanisohen Flüchtlingen in Süditalien aufgerufen. “Die dramatisohen Bilder von Männern, Frauen und ganzen Familien dürfen niemanden gleicbgültig lassen”, sagte der Papst. Es sei zu hoffen, daß niemand auf die erforderliche “humanitäre und christliche Hilfe” verzichten müsse. Gleichzeitig bat der Papst die internationale Gemeinsohaft um Hilfe für Albanien, damit der Balkanstaat allen seinen Bürgern bessere Lebensbedingungen in der Heimat garantieren könne. Die katholischen Hilfswerke forderte Johannes Paul II. auf, ihren Einsatz für die Notleidenden mit allen Kräften fortzusetzen.
Warum versucht Rainer Müller die Sittenlehre der Kirche lächerlich zu machen? Sind es nicht gerade die Befolger der evangelischen Räte, die weltweit der Menschheit die größten Dienste erweisen? Darf der Papst sich nicht gegen eine hedonistische Permissivität wenden, die den Menschen doch nicht befreit, sondern versklavt und offensichtlich doch schon weithin moralische und gesundheitliche Schädenn verursacht hat?
Und wo bleibt die Toleranz? Wenn ein Fernsehmoderator das islamische Oberhaupt verhöhnt oder beleidigt, muß er sich öffentlich entschuldigen. Wenn ein anderer antisemitische Äußerungen von sich gibt, wird er gefeuert. Aber den Papst, die Kirche und Katholiken darf man willkürlich verletzen und beleidigen.
Ich hoffe, daß die Redaktion der S.Z diesen Leserbrief nicht wieder, wie einen früheren, totschweigt.
Mit freundlichen GrUßen
<SZ>
2 Kommentare – Hintergrund
Kirche braucht Diskussion
VON RAINER MÜLLER
In der Schweiz droht ein Bistum der katholischen Kirche zu zerbrechen. Der diözesane Notstand ist heraufbeschworen worden. Stein des Anstoßes ist der von Papst Johannes Paul II. unter lautem Protest der Basis ernannte ultrakonservative Bischof von Chur, Wolfgang Haas. Weiteren Ärger bereitete Haas mit der Ernennung eines Opus-die-Priesters zum Leiter des Priesterseminars in Chur.
Diese Situation hat der Papst vor einem Jahr durch die ,,Inthronisierung” des linien- und amtskirchentreuen Bischofs Haas heraufbeschworen – ebenso wie er in diesem Jahr in Österreich auf heftigen Widerstand stieß, als Rom mit dem ehemaligen Wiener Weihbischof Kurt Krenn einen Vertreter des traditionalistischen Flügels der Kirche zum Bischof von St. Pölten ernannte. Auch in diesem Fall – ein weiterer siehe in Köln – hat der Papst von seinem Ernennungsrecht ohne Wenn und Aber Gebrauch gemacht und sich um die Ansichten anderer Theologen und der Basis nicht gekümmert Johannes Paul II. liegt viel daran, wie er schon mehrfach bewiesen hat, Priester und Laientheologen zu disziplinieren, die nicht als “Hardliner” gelten.
Maßgebliche Theologen haben im vergangenen Jahr die neue römische Instruktion “Über die kirchliche Berufung der Theologen” als einen Versuch verurteilt, den Pluralismus theologischer Lehrmeinungen durch ein Verbot des Dissenses und durch die Forderung nach Gehorsam zu unterdrücken. Das Dokument ist als Angriff auf die Freiheit katholischer Theologie und damit als Angriff auf die Freiheit des ganzen Volkes Gottes bezeichnet worden.
Es ist eines der größten Übel in der katholischen Kirche, daß sie aus der Hoch-Erhobenheit des Amtes die öffentliche Meinung innerhalb der Kirche immer wieder streng zu kanalisieren versucht, ja sogar die einzelnen Schritte vorschreibt, die jeder auf dem Weg zum Heil zurückzulegen hat. Bei allem Respekt vor dem Lehramt: Kirche kann sich in der Atmosphäre eines Meinungs- und Glaubensdiktats nicht entwickeln und nicht erneuern. Dies aber hätte sie dringend nötig, ohne sich gleich in modernistische Strömungen zu begeben und ständig dem sogenannten Zeitgeist hinterherzulaufen.
Sicher ist ein direkter Vergleich unzulässig, aber es fällt auf, daß beispielsweise die Völker im Osten aufbrechen und sich aus der geistigen Knechtschaft einer menschenverachtenden Ideologie befreien. Sie lösen sich von einer geistigen Knebelung, die sie jahrzehntelang unter marxistisch-leninistischer Herrschaft erdulden mußten.
Der Kirche müßte eine solche Entwicklung zumindest zu denken geben. Sicher ist Kirche keine menschenverachtende Einrichtung und nicht im entferntesten zu vergleichen mit der zugrunde gehenden politischen und weltanschaulichen Ideologie des Kommunismus. Der Blick der verantwortlichen Würdenträger aber müßte sich auf die Menschen richten. Sie sind nämlich dabei – der Papst hat es selbst bei seiner Polenreise erfahren – jede Art von geistiger Bevormundung auf die Seite zu schieben und abzuschütteln. Sie wollen nicht nur im politischen Raum bestimmen, sondern auch darüber, wie sie ihr Leben auch im Hinblick auf ein Leben nach diesem Leben gestalten.
Hat die Kirche so wenig Vertrauen in ihr eigenes Selbstverständnis und in die Kraft des Glaubens, den sie lehrt, daß sie sich beharrlich weigert, in eine offene und öffentliche Diskussion mit denen einzutreten, die von der herrschenden Lehrmeinung abweichen? Das verhieße keine guten Zukunftsaussichten – und schon jetzt muß befürchtet werden, daß die Gotteshäuser sich ständig weiter leeren.
Wenn sich Menschen heute von der Kirche abwenden, so ist das nur in den wenigsten Fällen mit Desinteresse, materialistischer Sattheit und Unglauben zu erklären. Enttäuschung dürfte eine wesentlichere Rolle spielen.
Dillingen, den 3. September 1991
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
Sehr geehrte Herren!
Als Papstkritiker har Herr Rainer Müller mit seinem Beitrag “Kirche braucht Diskussion” (SZ vom 2.9.91) wieder einmal daneben geschossen. Die Schlußbemerkungen seines Artikels widerlegt sogar die SZ vom selben Tage mit dem Bericht von Susanne Krause: “Statt Orgelmusik und Gottes Wort gibt es nun Theater oder Gaumenfreuden “.
Wenn Rainer Müller einmal die 2000jährige Geschichte der Kirche mit all ihren Höhen und Tiefen ein wenig studieren würde, dann müßte er bei sachlicher Schlußfolgerung feststellen, daß es niemals Diskussionen waren, welche die Kirche aus der jeweiligen Krise herausführten. Wenn er dann auch noch feststellen müßte, welche Kräfte, Persönlichkeiten und Reformen die Kirche immer wieder erneuert haben, dann könnte er sich auch von den klischeehaften Vor- und Fehlurteilen über Opus Dei, Papst und Lehramt der Kirche befreien.
Es steht mir nun nicht zu, den einzelnen Redakteuren der SZ Noten zu erteilen. Aber als die sachlichsten und objektivsten Artikel habe ich die Beiträge von Walter W. Weber schätzen gelernt. Ich habe mich darüber gewundert mit welcher Sorgfalt er z.B. bei dem seinerzeitigen Bericht über Chile recherchiert und analysiert hat. (Ich habe nämlich selbst 18 Jahre in jenem Land gelebt und 5mal wieder besucht). Wie sachlich war er selbst in seinem Beitrag “Die sechs Fehler von Oskar“!
Wenn alle seine Kollegen so vorurteilslos schreiben würden, brauchte ich mich nicht mehr über die SZ zu ägern.
Mit freundlichen Grüßen
Pet er Lafontaine
Steinmetzstr. 27
6638 Dillingen
<SZ vom 28.10.91>
Die Pille wird kommen
VON RAINER MÜlLER
Was hat wohl die Hoechst-Tochter Roussel-Uclaf bisher davon abgehalten, das von ihr schon vor drei Jahren in Frankreich verbreitete Abtreibungsmedikament “Mifegyne” bisher für die Zulassung in Deutschland noch nicht zu beantragen? Waren es medizinische Zweifel mit Blick auf mögliche und bei aller Erfahrung zu erwartende Nebenwirkungen oder eher moralische Skrupel? Letzteres wird zutreffen, denn mit dem Erscheinen dieses Medikaments kommt es jetzt zu den gleichen Diskussionen wie bei den Debatten um den Schwangerschaftsabbruch auf ,,konventionelle” Weise im Krankenhaus.
Der nächste politische Konflikt ist programmiert. Darauf weist schon die Forderung der profilierten CDU-Politikerin Doris Pack hin, die sich deutlich für das Ausprobieren der Tötungspille ausgesprochen hat, während ihr Kollege Bundestagsabgeordneter Claus Jäger kürzlich noch apodiktisch formulierte, daß es diese Pillen in Deutschland niemals geben dürfe.
Das bleibt wohl ein frommer Wunsch. Selbst wenn jetzt, wie in Frankreich, noch strenge Auflagen für das Präparat bestehen, so werden diese auf Dauer nicht bestehen bleiben. Die Abtreibungspille wird als “fortschrittliche” Errungenschaft weltweit wie viele andere neu entwickelten Medikamente ihren Siegeszug antreten, und zwar allen moralischen Anfeindungen zum Trotz. Der EG-Binnenmarkt ab 1993 wird dann im Rahmen der Harmonisierungsbestrebungen zwangsläufig dafür sorgen, daß die Substanz RU 486 ohne große Probleme und weitere Diskussionen auch in Deutschland in die Apotheken kommt.
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
Zur selben Zeit wohl, als Rainer Müllers Beitrag “Die Pille wird kommen” in Druck ging – SZ vom 28.10.91 – lief im Fernsehen der Zukunftsfilm “Weg mit den Alten“.
Kein Wunder wenn man für die Zukunft mit dieser Losung rechnen muß, wenn es jetzt schon heißt: “Weg mit den Ungeborenen!” Nichts anderes bedeutet doch in seinen Konsequenzen das Plädoyer für die Freigabe der Abtreibungspille “Mifegyne” (RU 486). Auch das Leben ist unteilbar.
Von Anfang an – als man noch nicht die medizinischen und biologischen Erkenntnisse vom Beginn des menschlichen Lebens besaß – haben schon die ersten Christen die Abtreibung der Leibesfrucht entschieden abgelehnt und sich darin von der heidnischen Umwelt abgegrenzt.
Wenn sich Rainer Müller auf die “profilierte” CDU-Politikerin Doris Pack beruft, kann man nur sagen, daß der Parteivorstand sie entschieden zurückpfeifen muß und das “C” ihres Parteinamens streichen muß und HDU, “Heidnische Demokratische Union” nennen muß.
Ist es nicht eine Schizophrenie, wenn man heute so sehr, Gott sei Dank – für ein ökologisches Umweltbewußtsein antritt, aber das wichtigste Leben bereits in seinen Wurzeln zerstören will?
<SZ>
Nr. 249 – Samstag/Sonntag, 26./27. Oktober 1991
Das Dilemma
Der Fall Drewermann ist der neueste Fall in einer langen Reihe von Verfolgung und Unterdrückung Andersdenkender durch die päpstliche Kirche. Erinnert sei an die VerfoIgung von angeblichen Ketzern, von Hexen und Juden durch die Inquisition, die Verurteilung von Galileo Galilei wegen seiner Behauptung, daß sich die Erde um die Sonne drehe, an die Entziehung der Lehrerlaubnis von Prof. Hans Küng oder jüngst das Redeverbot für den Befreiungstheologen Bernardo Boff. Im neunzehnten Jahrhundert attackierten die Päpste jede neue Verfassung als “gottlos”, weil sie Gewissensfreiheit, Pressefreiheit, freie parlamentarische Institutionen und völlige Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz garantierte.
Das Dilemma der Katholiken besteht (nach Peter de Rosa) heute darin, daß “der Katholik in seinem Staat Offenheit, völlige Religionsfreiheit, Demokratie und Toleranz begrüßt. Er hält es für selbstverständlich, daß Freiheit zu einer Vertiefung der Wahrheit führt”. In der katholischen Kirche muß er dagegen Geheimhaltung und fehlende Haftbarkeit hinnehmen. Es gibt keine Alternativen, keine Wahlen. „Er muß akzeptieren, was man ihm vorsetzt. Der Ein druck entsteht, daß Freiheit und Diskussion zur Verwässerung der Wahrheit führen.” WILLIBALD STEFFEN, Lebach
Dillingen, den 30. Okt. 1991
An die Redaktion
Der Saarbrückerzeitung
Postfach 692
6600 Saarbrücken
Leserbrief
In seinem Leserbrief „Das Dilemma“ (SZ vom 26/27. 10. 91) tadelt Willibald Steffen die “päpstliche“ Kirche. Mit dem Gebrauch des Adjektivs „Päpstlich“ offenbart er schon sein mit antirömischen Affekt belas tetes Vorurteil.
Zum Fall Drewermann und Küng: Jeder Verein hat seinen Zweck, sein Programm und seine Statuten. Wenn sich ein Fußballer gegen die Spielregeln verfehlt, bekommt er zunächst die gelbe und dann die rote Karte gezeigt. Nach vielen gelben Karten haben sich Küng und Drewermann schließlich die rote Karte eingehandelt.
Wer wie Drewermann so massiv und hartnäckig unberechtigte Kritik an der Kirche übt, kann doch nicht Lehrer und Vorbild für Priester sein. Ähnliches gilt für Küng. Wenn der Trainer eines Sportvereins oder ein Vorstandsmitglied irgendeines Musik- oder Schützenvereins ähnliches tut, wird ihm nahegelegt, den Hut zu nehmen oder er wird gefeuert.
Zum Fell Leonardo (nicht Bernardo) Boff möchte ich Steffen fragen, ob er die Instruktionen der Kongregation für die Glaubenslehre vom 6. August 1984 und 22. März 1986 gelesen hat. Ein wesentlicher Punkt darin war z.B. die Zurückweisung der Methode der “marxistischen Gesellschaftaanalyse“. Wie berechtigt diese Instruktionen waren, hat sich doch in unseren Tagen im Zusammenbruch des Marxismus gezeigt.
Zur Inquisition: Der erst Ketzerverfolger war nicht die Kirche, sondern der römische Kaiserstaat. Natürlich ist die Inquisition dann zu einer üblen Verirrung der mittelalterlichen Kirche geworden.
Peter Lafontaine
Steinmetzstr. 27
6638 Dillingen
Dillingen, den 29. Okt. 1991
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
In seinem Leserbrief “Das Dilemma” (SZ vom 26/27. 10. 91 tadelt) Willibald Steffen, Lebach, die päpstliche Kirche. Unsere Medien scheinen es allmählich erreicht zuhaben, daß der Papst zum Buhmann der Welt geworden ist.
Zu der Entziehung der Lehrbefugnis von Drewermann, Hans Küng und der Zurechtweisung von Leonardo (nicht Bernardo) Boff: Jeder Verein hat seinen Zweck, sein Programm und seine Statuten. Wenn sich ein Fußballer gegen die Spielregeln verfehlt bekommt er zunächst die gelbe und dann die rote Karte gezeigt. Nach vielen gelben Karten haben sich Küng und Orewermann schließlich die rote Karte eingehandelt.
Willibald Steffen möchte ich fragen, ob er die Dokumentation des Briefwechsels zwischen Drewermann und dem Erzbischof von Paderborn gelesen hat. Wer so massiv und hartnäckig unberechtigte Kritik an der Kirche übt, kann doch nicht Lehrer und Vorbild für Priester sein. Man stelle sich vor, was geschieht, wenn der Trainer eines Sportvereins oder ein Vorstandsmitglied eines Musik- oder Schützenvereins ähnliches tut.
Auch zum Fall Leonardo Boff möchte ich Steffen wieder fragen, ob er die Instruktionen der Kongregation für die Glaubenslehre vom 6. August 1984 und 22. März 1986 gelesen hat. Ein wesentlicher Punkt darin war die Zurückweisung der Methode der “marxistischen Gesellschaftsanalyse“. Wie berechtigt diese Korrektur war, hat sich doch in unseren Tagen im Zusammenbruch des Marxismus gezeigt.
Nur noch ein Wort zur Inquisition: Der erst Ketzerverfolger war nicht die Kirche, sondern der römische Kaiserstaat. Natürlich ist die Inquisition dann zu einer Verirrung der mittelalterlichen Kirche geworden. Inquisition und Verfolgung finden sich aber nicht nur in der „päpstlichen” Kirche, sondern auch beim Protestantismus, z.B. in England und im Genf Calvins. Wie einseitig und blauäugig die stereotyp wiederholte Anklage gegen die Kirche ist, zeigt die Feststellung des bekannten Journalisten Johannes Groß: Innerhalb von zwei Jahren hat die französiache Revolution mehr Opfer gefordert als die Inquisition in zweihundert Jahren. Und ist es nicht bemerkens wert, daß die katholische Kirche trotz aller Irrungen und Zerfallserscheinungen sich immer wieder aus eigener Kraft erneuert hat? Wäre sie eine nur rein menschliche Institution, sie wäre längst zugrunde gegangen. Welche Institution hat mehr für das Wohl der Kirche getan als die ketholische Kirche. Warum nur immer das Negative der Kirche in krankhafter Weise betrachten? Wer hat sich mehr eingesetzt für die Würde der Frau, für die Armen und Entrechteten, die Kranken und Siechen- Das Hospital für Kranke und Sieche kannten weder Griechen noch Römer. Letztere hatten nur Lazerette, um die Knochen der Soldaten zu flicken. Mit Recht heißt es in Dreizehnlinden: Caritas ein Christenmädchen.
Wenn wir heute so viele unqualifizierte Angriffe auf Papst und Kirche erleben, dürfen wir uns damit trösten, daß man schon Christus einen “Fresser und Säufer” genannt hat (Mt. 11,19) und Er selber hat ja gesagt: „Wenn die Welt euch haßt, dann wißt, daß sie mich schon vor euch gehaßt hat”. (Joh 15,18)
Nur wer die Kirche liebt, wird sie auch verstehen und das Wort der großen Dichterin und Konvertitin Gertrud von Le Fort beherzigen, wenn sie die Kirche in ihren Hymnen sprechen läßt:
” ••• ich bin die Mutter aller Kinder dieser Erde: was schmähest du mich, Welt, daß ich groß sein darf, wie mein himmlischer Vater? Ich war die Sehnsucht aller Zeiten, ich war das Licht aller Zeiten … Ich bin die Straße aller ihrer Straßen: auf mir ziehen die Jahrtausende zu Gott!“
Dillingen, den 8. Januar 1992
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
zum Bericht über die rheinische Landessynode
in Bad Neuenahr
Zum obigen Bericht vom 7.1.92 erlaube ich mit die Anfrage an die Redaktion der S.Z., warum sie so gerne und genüßlich Negatives von der katholischen Kirche berichtet. Ist ihr Leitmotiv vielleicht der Ausspruch des französischen Schriftstellers Jean Cocteau: “Wer lobt, muß fürchten, für dumm gehalten zu werden. Wer rügt, ist sicher, für klug zu gelten.”?
Was soll dieser wiederholte Spott über unsern Papst Johannes Paul II.? Die Häme von Hohn und Spqtt scheint mir schlimmer und verletzender zu sein als der offene Haß und die Verleumdungen der Kirche, wie ich sie in meiner Studentenzeit im “Stürmer” und im “Schwarzen Chor” kennengelernt habe.
Bezüglich des “guten Rezeptes” für das Ende der Kirchenspaltung zeigt uns doch die Kirchengchichte, daß gerade die vom göttlichen Stifter im Apostelkollegium und in der Urkirche vorgegebene hierachische Grundstruktur der katholischen Kirche geholfen hat, in allen Jahrhunderten ihre Krisen und Wirren zu überwinden.
Mit freundlichen Grüßen
Erzbischof: Sex ist eine Gabe Gottes
Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, George Carey, hat die römisch-katholische Kirche zum Überdenken ihrer Haltung zur Geburtenregelung aufgerufen. Im „Daily Telegraph“ erklärte er, wenn Rom das Verbot der Geburtenregelung als Dogma sehe, stelle dies auch ein Problem für Nicht-Katholiken dar. Carey sagte, daß für Anglikaner der Sexualverkehr nicht nur als Mittel zur Fortpflanzung zulässig sei: „Sex ist eine Gabe Gottes, ein Ausdruck der Verbundenheit, ein Geschenk der Liebe.“ Dpa
Pet er Lafontaine
Steinmetzstr.27
6638 Dillingen
Dillingen, den 19.Mai 1992
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, daß die SZ immer wieder sehr gerne negative Schlagzeilen und Berichte über die Haltung und Lehre der Katholischen Kirche bringt und sogar durch besonderes Layout hervorhebt, auch wenn sie falsch sind. So heißt es in der SZ vom 19.5., “Rom sehe im Verbot der Geburtenregelung ein Dogma”.
Das ist einfach falsch. Die Kath. Kirche tritt nur für eine der Würde des Menschen entsprechende natürliche Familienplanung ein. (Mutter Teresa von Kalkutta läßt sogar besonders ausgebildete Schwestern die Familien beraten. )
Es wäre zu wünschen, daß sowohl Redakteure wie auch Schreiber von Leserbriefen, bevor sie sich an Schlagworten gegen die Katholische Kirche festbeißen, sich besser informieren. Das verlangt doch die ehrliche Toleranz uns Katholiken gegenüber, die wir doch den größeren Anteil der Leserschaft bilden dürften.
Ich darf dafür ein besonders inforrmatives Buch empfehlen, in dem all die Reizthemen wie Primat des Papstes, Frauenfeindliche Kirche, Kirche und Religionsfreiheit, Zölibat, Sexuallehre der Kirche, Der Fall Galilei, Inquisition usw. objektiv behandelt werden:
Plädoyer für die Kirche – Urteile über Vorurteile. mm verlag aachen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Lafontaine
<SZ 1./2. Aug. 92>
2 Kommentare-Hintergrund
Republik der Einzelkämpfer
VON WALTER W. WEBER
Damit erst gar kein Zweifel aufkommt: Die Debatte um die Parteienverdrossenheit in Deutschland muß geführt werden. Öffentlich, schonungslos und grundsätzlich. Denn sie ist notwendig, weil sich in über vier Jahrzehnten Parteien-Demokratie in dieser Republik zu vieles fehlentwickelt und negativ verfestigt hat
Doch darüber hinaus stellt sich die grundsätzliche Frage: Läßt sich die Diskussion wirklich nur auf diesen einen Bereich eingrenzen? Greift sie damit nicht zu kurz? Liegt das eigentliche Problem, mit dem wir es hier zu tun haben und das sich im gestörten Verhältnis zwischen Bürgern und Parteien eben besonders augenfällig darstellt, nicht in Wirklichkeit viel tiefer und auf einer viel breiteren gesellschaftspolitischen Ebene? Sind die Parteien nicht nur ein – wenn auch bedeutender – Mosaikstein in dem Gesamtbild einer Gesellschaft, die sich gravierend verändert hat und immer noch rasant wandelt? Und ist überhaupt noch reparabel und restaurierbar, was der Zeitgeist bereits tief verschüttet hat?
Der Wandel der Gesellschaft ist kein spezifisch deutsches Problem. Es ist das Problem fast aller Wohlstandsgesellschaften der Welt. Doch es ist das uns am nächsten liegende Problem – und damit ist es ein Problem der Deutschen.
Der Wandel der bundesdeutschen Gesellschaft, der sich in einem zunehmenden Drang nach Individualität, nach Unabhängigkeit und Ungebundenheit zeigt, hat nicht nur Auswirkungen auf die Parteien, sondern auf alle klassischen Institutionen: auf Familie, auf Kirche, auf Gewerkschaft, auch auf große Bereiche des Vereinslebens. Sie alle haben es inzwischen mit erheblichen Akzeptanzproblemen zu tun.
Das einstmals festgeknüpfte Netz von Familie- und Verwandtschafts-Beziehungen und -Bindungen gibt es so nicht mehr. Es sind in zunehmendem Maße lockere Fäden, die davon noch übriggeblieben sind. Die wachsende Zahl von Single-Haushalten ist dafür nur ein Symptom, das inzwischen auch im traditionellen bindungsstarken Saarland festzustellen ist. Beziehungen, die Verantwortung erfordern, werden immer stärker als Fesseln gesehen, die man sich ersparen möchte.
Das gilt vielfach auch für das Verhältnis zur Kirche. Wobei diese allerdings- eine Parallele zu den Parteien – den Entfremdungsprozeß noch zusätzlich fördert durch erstarrte Strukturen des Denkens und Handelns wie der Selbstdarstellung.
Problem der Gewerkschaft wiederum ist es, daß Wohlstandssicherung zunehmend individuell gesehen wird. Gruppeninteressen treten dahinter zurück. Immer mehr Deutsche werden zu Wohlstands-Einzelkämpfern. Gerade im Berufsleben, wo die Formel lautet: Leistung = Wohlstand. Was bedeutet: Egozentrik auf Kosten der Mitmenschlichkeit. Die Gruppe wird nur noch gesucht, wenn der eigenen, individuellen Interessenlage damit zusätzliche Durchschlagskraft verliehen werden kann. Dies gilt auch für das Engagement vieler in Protestbewegungen.
Besonders deutlich machen läßt sich der Individualisierungs- und Selbstfixierungs-Prozeß am Beispiel der Sportvereine. Mannschaftssportarten haben zusehends weniger Zulauf und wachsende Nachwuchssorgen (im kulturellen Bereich gilt dies für Gesangvereine und Chöre). Wachsenden Zuspruch dagegen erfahren in der Freizeit-Welt Sportarten, in denen sich der einzelne an einem anderen Gegner messen und beweisen kann, zu Zeiten, wo ihm dies paßt. Teamgeist ist immer mehr out, weil er Einordnung verlangt, auf feste Zeiten verpflichtet, einen festlegt und damit Individualität einschränkt.
Ist also überhaupt noch restaurierbar, was der Zeitgeist so gravierend verändert hat? Es ist schwer vorstellbar. Dieser Zug scheint auf absehbare Zeit abgefahren zu sein. Und somit mag die Diskussion um die Parteienverdrossenheit, der vielleicht derzeit ein zu hoher Stellenwert eingeräumt wird im Vergleich zu den anderen Problemfeldern, letztlich vielleicht Fehlentwicklungen stoppen und zu qualitativen Verbesserungen der politischen Hygiene führen. Das Verhältnis zwischen Bürgern und Parteien jedoch wird wohl nie wieder so werden, wie es einmal war. Und da sitzen letztere mit allen anderen klassischen Institutionen in einem Boot.
Dillingen, den 9. Juli 1992
Herrn
Walter W. Weber
Postfa ch 296
6600 Sarbrücken
Sehr geehrter Herr Weber!
Bis jetzt habe ich Sie für den best recherchierenden und analysierenden Redakteur der SZ. gehalten. Zu diesem Urteil kam ich, als ich seinerzeit anläßlich Ihrer Südamerikareise den Beitrag über Chile gelesen hatte. Da ich selbst 18 Jahre dort gelebt habe und bis heute noch rege Verbindung nach drüben habe, kenne ich Chhile fast wie meine Heimat.
Aufgrund dieser Erfahrung habe ich Sie für den objektivsten Redaktuer der SZ gehalten. Leider wurde ich durch Ihren Beitrag vom 15. Juni sehr enttäuscht. Darin zeigte sich, daß Sie die katholische Sittenlehre nicht verstehen können, weil Sie sich wahrscheinlich nicht genug mit ihr befaßt haben.
Weil ich Sie schätze, erIaube ich mir Ihnen einen Artikel und zwei Vorträge der bekannten Psychologin Christa Mewes zugehen zu lassen. AIs beste Antwort auf Ihren oben erwähnten Beitrag möchte ich Sie besonders auf das Kapitel „Die Verunglimpfung der Sittenlehre“ hinweisen. Ich zweifle nicht daran, daß diese Lektüre Sie Haltung des Papstes und unserer Kirche in puncto Sittenlehre etwas besser verstehen läßt.
Wenn Sie sich kurz, und dennoch gut, in kirchlichen und theologischen Fragen – besonders über Reizthemen unserer Tage – informieren wollen, darf ich Ihnen das Buch von Michael Müller, Playdoyer für die Kirche, Urteile über Vorurteile, empfehlen. Erschienen ist es im mm verlag, Aachen.
Mit freundlichen Grüßen
Pet er Lafontaine
Den Mächtigen endlich ins Gewissen reden
Entscheidung Boffs stößt auf Bedauern <”Paulinus” Nr. 28 vom 12. Juli 1992)
Zermürbt durch dauernden Druck seitens vatikanischer Behörden hat der bekannte Theologe aufgegeben. Das Verhalten dieser Behörden ist in der Tat sehr widersprüchlich. Da gibt es einerseits die katholische Soziallehre, die ein Eintreten für die Armen fordert – da gibt es klare Forderungen der letzten Päpste und des Konzils in derselben Richtung – da gibt es die Dokumente von Medellin und Puebla, in denen dieser Einsatz ausführlich begründet wird. Und da gibt es Entscheidungen aus dem Vatikan, die alle Bemühungen vieler südamerikanlscher Bischöfe und Priester torpedieren. Da muß man sich ja fragen, wer eigentlich dort das Sagen hat.
Wann werden die verantwortlichen Prälaten dort endlich begreifen, daß die bisherige Theologie – zunehmend von bekannten Theologen selbst als Theologie des privaten Seelentrostes und der Vertröstung auf ein besseres Jenseits bezeichnet – geradezu Wasser auf die Mühlen der politisch und wirtschaftlich Mächtigen ist, die mit der Bibel nichts oder wenig „am Hut” haben und sie nicht im geringsten gestört hat. Wann wird man in der Verkündigung der Tatsache, daß Gott sich ganz massiv in die Geschäfte der Mächtigen eingemischt hat (Exodus 3,7 folg. und die Sozialkritik der Propheten), endlich die Bedeutung zumessen, die ihr zukommt .
Dillingen, den 1. August 1992
An die
Redaktion des Paulinus
Fleischstraße 62-65
5500 Trier
Sehr geehrte Herren!
Zum Leserbrief “Den Mächtigen endlich ins Gewissen reden” (Paulinus vom 2. August) bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
Es ist heute “in”, fast alle Entscheidungen und Weisungen, die aus Rom kommen, zumal wenn man sie mangels Sachkenntnis und infolge Desinformationen unserer Medien nicht verstehen kann, mit heftigen Vorwürfen und entrüstungsvollen Protesten verurteilt. Das gilt wohl auch weithin für den Leserbrief “Den Mächtigen endlich ins Gewissen reden” von Herrn Pet er Lenz, (Paulinus vom 2. August).
Er unterstellt den vatikanischen Behörden – gemeint ist wohl die Kongregation für die Glaubenslehre – ein widersprüchliches Verhalten. Wenn man den Konflickt von Leonardo Boff mit der Kongregation für die Glaubenslehre verfolgt hat, kann man doch eher zum Gegenteil kommen.
Die Befreiungstheologen, die vor allem durch Gustavo Gutierrez und Leonardo Boff repräsentiert werden, plädieren für die Anwendung der marxistischen Gesellschaftsanalyse, die sie als Methode in der Praxis anwenden wollen. Damit haben sie sich aber nicht immer genügend vom Marxismus abgegrenzt. Und so war ja gerade Leonardo Boff mit der Glaubenskongregation in Konflikt geraten. Der zentrale Punkt der Meinungsverchiedenheit zwischen Boff und der Glaubenskongregation ist schließlich die Frage, ob die marxistische Methode der Gesellschaftsanalyse und die ihr folgende Praxis angewendet werden kann. Clodovis Boff, der Bruder von Leonardo Boff, hat in seinem Buch “Theologie und Praxis” selber erklärt, daß mit der Option für den Marxismus “ein Risiko verbunden ist”.
Ferner betonen die Befreiungstheologen das Prinzip der Orthopraxie, das zur Orthodoxie führe, d.h.: Das rechte Handeln führe zum rechten Glauben. Das ist doch die Umkehrung der Wahrheit. Vom Glauben her wissen wir doch eigentlich erst, was richtiges Handeln ist. Und wenn die Glaubenskongregation in ihren beiden Instruktionen:
Am 6. August 1984 “über einige Aspekte der Theologie der Befreiung” und am 22. März 1986 “Über die christliche Freiheit und die Befreiung”, den Irrweg und die Gefahren der marxistischen Gesellschaftsanalyse und der Theorie und der Theorie des Klassenkampfes aufzeigen und warnen, so ist das doch keine “Torpedierung vieler südamerikanischer Bischöfe und Priester”. Spätestens nach dem weltweiten Zusammenbruch der marxistischen Ideologien hätte Boff doch seinen Irrtum einsehen müssen.
- 2 -
Was war denn die Folge der Anwendung solcher Prinzipien im praktischen Leben der französischen Arbeiterpriester in den 50er und 60er Jahren? Nicht wenige wurden Kommunisten. Und Ähnliches wurde mir bei einem Chilebesuch von Priestern in der Volksfront-Ära berichtet.
Die beiden größten Gefahren der falsch verstandenen Befreiungstheologie bestehen:
1. In der Überbetonung des irdischen Aspektes des “Gottesreiches”.
2. In der Akzeptierung der Gewaltanwendung, um die ungerechten Strukturen zu verändern.
Zum 1. Punkt: Christus hat gesagt: “Mein Reich ist in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt.” Wenn man in der Verkündigung des Reiches Gottes den Hauptakzent auf die Verwirklichung der sozialen Gerechtigkeit verlegt, ja in ihr sogar die Erfüllung des Gottesreiches sieht, dann widerspricht das ganz klar den Aussagen des Neuen Testamentes. Christus sagt wiederum: “Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit und alles übrige wird euch dazugegeben werden”. Aus dem ganzen Kontext des Neuen Testamentes geht doch hervor, daß mit dem Reich Gottes nicht ein irdisches Reich sozialer Gerechtigkeit gemeint ist, sondern das Reich der Gnade, das Reich der Herrschaft Gottes in uns, das dann aber auch die Voraussetzung einer besseren Gesellschftsordnung in der Welt sein kann. Eine Veränderung der ungerechten Strukturen setzt eine Veränderung und Bekehrung der Herzen voraus. Mit Recht sagt Kardinal Ratzinger, daß nur ein Mehr an Bekehrung und an Glaube jene theologischen Einsichten und jene Entscheide der Hirten ermöglichen und wecken kann, die der Größe der Frage entsprechen.
Zum 2. Punkt, der Akzeptierung der Gewaltanwendung: Christus hat entschieden jede Gewaltanwendung abgelehnt. Und wie falsch und kontraproduktiv das gewöhnlich endet, hätte Leonardo Boff in einem konkreten Fall doch lernen können: Im Juni des Jahres 1986 veröffentlichte der “Rheinische Merkur” ein Interview, das ihm Leonardo Boff gewährt hatte. Darin behauptete er, daß in Chile die Situation gegeben wäre, in der man Gewalt anwenden könne. Jeder der Chile und seine soziale und politische Lage kennt, kann sofort aufzeigen, wie gefährlich und falsch diese Feststellung war. Das im September 1986 efolgte Attentat auf Pinochet hatte jedenfalls das Gegenteil bewirkt. Es hatte die Öffnung zur Demokratisierung erschwert.
Gerade in diesem Interview hat Leonardo Boff gezeigt, wie unüberlegt und überzogen er seine Theorien vorträgt und daher mit Recht eine Korrektur der Glaubenskongregation verdient hatte. (Vgl. Rheinischer Merkur vom 21. Juni 1986), und in einem Brief, den er zusammen mit seinem Bruder Clodovis an Kardinal Ratzinger (Vgl. Rheinischer Merkur vom 28. Juni 1986) schrieb, sagt er folgendes: der Papst leite “die Befreiungstheologie in direkter Linie von den Aposteln, den Kirchenvätern, den mittelalterlichen Kirchenlehrern, den Päpsten und den hervorragenden Hirten der Kirche ab.
- 3 -
Keine Theologie könnte eine erhabenere Stellung oder Berufung für sich erwünschen oder beanspruchen”. Mit logischer Konsequenz folgern sie: “Wer sich gegen die … Befreiungstheologie stellt, bietet der Kirche selbst die Stirn”.
Es ist das immer wiederkehrende Lied von Theologen, die gute Ansätze und Einsichten so sehr verabsolutieren, daß sie dann andere Grundwahrheiten übersehen und mißachten und so scheitern müssen. Dabei hatte Gustavo Gutierrez, der als Vater der Befreiungstheologie gilt, im Vorwort zu seinem Buch “Teologia de la liberación” geschrieben: “Es geht weder darum, eine Ideologie zur Verteidigung schon eingenommener Positionen zu entwickeln, … noch eine Theologie zurechtzuzimmern, von der sich eine politische Aktion ableiten lasse”.
Wieviel anders und positiver als in Brasilien ist die Bewegung der Option für die Armen in Chile verlaufen, wo man sich besser an die Weisungen und Empfehlungen von Rom gehalten hat. So schrieb mir 1987 der Bischof meiner Weihedözese und Sekretär der Bischofskonferenz vor dem Papstbesuch: “Das ganze Land hat sich in den Zustand der Mission versetzt und versucht die Botschaft des Herrn und die Soziallehre der Kirche besser kennenzulernen.
Ebenso berichtete eine Ordensschwester aus dem Großraum von Santiago von den Vorbereitungen für die Volksmission zur Einstimmung auf den Papstbesuch im April 1987. Sie schrieb, daß sie an einer Konferenz mit Professsoren der Kath. Universität teilgenommmen hatte, die das Thema der Soziallehre der Kirche zum Gegenstand hatt. Das hätte ihr Anstöße und Kraft gegeben.
Zum Schluß noch zu der etwas verächtlichen Bemerkung von Herrn Lenz über die “Theologie des privaten Seelentrostes und der Vertröstung auf ein besseres Jenseits”: Sind nicht gerade diejenigen die größten Wohltäter der Menschheit gewesen, die, weil sie den Blick fest auf den Himmel gerichtet hatten, die Füße fester auf der Erde hatten. Es sind die Heiligen, die niemand verflucht. Die alle, vom Bettler bis zum König, wenigstens in ihrer Umgebung ein “Stückerl heile Welt” geschaffen haben, um die Welt zu verbessern. Das endgültige Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens kann erst anbrechen, wenn der wiederkommt, der uns dieses Reich verheißen hat.
Wohin haben denn all die Verheißungen der falschen Propheten, die ein irdisches Paradies versprachen geführt? Angefangen von den Führern der französischen Revolution, die Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit verkündeten, über die Führer des “Tausendjährigen Reiches” bis zu jenen Marxisten, die den Himmel den “alten Weibern und Spatzen” überlassen wollten, endeten doch all ihre Versprechen statt in Paradiesen oder “herrlichen Zeiten” in Katastrophen, die mit Strömen von Blut und Tränen verbunden waren.
Anfang, Zwischenstück??? <Pater Hurtado>
für die Erneuerung der Kirche und Gesellschaft in Chile geleistet hat, der konnte die Begeisterung der 7000 Chilenen, die mit ihrem Präsidenten und 40 Bischöfen und 70 Priestern auf den Petersplatz gekommen waren, verstehen. Sie umarmten und küßten sich vor Freude, schwenkten ihre Nationalfähnchen, jubelten dem Papste zu und riefen im selben Atemzug: “Viva el Papa” und “Viva Chile”. Unsere deutschen Papstkritiker hätten für dieses ergreifende Schauspiel vielleicht nur ein süffisantes Lächeln aufgebracht; aber bei den Chilenen schwang außer dem Dank für die Seligsprechung ihres Landsmanns sicher auch der Dank für die Friedenstiftung des Papstes zwischen Chile undArgentinien mit, die 1984 einen kriegerischen Konflikt zwischen den beiden Ländern verhinderte.
Und noch ein letztes möchte ich bemerken. In einem Leseerbrief wurde gesagt: auch die Propheten wärenMahner gewesen. Ja, aber nur wenn sie von Gott berufene Propheten waren. Die selbsternannten werden in der Bibel “Lügenpropheten”geheißen. Auch Padre Hurtado war ein kritischer Mahner. Er schrieb sogar einen Brief an Papst Pius XII, in dem er schonungslos dieSituation des Landes beschrieb. Aber er tat es nicht wiehierzulande ein Professor, der das Erööfnungsreferat mit dem provozierenden Titel “Ist die Kirche noch zu retten?” begann, aber nur um die “Amtskirche” anzuklagen. Nein, er schrieb zwar auch ein provozierendes Buch, das aber nur das Ziel hatte das Gewissen der Gläubigen aufzurütteln. Der Titel lautete nämlich: “Ist Chile noch ein katholisches Land?” Bei all seiner Kritik unterwarf er seine Thesen in Demut und Gehorsam dem Urteil des Papstes und seiner Obern. Die Frucht seines arbeitsreichen Lebens und das Ansehen der Kirche im chilenischen Volk zeigen, daß er ein echter Prophet war. Denn Demut oder Stolz war noch immer die Frage und das Kriterium für die Unterscheidung der Geister.
Dillingen, den 22.8.1992
Sehr geehrter Herr Lenz!
Recht herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Brief vom 25. dieses Monats.
Im Paulinus dieser Woche unterstellt man mir, ich hätte Sie unchristlich behandelt. Ich hoffe, daß Sie das nicht auch so mißverstanden haben. Vielleicht kann der vollständige Leserbrief, den ich Ihnen hiermit zugehen lasse etwas ausräumen.
Man darf mir doch nicht übelnehmen, daß ich die Kirche liebe. Mein Heimatpfarrer, der mich ins Priesterseminar geschickt hatte, sagte einmal einem Freund von mir, daß ich Priester geworden wäre, sei nur dem Umstand zu verdanken, daß mein Vater immer die Kirche und Priester aufs äußerste verteidigt habe.
Aber nun zu meinem persönlichen Verhältnis zum Thema der Diskussion. Ich war selbst 15 Jahre Pfarrer in Südamerika und habe vorher noch 3 Jahre an der Kath. Universität in Santiago de Chile studiert. Ich kenne daher die lateinamerikanischen Verhältnisse gut. Ich habe recht rege Beziehungen zu meiner Pfarrgemeinde in der Diözese Temuco, im Süden Chiles, wo besonders die Indianer, die sich selber Mapuchen nennen, leben. Mein jetziger Nachfolger ist der erste Indianerpriester der Diözese. Die Pfarrei ist ca. anderthalbmal so groß wie unser Kreis Saarlouis. Mein Nachfolger betreut 17 Comunidades (Basisgemeinden). Ich habe die Genugtuung mit Hife anderer,u.a. des Ordinariats von Rottenburg geholfen zu haben und helfen zu können. Ich konnte so die Restfinanzierung der Pfarrkirche organisieren, ein Schwesternhaus zwischenfinanzieren. Dort wohnen drei charismatische Ordensfrauen, die sich besonders für die Indianer einsetzen. Für Oktober kann ich ihm 2 Kapellen für je eine Basisgemeinde finanzieren, eine besonders für eine von Mapuchen besiedelte Gemeinschaft.
- 2 -
Mit dem Kraftfahrzeug, das ich ihnen ebenfalls finanzieren konnte, ist es ihnen möglich, die Mütterzentren der Mapuchen regelmäßig zu besuchen. In zwei Fällen konnten sie Müttern direkt vor der Geburt oder nach der Geburt helfen, indem man sie sofort ins Krankenhaus brachte.
Ich erzähle Ihnen das so ausführlich, um zu zeigen, wie man überall die Option für die Armen verwirklichen kann ohne dafür “gefähhrliche” Thesen vertreten zu müssen. Argumente für die Gefährlichkeit der Thesen einiger Befreiungstheologen finden Sie im Leserbrief, den ich heute an den Paulinus abgeschickt habe.
Meine persönliche Meinung ist, daß ein passiver Widerstand, verbunden mit einem vorbildlich-christlichen Leben den Mächtigen in der Kirchengeschichte den Mächtigen stärker ins Gewissen geredet hat als agressiv-revolutionärer Widerstand.
Das zeigen die Beispiele von der Urkirche bis zu einem HI. Franziskus und Beispielen unserer Tage.
Ich hoffe, daß ich Sie nun mit diesen Argumenten nicht unchristlich behandelt habe und Sie auch mich verstehen werden.
Mit den besten Wünsche und Grüßen
<Peter Lenz>
5541 Schwirzheim, den 25.8.92
Hausnr. 51 A
Sehr geehrter Herr Pastor!
Sie haben in dem Beitrag “Hier irrt Boff” zu meinem Leserbrief “Den Mächtigen ins Gewissen reden” im Paulinus kritische Stellung bezogen. Da man sich in Leserbriefen kurz fassen soll/muß, möchte ich Ihnen meine Position verdeutlichen.
Mir kommen die Marxismus-Vorwürfe der Glaubenskongregation gegen die Befreiungstheologen vor wie die Vorwürfe der Schriftgelehrten und Pharisäer gegen Jesus: Du heilst Kranke am Sabbat und deine Jünger rupfen Ähren am Sabbat und essen deren Körner. – Daß Jesus voll Liebe und Erbarmen zu allen Kranken und Armen war, das interessierte sie nicht. Jesus brach das Gesetz des Mose, und das war verboten. Wenn die Befreiungstheologen in ihrem Engagement für die Armen und Unterdrückten sich vielleicht geirrt und über das Ziel “hinausgeschossen“ haben, sie haben vielen Hilfe gebracht und Hoffnung gegeben. Sie selber wurden darum von den Mächtigen bedroht, und verfolgt. Viele Priester und Laien wurden umgebracht. Zählt das alles nichts!?
Es scheint, daß Bischof Romero lange warten muß, bis sich im Vatikan Leute für seine Seligsprechung einsetzen. um nur einen dieser Märtyrer zu nennen. Was ist schlimmer: zu Ungerechtigkeiten aller Art zu schweigen oder bei der Hilfe für die Unterdrückten kleine Fehler zu machen? – Bischof Gaillot, der am 11.12.91 vor der Theolog. Fakultät in Trier gesprochen hat,schreibt (in seinem Buch”Offener Brief an die, die Krieg predigen und ihn andere führen lassen”): “Sicherlich hat die Kirche im Laufe der Jahrhunderte viel zu oft ein schlechtes Beispiel gegeben, indem sie selbst Krieg auf der Seite der Kampfeslustigen führte, sich mit Waffengewalt durchsetzte, die Mächtigsten und Blutrünstigsten segnete und ihr Kreuz auf den Ruinen der Schandtaten aufrichtete ••• muß sie nicht all ihre Kräfte einsetzen, damit ihr vergeben wird, daß sie früher so oft mit der Gewalt paktiert hat?” Pater Prof. Häring, Konzilsberater und lange Zeit Lehrer an der päpstlichen Hochschule, sagte 1989 auf dem Pax-Christi-Kongreß folgendes: “Solange sowohl in der katholischen wie in der lutherischen Kirche das Bündnis zwischen Thron und Altar bestand und dementsprechend die Kirchen das Gewaltmonopol des Staates, das praktisch immer wieder zugunsten der bevorrechtigten Schicht angewandt wurde,sakralisierten, bestanden sie auf der Gehorsamspflicht auch für den Kriegsfall und dem Fall des Kriegsdienstes der Untertanen ••• Wer sich dagegen wehrte, mußte sich sagen lassen, er verpolitisiere die Religion. In Wahrheit war es gerade die oben genannte Theorie, die es den Kirchen ermöglichte, auf beiden Seiten die Waffen zu segnen und Gehorsam dem Kriegsherrn zu verlangen, eine enorme Politisierung der Religionen und zwar einseitig zugunsten der Mächtigen, der Privilegierten, der Kriegsgewinnler, um es grob zu sagen ••• ” (Gegen die Privatisierung des Heilsplans Gottes).
Prof. Karl Georg Zinn schreibt in “Politische Ökonomie,Moral und Ethik der Theologie der Befreiung” ua. “Wenn sich die Kirche den sozialen Aufgaben nicht im Interesse der Mehrheit und der Armen annimmt, wird sie zum geistlichen Büttel der Herrschenden und des status quo. Sie verfehlt ihren Heilsauftrag, indem sie besänftigt und stabilisiert, statt zu reformieren und zu kritisieren. Sie protegiert die Politik der Machthaber, die sich als Vollstrecker göttlichen Willens brüsten”. Zum Schluß noch ein paar Sätze aus einem Beitrag zum Fall Boff aus “Christ in der Gegenwart” Nr.28: “Was auch immer die letzten ausschlaggebenden Gründe in diesem unentwirrbaren Geflecht aus psychologischen Druck, inneren Intrigen auch in der brasilianischen Kirche und weiteren persönlich-privaten Absichten sein mögen – fest steht: seit längerem war bei Boff zugleich eine Radikalisierung seiner Kirchenkritik •••• zu spüren wie auch eine gewisse Resignation darüber, daß trotz aller auch päpstlichen Äußerungen zugunsten einer Option für die Armen insgesamt doch Kräfte neu gestärkt wurden, die nicht nur nach Boffs Überzeugung mit einem vorkonziliaren Kirchenbild diesem Einsatz entgegenwirken”. -
Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat sich offenbart und wird auch von der Kirche verkündet als ein Gott der Armen und Unterdrückten (Exod. u. Propheten). Jesus steht mit seiner Verkündigung ganz in der Tradition der Propheten. Er beruft sich immer wieder auf sie und die Schrift. Wie anders wäre die Weltgeschichte verlaufen, hätte sich die Kirche wie die Propheten an die Seite der Unterdrückten gestellt gegen die Mächtigen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen!
<Herbert Leicher>
6-IX-92
Sehr geehrter Herr Pastor,
Sie nehmem sich meines Leserbriefs an, danke.
Eine Tendenz zur ”Dogmatisierung” ist bei Boff nicht gegeben. Seine Pastoral hat als Motiv Liebe und eine extreme Ausnahmesituation notleidender Menschen. Diese Situation wird weithin in ihrer Dramatik erst dann in Rom verstanden, wenn in Lateinamerika hundertausende von unserer Kirche weg in obskure Sekten gehen. Kirchenkritik ist gelegentlich Gewissenspflicht (Bischof Werbs, Schwerin, auf der Synode in Rom, Dez. ‘91).
Cardenal gehört nicht in den Kontext. Aber er läßt sich argumentativ so schön nützlich zitieren. Was hat das mit Boff zu tun?
Kennen Sie Arbei terpriester? Hier in Koblenz lebt einer, von dem Diözesanbischof Stein mir sagte: “Der X. ist mein Augentrost”. Es gibt einen losen Verbund von Arbei terpriestern in Westeuropa, und alle – in elenden, armen Lebensbedinpungen in Slums- stehen spirituell auf der Linie des hl. Karl de Foucauld, so weit ich von ihnen weiß oder Viten kenne. Torres? Radio Vatikan, sezione tedesca, sagte zu einem Todestag von Torres: “Besser aus Liebe irren als ohne Liebe resignieren”. Zu Chile weiß ich nichts. Boff hatte gewiß in seinem langen Dienst, der durchaus ein Beispiel an Gehorsam gegenüber Rom und dem Orden war, “zuerst das Reich Gottes gesucht”. Ich habe leider vergebens 2x Boff via Telefon in Petropolis zu erreichen versucht. Er soll seinen Dienst als Priester um Christi willen wieder aufnehmen, denn Boff sagt: “Lieber mit der Kirche gehen als allein sein mit meiner Theologie”. Der Mann leidet sehr (anders Drewermann, der seinen Priesterdienst als „sakramentalen Vollzug” abtut und sich wichtig nimmt).
Mit Pauschal-Hinweis auf Kirchengeschichte bitte vorsichtig. Es will zwar nichts bedeuten, daß ich in diesem Fach promoviert habe; aber jeder Heilige ist auf seine Weise unmittelbar zu Gott; wie soll man die Liebe zum Reich Gottes und zu den Armen auseinanderdividieren in den Prioritäten vollzogener Praxis?
Ein Slumpriester in der 3.Welt riet mir: “Wenn Du zu mir kommst, zieh einen sehr alten Blaumann an, sonst gehst Du unter” (man mußte dorthin zu Fuß stapfen). Haben Sie je in der sog. 3. Welt- intensiv und hautnah die entsetzliche Totalität und stille Gewalt des Elends erfahren?
Lieber Herr Pastor. Leider stellen Sie sich nicht dem Wort von Frau Laurien, gesprochen beim Katholikentag ‘92, Boff sei ein „Hoffnungsträger”. Stattdessen behaupten Sie, in Lateinamerika stoße der Fall Boff auf “weit weniger Interesse” als bei uns , zitieren als “Beweis“ dafür einen Weihbischof. Soll das ernstlich gelten, da die Kardinäle Lorscheider und Arns bis zur Grenze ihrer Amtsdefinition in Rom für Boff eingetreten sind?
Über die Rolle LA-Bischofskonferenzen vor und nach Medellln/Puebla sollte man sich informieren.
Zu Boff hat (gewiß unverdächtig) Misereor aktuell, Heft 4, 1992; einen klaren Text.
Gott segne Sie, lieber Herr Pastor und uns alle!
Herbert Leicher, Planstr. 81a, 54 Koblenz 33
Dillingen, den 18. Okt. 1992
Sehr geehrter Herr Dr. Leicher!
Recht herzlichen Dank für Ihren lieben Brief vom 6. Sept.92. Heute komme ich erst dazu ihn zu beantworten, da ich am 10. September in der Grotte von Lourdes bei einer Eucharistiefeier einen Herzinfarkt erlitt und bis Mittwoch vergangener Woche in Krankenhäuser verbrachte.
Sie fragen mich nach meinen Erfahrungen in der sogenannten 3. Welt. Ich bin schon als Theologe nach Chile gekommen und habe dort 3 Jahre an der Universidad Cató1ica und dem Pontificio Seminario Mayor studiert. Nach meiner Weihe wurde ich schon zum Pfarrer ernannt und wirkte dann als solcher in der Diözese Temuco, in welcher neben dem Missionsgebiet der Bayerischen Kapuziner die meisten Indianer zu Hause sind. Meine 2. Gemeinde umfaßte ein Gebiet von ca. 620 km .
Mein erster Spiritual war der spätere Bischof Manuel Larraín und Präsident des CELAM, der nach dem 2. Vatikanischen Konzil die Anregung zu einer Generalversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe gegeben hat, die dann im August 1968 in Medellin zustande kam.
Nach meiner Rückkehr in die Heimat habe ich nochmals fünfmal Chile besucht und hätte es im Februar wiederum getan, wenn ich nicht den Herzinfarkt erlitten hätte.
- 2 -
Ich habe rege Verbindung mit meiner Weihedözese und besdonders meinem jetzigen Nachfolger, welcher der erste Indianerpriester der Diözese ist. Mit Hilfe großzügiger Spender und der Diözese Rottenburg konnte ich ihm helfen die Pfarrkirche zu renovieren und ein Schwesternhaus zwischenfinanzieren. Die drei charismatischen Schwestern Hijas de Santa Ana- widmen sich vorwiegend der Betreuung und Evangelisierung der Indianer. Ihre Provinzialoberin hatte ihnen mit viel Gottvertrauen auf Pump ein Fahrzeug gekauft, das ich dann unerwartet bezahlen konnte.
Mein Nachfolger betreut 17 Comunidades (Basisgemeinden). Mittelpunkt ist jeweils eine Kapelle. Diesen Monat noch kann ich ihm die Mittel für den Bau von 2 Kapellen überweisen lassen. Der Aufbau solcher kleiner Gemeinschaften, in der man sich kennt und aussprechen kann und einander helfen kann und zu einer tieferen Spiritualität führen kann, ist allein der Weg, um das Abwandern der Gläubigen zu den Sekten zu verhindern. Nach meiner eigenen Erfahrung und anderen Berichten ist es nicht das Unverständnis Roms, welches das scharenweise Überlaufen zu Sekten verursacht, sondern vielmehr die allzusehr sozialogisierende und politisierende Pastoral mancher sog. Befreiungstheologen. Der Lateinamerikaner sucht eine emotionalere und tiefere Spiritualität.
Ihr Brief läßt mich vermuten, daß wir eigentlich in unseren Meinungen gar nicht so weit auseinanderliegen. Wir gehen nur von verschiedenen Erfahrungen und Blickpunkten aus. In Chile hat es die Christen für den Sozialismus gegeben. Es gab die revoltierende Basiskirche, welche mit Sprechchören bei der Bischofsweihe eines Mitstudenten die Weihehandlungen störte. Auf die Bitte, doch nicht seinen schönsten Tag kaputt zu machen die Antwort: “Es ist nicht gegen Dich. Die Basis ist nicht gefragt worden.” Das alles hat man in Chile überwunden. Zur Vorbereitung auf den 1987 erfolgten Papstbesuch hat man die Gläubigen nicht nur durch spirituelle Einkehrtage vorbereitet, sondern auch die animadores (Pastoralreferenten) in besonderen Kursen in der Katholischen Soziallehre ausbilden lassen.
Um es kurz zu sagen: Hätte Camilo Torres sein “irriges” Gewissen am Evangelium und den Weisungen der Kirche orientiert, dann wäre er wohl ein Märtyrer und Heiliger geworden und hätte so seinem Volk und Land einen Segen hinterlassen. Nach meiner Meinung hat auch Leonardo Boff das Zeug zu einem Heiligen, wenn er jetzt, wie es scheint, die Demut aufbringt, sich mehr nach dem Evangelium und den Weisungen der Kirche auszurichten.
Mit freundlichen Grüßen
Entschuldigen Sie, bitte, daß ich Ihnen das so weitschweifig erzählt habe. Durch Ihren Brief habe ich festgestellt, daß wir eigentlich gar nicht so weit auseinanderliegen. In Chile hat es auch die Christen für den
Fortsetzung???
<Herbert Leicher>
2o-X-1992
Sehr geehrter Herr Pfarrer Lafontaine,
Herzinfarkt ist schlimm. Sie haben in einem langen Priesterleben vermutlich die Kraft gewonnen, das Geschehen in Lourdes aufzunehmen. Natürlich bete ich für Sie, wie auch ich Sie herzlich bitte, für meinen lieben Sohn Markus (29) zu beten, der ein guter, feinfühlender Mensch ist, aber ( noch) nicht glaubt. Meine dumme Frage nach Ihrer Kenntnis der Dritten Welt ist beantwortet. Diese Antwort hat mir geholfen, mich an notwendige Demut zu erinnern. Danke!
Chile kenne ich garnicht, weiß allerdings einiges aus intensivem Lesen über Kirche in Lateinamerika.
Wir sind in der Tat in unseren Meinungen nicht weit von einander entfernt. Weil ich nicht tür Aktionen von Polit-Pastoren zu haben war, habe ich Wahlämter in Gemeinde, Dechanat nach und nach unter Protest niedergelegt. Ich mußte erkennen, daß auch jene, die gegen die Polit-Aktionen (bis hin zur politisch “gestalteten” Eucharistie) waren, sich weigerten, das öffentlich zumachen. Gottlob ist dieses Polit-Team im Dekanat II Koblenz in andere Regionen abgewandert.
Zu Torres: Wenn man seine Vita nachgeht, sind einige Entscheidungen verständlich , wenn auch nicht zu billigen. Ob er einen Episkopat hatte, bei dem er sich zumindest in Krisen “anlehnen” konnte? Heute ist vieles in LA selbstverständlich, was es vor Jahrzehnten nicht gewesen ist. Torres fiel in einem Hinterhalt, den die Kommunisten für ihn gelegt hatten, weil sie einen Martyrer haben wollten!
Boff hat sehr, sehr lange Demut bewiesen, wi e Sie wissen, auch ein Beispiel des Gehorsams gegeben. Beten wir, daß er seinen Priesterdienst wieder aufnimmt , zumal er ja weiterhin zölibatär lebt.
Ich habe Ihren Leserbrief, meinen Text betreffend, noch einmal nachgelesen. Cardenal paßt nicht in meine Argumentation. Arbei terpriester in Frankreich sind Kommunisten geworden? Ich kenne für Deutschland und die Schweiz eine Vereinigung von Arbeiterpriestern, die den Kleinen Brüdern Jesu sehr nahe stehen und in Milieus leben, in denen Kirche nie präsent war.
Boffs Präsenz bei den Armen kann man nur dort, nicht bei einem ihn ablehnenden Weihbischof erfragen.
In Brasilien geht die Zahl der vonMiliz umgebrachten „Straßenkinder“ in die Tausende! Der Bericht von amnesty international liegt seit heute vor. Wer sich wie der hl. Bischof Romero ein Gewissen macht, wird vor Ort “abgeschossen”. Ich habe ein Verzeichnis der Märtyrer-Priester (meist aus Paulinus) in LA angelegt. So kann ich diese Heiligen an Ihrem „Heiligen Tag“ um FürbItte anrufen, der ich unsere Familie und auch mich herzlich empfehle.
Sie haben sich die Mühe ei ner Antwort gemach t, geehrter Herr Pfarrer. Ich werde sie mir gut verwahren.
Bitte beten Sie für uns!
Herzlicht Ihr
Herbert Leicher
PS.: Ich verehre unsere Mutter sehr und versuche, täglich mit den Anbetungsschwestern von Schönstatt die MTA zu bitten, daß unser Leben mit Christus und auf IHN hin gelingt. Der Heilige Geist hilft immer.
Dillingen, den 10. August 1992
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
Der Leserbrief “Ausgerechnet” von Herrn Hans-Joachim Gelzleichter (SZ vom 8./9. August) ist ein Paradebeispiel dafür, wohin eine Schlagwörterlogik führen kann. An die Stelle von Katholiken setzt Gelzleichter einfach das Wort Kath. Kirche und kommt so zu der Schlußfolgerung, daß sie eine blutrünstige Institution ist, die für “millionenfachen Mord verantwortlich war”.
Wenn wir diese Logik in unserer Gegenwart anwenden würden hieße das so: Manche oder viele Saarländer simd faul. Also ist die Regierung des Saarlandes faul und verantwortlich für die “blauen Montage” der Saarländer.
2. Beispiel:
Alle oder doch die meisten italienischen Mafiosi sind getaufte Katholiken. Die Kath. Kirche ist also verantwortlich für die blutigen Untaten der Mafia.
Unerträglich ist der Spott, mit dem der Briefschreiber den Katholischen Widerstand in der NS-Zeit versieht. Selbst wenn er sich der “Gnade einer späten Geburt” erfreuen sollte, könnte er sich doch so viel informiert haben, daß er wüßte, daß die Kath. Kirche den klarsten Widerstand geleistet hat. Warum hätte das NS-Regime gerade die Kath. Kirche so verfolgt?
Gelzleichter empört sich über den Vergleich unserer Zeit mit dem Kulturkampf. Mein Vater war noch Zeitzeuge des Bismarkschen Kulturkampfes und konnte mir daher manches aus dieser Zeit erzählen. Den Kulturkampf des Dritten Reiches habe ich am eigenen Leibe erfahren – nicht nur durch die Tage, die ich als Gast bei der Gestapo in München verbrachte. So dürften Vergleiche erlaubt sein. Als Student in München hörte ich den Kirchenhistoriker Pfeilschifter. Er las über den Kulturkampf unter Bismarck. Seine letzte Vorlesung beendete er mit dem Ausruf: “So, meine Herren, schon 1870!”
Was unsere Gegenwart den vorausgegangenen Kulturkämpfen so ähnlich macht ist der Hohn und Spott und die verzerrende Geschichtsdarstellung der Kirchenkritiker.
Wenn Gelzleichter sich ehrlich informieren will, so empfehle ich ihm und allen, die er verunsichert haben sollte, folgende Literatur:
A.M. Rathgeber, Wissen Sie Bescheid? (sogar mit den Reizthemen “Pariser Bluthochzeit” und Päpstin Johanna). Michael Müller, Plädoyer für die Kirche, Urteile über Vorurteile.
Pastoralnot
(Leserbrief in der D.T. vom 31. 0kt. 1992)
Immermehr Katholiken blasen ins Horn zum Ansturm gegen einen Überrest aus der Kirche vergangener Zeit, nämlich gegen den Priesterzölibat, genauer gesagt, gegen die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen, die das Priestertum bezeichnet. Neulich haben sich namhafte Frauen, Politikerinnen und gut etablierte Funktionärinnen im kirchlichen Apparat Deutschlands mit Hilfe der dafür sehr willfährigen Massenmedien in die Infragestellung dieser existenziell tiefgehenden Eigenschaft priesterlichen Lebens eingeschaltet (siehe Bericht, DT vom 13.0ktober).
Ich möchte auf die Voraussetzung und Motivation dieser immer agressiver und intoleranter werdenden Kampagne gegen die Jungfräulichkeit der Priester um Christi willen eingehen.
Die Voraussetzung, gleichsam das “nihil obstat” für die Abschaffung dieser Gabe Gottes an seine Kirche, ist, daß es sich nicht um ein Dogma handelt. Es wundert mich, dies von Seiten derer zu hören, die sonst der Kirche Dogmatisierungssucht vorwerfen. In diesem Falle aber argumentieren sie so, als ob eine Lehre oder oder ein von der Kirche verkündeter Wert, die keine Dogmen sind, schon deshalb einfach zur Disposition stehen, wenn der Zeitgeist anderswohin weht. Ich möchte daran erinnern, daß es viele christliche Wahrheiten (angefangen vom Apostolischen Glaubensbekenntnis) und moralische, aszetische, liturgische Normen, Anweisungen, Übungen und viele christliche Lebensformen gibt, die nie Gegenstand einer dogmatischen Definition geworden sind, und die dennoch zur Substanz des Glaubens und des Lebens der Kirche gehören, wie sie sich durch das Wirken des Heiligen Geistes gestaltet haben. Die evangelischen Räte beispielsweise sind solche Lebensformen, die zum Wesen und Wirken der Kirche gehören. Da sie aber keine Dogmen sind und da sie in der Öffentlichkeit keine Anerkennung mehr finden, ist dies Grund genug, sie einer vor allem für die heranwachsende Generation zersetzenden Kritik zu unterwerfen, oder ist dies nicht vielmehr Grund dafür, daß die Christen noch mehr zu ihnen stehen und sich in sie, gemäß ihrem Lebensstand, einüben? Vom letzteren ist bei bei den genannten Kritikerinnen nichts zu hören, kein gegen den Strom Vorpreschen zu registrieren. Im Gegenteil.
Noch merkwürdiger ist die Motivation, warum es nach ihrem Dafürhalten an der Zeit ist, die Bedingungen zur Zulassung zur Priesterweihe zu ändern – wie sie sich ausdrücken. Die Motivation ist einhellig folgende: Die Pastoralnot, die aus dem Priestermangel in den deutschsprachigen Ländern entstanden ist. Eine merkwürdige, weil so auffällig einäugige Motivation.
Ist einem Katholiken die Pastoral der Kirche ernst, dann kann er unmöglich darüber hinwegsehen, daß heute nicht nur aus Priestermangel eine Pastoralnot herrscht. Gerade von den genannten Frauen würde man erwarten, daß sie sich auch die noch viel größere Not zu Herzen nähmen, die aus dem Ordensschwesternmangel in der Pastoral eingetreten ist. Davon hört man kein Wort der Betroffenheit bei den genannten “engagierten” Frauen. Man würde fast glauben, für sie sei Pastoral, das heißt das apostolische Wirken der Kirche, nur Männer-
2
sache, ja nur Priestersache! Die Frage nach der Zukunft des weiblichen Ordenslebens ist zu einem regelrechten Tabu bei den Protestlern gegen die Treue zum Zölibat verdrängt worden, in erster Linie bei den Vorkämpferinnen für die Rechte der Frauen in der Kirche.
Ich möchte das Gesagte durch meine bescheidene, nebenamtliche Erfahrung in einem Krankenhaus erläutern. Sobald die Ordensschwester aus einer Station abgezogen ist, sinkt die Anspruchnahme des Priesters von seiten der Patienten rapid. In der Tat hat die Ordensschwester mit ihrem tagtäglichen Dienst an den Kranken, mit ihrem gelebten Glauben und ihrem Beispiel vielfach den Weg für das sakramentale Wirken des Priesters bereitet. Die eigentliche Pastoral hat sie geleistet, ohne auf Rechte und Macht in der Kirche zu pochen.
Ähnliches ließe sich für das apostolische Wirken der Schwestern in der Erziehung, in der Caritas, in den Pfarreien, in den Missionen sagen – um nicht von dem allerwichtigsten Apostolat des Gebetes in den kontemplativen Orden zu sprechen. Eine solche Pastoral der gottgeweihten Schwestern gehörte bis vor kurzem zur Substanz des apostolischen Wirkens der Kirche. Die geistlichen Früchte, die sie hervorgebracht haben, sind unermeßlich. Heute befindet sich dieses Apostolat im Verschwinden. Wer von den Politikerinnen und Funktionärinnen, die ihre Sorge um die Pastoralnot der Kirche mit aufdringlichen Apellen in der Öffentlkichkeit der Kirche bekunden, auch nur Notiz von dieser Pastoralnot genommen hat?
Alles spricht vielmehr dafür, daß sie ihren längst vollzogenen Abschied von den christlichen Werten, die heute in der Öffentlichkeit und vor allem in den Medien Gegenstand von Unverständnis, Spott und Ressentiment sind, “partout” der Basis”, wie sie sie nennen, aufzwingen wollen, um das Volk Gottes entsprechend zu mobilisieren. Als ob diejenigen, denen Christus selbst die Leitung seiner Kirche anvertraut hat, sich nicht authentisch anders ausgesprochen hätten. Als ob, insbesondere die letzte Bischofssynode und der Heilige Vater in seinem nachsynodalen Schreiben “Pastores dabo vobis” sich nicht ausdrücklich und mit ihrer ganzen Autorität für die dankenswerte Beibehaltung der Jungfräulichkeit derjenigen eingeseetzt haben, die zum priesterlichen Dienst ungeteilten Herzens berufen sind. Oder gehört der christliche Gehorsam (“wer euch hört, der hört mich”, Lk 10,16) nicht mehr zu den Tugenden, zu den Werten, für die das Evangelium unseres Herrn steht?
Angesichts einer solchen buchstäblich totgeschwiegenen Pastoralnot in der Kirche stellt sich unweigerlich die Frage: Wessen Kind ist die lautstark bekundete Betroffenheit unserer sich selbst nennenden engagierten Frauen? Warum treten sie nur für die Priesterseelsorge ein und ignorieren völlig die nicht weniger se
gensreiche Seelsorge der Ordensfrauen? Freilich würde letztere bedeuten, daß sie für Jungfräulichkeit, für Gehorsam und für Armut plädieren, also für jene typischen Werte des Evangeliums, die in den Medien und in der Gesellschaft Gegenstand von Verachtung sind.
<SZ vom 28./29. Nov. 92>
Anmaßend
Man darf auf die Präsentation der deutschen Übersetzung des “Neuen Katechismus” der katholischen Kirche (Ausgabe vom 17.11.) gespannt sein. Nach den Auszügen der dpa-Meldung zu urteilen, kann man nur sagen: Alte Hüte!
Die Kirche, die Kirchen können sich drehen und wenden, ja winden, wie sie wollen: Sie sind und bleiben Kolosse auf tönernen Füßen, und eines Tages stürzt die ganze Herrlichkeit zusammen.
Jeder Auszug der über dpa vermittelten Übersetzung wäre ganz einfach durch die zehn Paragraphen, die Gott uns gegeben hat, zu widerlegen. Und durch die Botschaft der Bergpredigt (Seligpreisungen, Matth. 5). Wer liest schon die 2865 Paragraphen (die das Jahrhundertwerk Kardinal Ratzingers sein sollen) in Form des “Neuen Katechismus”? Bestimmt keiner, der sein Brot mit Tränen ißt und der mit dem Studium seines Lohnstreifens und dem Vergleich der Preisschilder genug zu lesen hat. Um die soll es ja gehen, um die Mühseligen und Beladenen. Für die ist das Studium der Ratzingerschen Paragraphen eine nicht zu bewältigende Last.
Am anmaßendsten ist der Anspruch des Vatikan, den “Neuen Katechismus” als verbindlich für einzelne Christen, ganze Familien, Gesellschaftsgruppen und (am größenwahnsinnigsten) für Staaten zu postulieren. Staaten sollten sich die Einmischungen in innere Angelegenheiten verbitten.
Die Geister sind verwirrt genug, der einzig richtige Geist ist verschüttet (auch von Dogmen der Kirche), der Geist der Gerechtigkeit, der Liebe, der Güte. Das verstehen auch Analphabeten und Menschen, die zu keiner Kirche gehören. Woher nimmt Kardinal Ratzinger das Recht, das Maß für eheliche Freuden zu eichen? Woher nimmt er das Recht, an alle Bereiche menschlichen Zusammenlebens vatikanische Maßstäbe anzulegen? Dieses weltfremden, vom eigentlichen Leben abgehobenen, weltweit einzig existierenden absolutistischen Staates, dem Vatikan. Es mag Angst sein, denn es knirscht im Gebälk, die Haarrisse im Gemäuer der Kirche werden breiter, die Menschen haben lesen und schreiben, haben denken gelernt. Man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen!
MARGARETE SKUPIN, Heiligenwald
Dillingen, den 29. Nov. 1992
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
ß600 Saarbrücken
Leserbrief
Die Briefschreiberin des Artikels “Anmaßend” {S.Z. vom 28./29. November) hat sich leider mehr von dem modegewordenen antirömischen Affekt als von einem logischen Sachverstand leiten lassen. Sonst hätte sie zunächst einmal die Veröffentlichung des Katechismus abgewartet und sachlich auf das hin geprüft,was die Kirche gerade auch der in unseren Tagen so angeschlagenen Gesellschaft an Hilfe leisten kann.
Merkwürdig! Unsere Bundesrepublik hat ein Grundgesetz von 146 Artikeln, welche die rechtsstaatliche Ordnung der Gesellschaft gewährleisten soll. Diese Verfassung gilt für nur 80 Millionen Menschen, bedarf aber vieler Kommentare, Verwal tungsgerichte und eines Obersten Verfassungsgerichtes. Und da sollen nach Frau Margarete Skupin 10 Paragraphen vom Sinai und die 8 Artikel der Bergpredigt keiner Kommentare und Ausführungsbestimmungen bedürfen für eine Institution, die Christus doch für alle Völker, alle Menschen und alle Zeiten gegründet hat.
Wie so soll der Vatikan größenwahnsinnig sein, wenn er die Regierungen und Staaten zu mehr Gerechtigkeit mahnt und die Kirche in ihrer Soziallehredas Solidaritätsprinzip anmahnt? Mitleidig oder selbsbemitleidend spricht Fr. Skupin von dem, der sein Brot mit Tränen ißt und erweckt damit den Eindruck als ob die Kirche kein Herz für die Armen habe. Sie nenne mir aber mal eine Institution, die weltweit so viel für die Armen, Kranken und Siechen getan hat wie die Kath. Kirche!
Es ist auch nirgends gesagt oder geschrieben worden, daß alle den Neuen Katechismus studieren müßten. Aber jeder, der sich für einen Christen hält, sollte ihn dankbar als Orientierungshilfe annehmen. Fr. Skupin hat recht, wenn sie von verwirrten Geistern spricht. Aber doch nicht die Kirche hat sie verwirrt, sondern der antichristliche Zeitgeist.
Fr. Skupin sagt sogar den Zusammensturz der Kirche voraus. Diese Aussage ist nichts Neues. Sie übersieht aber dabei, daß in demselben Evangelium, in dem die von ihr erwähnten Seligpreisungen stehen, es bei Mt.16,18 heißt: “Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.”
Zum Schluß sei noch die Frage erlaubt: Wollte die Redaktion der S.Z. zu dem unsachlichen und unlogischen Artikel mit dem eingebrachten Foto Ratzingers noch einen Negativbeitrag leisten?
Peter Lafontaine
Steinmetzstr.27
6638 Dillingen
Dillingen, den 13. Dezember 1992
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
Die Autorin des Leserbriefes “Anmaßend” vom 28./29 November hat sich voreilig durch die Vorabdrucke von einseitig ausgewählten Textauszügen aus dem jetzt in Rom vorgestellten Weltkatechismus beeinflussen lassen. Durch diese Textauszüge wurde der Katechismus in ein falsches Licht gestellt, so als sei er ein Tugendkatalog oder Sündenregister der modernen Zeit.
Aber völlig deplaziert und unlogisch , um nicht zu sagen gehässig, ist die Behauptung der Briefchreiberin, der Vatikan sei anmaßend. Soll die Kirche als menschliche Gesellschaft nicht einamI die Rechte haben, die jeder Schützenverein hat,wenn er Statuten erläßt. Warum hat dann ihr götlicher Stifter Jesus Christus zu den Aposteln gesagt:
“Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker .. ”
Wenn man nun nach der Motivation des Vatikans für die Veröffentlichung eines neuen Katechismus fragt, dann ist es nicht eine ihm unterstellte Machtbesessenheit.
Als einer der besten Beobchter kirchlicher Entwicklungen gilt der intalienische Publizist und Politiker
Gianni Baget Bozzo. Als ein vom Dienst suspendierter Priester und Europaabgeordneter der Sozialistiscchen Partei Italiens gilt er ganz und gar nicht als sonderlich papsttreu oder “römisch”. Als langjähriger Sekretär und auch Freund des Kardinals Giuseppe Siri von Genua ist er sicher ein kenntnisreicher Beobachter katholischer Belange. Er nun sagt: Die eigentliche Botschaft des Weltkatechismus liege darin, daß man im Vatikan überzeugt sei, daß inzwischen die Bischöfe, Pfarrer und Gläubigen die wahren Theologen seien; die “akademische Disziplin” der Theologie habve ihre Kraft, den Glauben zu begründen und zum Glauben zu motivieren verloren.
Der Weltkatechismus ist damit die Antwort Roms auf eine Entwicklung, in deren Verlauf “der Niedergang der Theologie zu einem Ausbluten der Lehre geführt hat”. Die Absicht Roms ist es also, den Menschen wirklich den Sinn und die Schönheit des christlichen Glaubens aufzuzeigen, wozu sie doch in vielen Jahrhunderten fähig war.
Jeder gläubige Christ, der das zu Kennntnis nimmt, wird so den neuen Katechismus begrüßen. Niemanden aber kann und will der Vatikan “zwingen”, den Neuen Katechismus anzunehmen. Ihn einer “Anmaßunng” zu bezichtigen ist eine aus Unkenntnis geborene oder gar böswillige Unterstellung.
Peter Lafontaine
Peter Lafontaine
Steinmetzstr.27
6638 Dillingen
Dillingen, den 13. Dezember 1992
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
Die Autorin des Leserbriefes “Anmaßend” vom 28./29 November hat sich voreilig durch die Vorabdrucke von einseitig ausgewählten Textauszügen aus dem jetzt in Rom vorgestellten Weltkatechismus beeinflussen lassen. Durch diese Textauszüge wurde der Katechismus in ein falsches Licht gestellt, so als sei er ein Tugendkatalog oder Sündenregister der modernen Zeit.
Aber völlig deplaziert und unlogisch, um nicht zu sagen gehässig, ist die Behauptung der Briefschreiberin, der Vatikan sei anmaßend. Soll die Kirche als menschliche Gesellschaft nicht einmaI die Rechte haben, die jeder Schützenverein hat, wenn er Statuten erläßt. Warum hat dann ihr götlicher Stifter Jesus Christus zu den Aposteln gesagt: “Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker…”
Wenn man nun nach der Motivation des Vatikans für die Veröffentlichung eines neuen Katechismus fragt, dann ist es nicht eine ihm unterstellte Machtbesessenheit.
Als einer der besten Beobchter kirchlicher Entwicklungen gilt der italienische Publizist und Politiker Gianni Baget Bozzo. Als ein vom Dienst suspendierter Priester und Europaabgeordneter der Sozialistischen Partei Italiens gilt er ganz und gar nicht als sonderlich papsttreu oder “römisch”. Als langjähriger Sekretär und auch Freund des Kardinals Giuseppe Siri von Genua ist er sicher ein kenntnisreicher Beobachter katholischer Belange. Er nun sagt: Die eigentliche Botschaft des Weltkatechismus liege darin, daß man im Vatikan überzeugt sei, daß inzwischen die Bischöfe, Pfarrer und Gläubigen die wahren Theologen seien; die “akademische Disziplin” der Theologie habe ihre Kraft, den Glauben zu begründen und zum Glauben zu motivieren verloren.
Der Weltkatechismus ist damit die Antwort Roms auf eine Entwicklung, in deren Verlauf “der Niedergang der Theologie zu einem Ausbluten der Lehre geführt hat”. Die Absicht Roms ist es also, den Menschen wirklich den Sinn und die Schönheit des christlichen Glaubens aufzuzeigen, wozu sie doch in vielen Jahrhunderten fähig war.
Jeder gläubige Christ, der das zu Kennntnis nimmt, wird so den neuen Katechismus begrüßen. Niemanden aber kann und will der Vatikan “zwingen”, den Neuen Katechismus anzunehmen. Ihn einer “Anmaßunng” zu bezichtigen ist eine aus Unkenntnis geborene oder gar böswillige Unterstellung.
Peter Lafontaine
Dillingen, den 14. Dezember 1992
Frau
Margarete Skupin
Margarethenstr. 55a
6685 Schiffweiler-Heiligenwald
Sehr geehrte Frau Skupin!
In der S.Z. vom 28./29 November wurde ein von Ihnen verfaßter Leserbrief mit dem Titel “Anmaßend” veröffentlicht, der mich zu einer Gegendarstellung veranlaßt hat. Diese hat die Redaktion aber nicht gebracht. Daher erlaube ich mir, Ihnen eine Kopie davon zukommen zu lassen.
Ich vermute, daß Sie irgendeinmal einen Ärger mit der Kirche hatten, daß Sie so polemisch schreiben konnten.
Nun habe ich versucht einen neuen Beitrag zu diesem Thema zu schreiben. Darin habe ich Sie nicht persönlich genannt. Weil dies vielleicht der Grund war, daß die S.Z. meinen Artikel nicht veröffentlicht hat. Von diesem Leserbrief schicke ich Ihnen schon vorab eine Kopie. Da Sie doch eine Christin sein wollen, hoffe ich, daß Sie damit unsere Katholische Kirche etwas besser verstehen lernen und nicht durch falsche Vorurteile verdammen. Sie verletzen dadurch gute Katholiken, die es doch auch noch gibt.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Lafontaine
<Handschriftlicher Brief>
Margarete Skupin Heiligenwald 17.12.1992
Margaretenstr. 55a
6685 Schiffweiler
Sehr geehrter Herr Lafontaine
Ihren Brief vom 14. 12. Bestätige ich hiermit dankend. Sollte ich Sie verletzt haben, tut mir das sehr leid. In meinem Leserbrief habe ich meine Meinung ausgedrückt, toleriere jedoch die Überzeugung Andersdenkender. Ihre Vermutung, daß ich Ärger mit der Kirche hätte, trifft nicht zu. Es ist lediglich so, daß ich in meinem immerhin zweiundsiebenzig-jährigen Leben schon sechzig Jahre offenen Auges u. wachen Sinnes durch die Tage gehe u. mich für alles interessiere was so auf dieser Welt passiert. Vielleicht sind Sie noch jung u. machen auch noch Ihre Erfahrungen. Wie dem auch sei, es freut mich immer wenn Menschen sich, wie in Ihrem Brief bewiesen, für ihren Glauben einsetzen. Auch weiß ich sehr wohl, daß es viele gute Katholiken gibt die Vorbild, Salz der Erde, Licht der Welt sein können. Ich denke an Mutter Teresa, Ruth Pfau, Schwester Andrea, Leonardo Boff, Hans Küng, Fridolin Stier, Ignatius Lepp, Drewermann, Leppich u. an viele mehr, die aufzuzählen zu weit führen würde. Ich denke auch an solche die außerhalb einer Kirche stehen. Es fragt z.B. H. Küng in seinem revolutionären Buch „Projekt Weltethos“ ob Menschen ohne Religion nicht auch moralisch leben können. Und antwortet daß Menschen aller Religionen und Nichtreliöse (!), Menschenwürde u. Menschenrechte (gemäß Art. 1 der Menschenrechtserklärung) vertreten u. verteidigen können u. fordert als das Mindeste gegenseitigen Respekt von Glaubenden u. Nichtglaubenden.
Aber jetzt bin ich abgeschweift, ich wollte nur der Höflichkeit halber für Ihren Brief danken. Ich bitte Sie sehr herzlich um Verzeihung wenn ich Ihr religiöses Gefühl verletzt haben sollte. Manchmal geht mein Temperament, trotz meines Alters, immer noch mit mir durch. Die oben genannten Menschen habe ich erwähnt, weil sie trotz aller Kritik treue Kinder ihrer Kirche sind u. diese lieben. Ich schreibe „ihrer“ weil ich selbst dem Taufschein nach protestantisch bin, wobei mir bewußt ist, daß wir Protestanten längst wieder eine Reformation nötig hätten. Auch meine Kirche ist der Versuchung der Macht, des Geldes, der Selbstgerechtigkeit erlegen.
Ich stoße mich z.B. auch daran, wenn vom Papst verlautbart, daß die Todesstrafe unter gewissen Prämissen erlaubt sein soll. Wohingegen Abtreibungen bei vergewaltigten Frauen (Balkan) vom Vatikan abgelehnt werden. Da komme ich nicht mit. Ich persönlich bin gegen jeglich Abtreibung, <Einschub: ich habe 3 Kinder u. jedes habe ich als aus Gottes Hand kommend angenommen.> auch bei Vergewaltigung, aber man soll diese Frauen nicht noch zusätzlich quälen von Seiten der Kirche. Das ureigenste was wir haben, alle Menschen, ist der freie Wille u. unser Gewissen. Beigelegte Kopie bitte ich nicht als Provokation zu betrachten, aber an solchen Tatsachen orientiert sich meine Weltsicht.
Mit freundlichen Grüßen u. guten Wünschen
Margarete Skupin
Dillingen, den 30. Dezember 1992
Sehr geehrte Frau Skupin!
Ihr Brief vom 17. Dezember hat mich ehrlich gefreut, ja Ihr offener Charakter hat mich sogar Sympathie für Sie empfinden lassen.
Daß Sie mich für jung halten könnte ja ein Kompliment sein. Aber ich bin im vergangenen Monat achtzig geworden. Und an Erfahrungen habe ich wohl mehr als ein Normalbürger unseres Landes gesammelt: Mein Vater hat noch die Nachwehen des Kulturkampfes erlebt. Er war ein engagierter Christgewerkschaftler. Er hat mich als erster in die Sozialgeschichte eingeführt. Die “Gehlen” (Liberalen) mochte er nicht leiden. Auch mir haben sie in zwei Kontinenten zu schaffen gemacht.
Nach meinem Abitur begann ich 1934 ein Theologiestudium in Trier. Als ich im Sommersemester 1935 in München zur Philologie gewechselt hatte, meldete ich mich freiwillig zu einem Landdienst in Ostpreußen. Dann flatterte daheim ein Bescheid ins Haus, auf dem Bahnhof Bous eine Fahrt ins S.A.-Hilfslager in Würzburg anzutreten. In einem Sonderzug voller junger arbeitslosen Saarländer landete ich also bei der S.A. Als man in einer Indoktrinationsstunde Haßtiraden gegen die “Pfaffen” losließ rief ich aus Protest: “Ich will auch einer werden”. Das war dann mein endgültiger Entschluß Theologie zu studieren. Auf Fastnacht 1936 war ich dann noch 3 Tage Gast bei der Gestapo in der Brienner Straße in München. Da ich bei der Untersuchung in einem Stenoblock auch die Parodie des Horstwesselliedes “Die Pfanne hoch, der Fettpreis ist gestiegen” und von einem Mitstudenten auf den Umschlag nach dem Wort “Angefangen”: “Bei der Machtübernahme Hitlers” und nach dem Wort “Beendet”: “Bei seinem Sturz” geschrieben war, sah ich mich schon im Geiste in dem nicht weit von München gelegenen Dachau. Zum Glück hatte ich bei dem Auspacken des Koffers die Vorlesungsskripte so gechickt umgedreht, daß der kompromittierende Block zu unterst zu liegen kam. Als der unntersuchende Gestapomann ermüdet von dem Lesen sagte: “Ist doch nur staatsfeindliches Zeug, konnte ich erleichtert antworten: “Staatliche Universität!” Es folgten dann noch 3 Semester Studium im “schwarzen” Paderborn. Als dort ein deutscher Priester aus Chile kam, um Theologen für eine Diözese im Süden des Landes zu werben, entschied ich mich, mein Studium dort fortzusetzen. Es war eine gute Fügung, daß ich an der Kath. Universität und im “Päpstlichen” Priesterseminar von Santiago noch drei Jahre studieren konnte. So lernte ich gründlich die spanische Sprache und die Mentalität der Chilenen kennen. Das dann auch gute Voraussetzungen dafür, daß mich mein Bischof schon vor der Primiz zum Pfarrer ernannte.
Fünfzehn Jahre war ich dann Pfarrer zu Pferde. Das Pferd hatte mir der Bischof geschenkt, den Sattel der beste Freund meines Lebens. Das Gebiet meiner Pfarrei, in der ich am längsten wirkte, hat eine Ausdehnung von ca. 620 km, also beinahe ein Viertel des Saarlandes.
Nach meiner Rückkehr ln die Heimat war ich 25 Jahre im
- 2 -
der Diözese Rottenburg-Stuttgart, also bei den Schwaben, von denen böse Zungen sagen sie seien wegen Geiz ausgewiesene Schotten. Sie werden mir also abnehmen, daß ich auch viele Erfahrungen gemacht habe.
Nun zu Ihrem Stein des Anstoßes, dem Dom der Elfenbeinküste. Sie haben recht: Er hätte auch nach meiner Meinung nicht gebaut werden dürfen. Mein erste Pfarrkirche in Chile war ein ausgedienter Lagerschuppen; und die anderen Kirchen aus Holz. Aber dem Papst die Schuld daran zu geben, ist eine andere Frage. Der Erstverantwortliche ist sicher der Ortsbischof. Was wäre gewonnen, wenn der Papst sich geweigert hätte das “Geschenk” anzunehmen? Wenn man die Argumente von Ihnen und Paul Peters auch bei uns konsequent anwenden würde, dann müßte man den Kölner Dom abreißen, sein Inventar und die Chagal-Fenster im Mainzer Dom verkaufen. Waren Sie schon einamal in der Wieskirche oder der schönsten Dorfkirche der Welt in Steinhausen an der Riß, beide von Dominikus Zimmermann? Haben Sie schon einmal gelesen oder darüber nachgedacht warum auch die Dome und großer Kirchen vielfach gerade von armen Leuten finanziert worden sind? Gerade arme Leute wollten damit ein Bild, einen Geschmack, ja ein Stück Himmmel schon auf Erden haben. Beim Bau meiner Heimatkirche in Differten – vor hundert Jahren – spendeten die Bergleute monatlich 2 Schichtlöhne. Mein Vater dürfte damals noch eine Zwölfstunden-Schicht gehabt haben. Und noch eins: Ein spanisches Sprichwort lautet: “Es gibt kein Übel, das nicht zum Guten gereicht”. Wieviele Arbeiter und Künstler haben ihr Brot beim Bau und der Ausstattung der Kirchen verdient? Woher kommt der Ausdruck “Unterm Krummstab ist gut leben?
Besonders aber hat mich in Ihrem Brief das Ja zum Leben gefreut. Ich bin selbst das 10. Kind meiner unvergeßlichen Mutter gewesen. Ich glaube, daß ich auch ledigen Müttern eine Stütze war. Im Brautunterricht pflegte ich zu sagen, daß man in solchen Fällen den betreffenden Freundinnen oder Bekannten sagen sollte, sie dürften zum Pfarrer gehen, der würde sie verstehen und weiterhelfen. In der Tat, in der Diözese Rottenburg hatten wir ein Heim, in dem man solche ledigen Mütter mir ihrem Kinde aufnahm und half.
Ich kann ihre Aussage, die Kirche würde die schwangeren Frauen quälen nicht verstehen. Ich weiß aber von Nonnen, die in Afrika durch Vergewaltigung schwanger wurden, die man aber keineswegs gequält hat.
Liebe Frau Skupin, Sie merken, daß ich meine Kirche liebe. Ich weiß aus Erfahrung, was Adveniat z.B. für Südamerika leistet. Ist das nicht das große und trostvolle Geheimnis der Kirche, daß der Gottessohn durch seine Menschwerdung auch ja gesagt hat zur erbärmlichen Menschlichkeit der Kirche, die ja nach Paulus sein Leib ist?
Sicher die Kirche bedarf zu allen Zeiten der Reformierung. Aber wir sollten alle wie Kardinal Meisner immer beten: “Herr, erneuere Deine Kirche,aber fange bei mir an!”
Mit von Herzen kommenden freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für Neue Jahr
<SZ 2./3. Jan. 1993>
Friede auf Erden?
Die Geistlichen aller Religionen und Konfessionen können kaum bestreiten, daß es dem allweisen Gott völlig gleichgültig ist, ob und wie er in einer Kirche oder Synagoge, in einer Moschee oder in einem Tempel angebetet wird. Trotzdem wünschen sie brennend, daß möglichst viele Menschen nur so leben und beten, wie sie als theologische Fachleute es für richtig halten.
So sind die Priester auch zu allen Zeiten und in aller Welt die Verursacher großer Kriege geworden. Kriege, die um des “wahren Gottesglaubens” willen geführt wurden, waren besonders langwierig und grausam und dauern an bis in die heutige Zeit. Im Namen des Christengottes der Liebe kämpfen heute noch Katholiken und Protestanten in Irland. Im Sudan versuchen die Moslems, Christen und Animisten auszurotten.
Im Irak wütet der Sunnit Sadam Hussein gegen die Schiiten. Auf dem Balkan machen die Serben die moslemischen Bosniaken nieder und vergewaltigen Tausende ihrer Frauen, deren Kinder dann sicher nicht mohammedanisch werden dürfen; denn das gehört zur ethnischen Säuberung.
Jetzt ist ein neuer religiöser Kriegsschauplatz in Indien zwischen Hindus und Moslems entstanden („Gewaltwelle in Indien”, Ausgabe vom 8. Dezember). Fanatische Hindis haben ein altes islamisches Gotteshaus zerstört, um ein hinduistisches an dieser Stelle zu errichten. Welch ein Wahnsinn! Wie wäre es, wenn die geistlichen Oberen aller religiösen Bekenntnisse sich zu einer Weltfriedenskonferenz zusammensetzten, um die wahre Freiheit aller Arten der Gottesbekenntnisse zu verkünden. Es gäbe dann viel mehr Frieden auf unserem überfüllten Globus.
DR. OTTO BUCHHEIT, Saarbrücken
Peter Lafontaine
Steinmetzstr. 27
6638 Dillingenn
Dillingen, den 10.Januar 1993
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
Pauschalurteile führen zumneist zu Irrtum, und enden dann leicht in unlogischen und zwiespältigen Schlußfolgerungen. Das gilt in hohem Maße von der Behauptung: “So sind die Priester auch zu allen Zeiten und in aller Welt die Verursacher großer Kriege geworden”. (Leserbrief “Friede auf Erden? S.Z. 2./3. Jan. von Dr. Otto Buchheit, Saarbrücken).
Kein Historiker wird diese These unterschreiben können. Dr.Buchheit nenne mir einmal den Priester, der den 30jährigen Krieg angezettelt hat oder den Deutsch-Französischen Krieg und den ersten und zweiten Weltkrieg verursacht hat.
Haben nicht gerade die Päpste dieses Jahrhunderts sich sehr um den Frieden bemüht? Hat Dr. Buchheit nicht mitbekommen, daß der Papst vor einigen Jahren zwischen Chile und Argentinien vermittelt, und so einen Kriegsausbruch verhindert hat? Ruft nich der jetzige Papst immer wieder zum Frieden auf?
Wie falsch auch das (Vor)- Urteil: “Im Namen des Christengottes der Liebe kämpfen heute noch Katholiken und Protestanten in Irland”! Das ist doch primär ein sozialer Konflikt. Dasselbe gilt doch wohl auch für den Irak und den Balkan. Religiöse Unterschiede mögen den Konflikt verschärfen, aber nicht auslösen. Man kann sagen, daß nach der altgriechischen Argonautensage meistens das “Goldene Vlies” die Hauptursache der Kriege war. Bei den spanischen Eroberern Südamerikas war es das Gold des Inkas. In der neueren Geschichte hieß das “Goldene Vlies”: Erzvorkommen in Lothringen (Deutsch-französicher Krieg), Erdölfelder, oder zur Zeit des “Dritten Reiches” für das “Volk ohne Raum” mehr Raum im Osten.
Selbst in den religiös umstrittenen Kreuzzügen brachten die Venediger Kaufleute das “Goldene Vlies” ins Spiel.
Der etwas abwertend klingenden Beurteilung der Religionen durch Dr. Buchheit darf man doch entgegenhalten, daß alle nur “humanistischen” Bestrebungen und Ideologien, angefangen von der Französischen Revolution über Nationalsozialismus bis zum Kommunismus die größten und schlimmsten Opfer verlangt habe.
Heute gilt vielleicht mehr denn je das Dichterwort von Franz Grillparzer: Humanität ohne Divinität führt zu Brutalität.
Peter Lafontaine
<SZ vom 13./14.2.93>
Nein zum Töten
Ich möchte gerne antworten auf den Leserbrief “Goldenes Vlies” von Herrn Peter Lafontaine, Dillingen (SZ vom 23./24. Januar). Es geht hier im Grunde genommen bei den ganzen Auseinandersetzungen schlicht und einfach um das fünfte Gebot Gottes: Du sollst nicht Töten!
Im Jahre 310 opferte der nachmalige Konstantin der “Große” im Apollotempel von Trier/Mosel, und hatte dabei eine “Vision”. Er “sah” ein X, das Zeichen der Sonne und des Blitzes bei den Heiden, das ihm die Weltherrschaft verhieß. Da aber die Christen mittlerweile im Römischen Reich an Bedeutung gewonnen hatten und er deren Hilfe dringend benötigte, gelang es ihm mit Hilfe des Bischofs Eusebius von Cäsarea dieses heidnische Zeichen in ein christliches X umzudeuten! Seit dieser Zeit wird von allen “christlichen” Regierungen der Name Gottes angefleht, wenn es darum geht, andere Menschen umzubringen. Den Soldaten wird dabei der “Himmel” versprochen, falls sie fallen sollten. Und je nach der Menge der erlegten “Feinde” bekommen sie ein buntes Stück Blech als “Auszeichnung”. Als “würdige” Nachfolger des Eusebius haben dann Päpste, Priester und Mönche zu “heiligen” Kriegen aufgerufen und auch selbst mit der Waffe in der Hand daran teilgenommen.
Wann wird es einen mutigen Nachfolger Christi geben, der durch ein entschiedenes Nein zum Töten dem Gebote Gottes wieder Geltung verschafft?! Allein der verstorbene Niemöller hatte bis jetzt dazu den Mut (man lese seinen in der Saarbrücker Zeitung veröffentlichten Artikel vom 20. Februar 1959)!
ILGA RÖDER, Saarbrücken
Peter Lafontaine
Steinmetzstr. 27
6638 Dillingen
Dilingen, den 20. Februar 1993
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Saarbrücken
Leserbrief
Der von Frau lIga Röder, Saarbrücken, veröffentlichte Leserbrief “Nein zum Töten” (SZ vom 13./14.Februar) verlangt eine grundsätzliche KlarsteIlung.
Frau Röder hat recht, wenn sie in ihrem Brief sagt: “Es geht hier im Grunde genommen bei den ganzen Auseinandersetzungen schlicht und einfach um das fünfte Gebot Gottes. Du sollst nicht töten!“
Aber sie richtet diese Forderung, wie es notwendig wäre, nicht an unsere Politiker und unsere Gesellschaft. Sie will nur die Kirche diskreditieren und versteigt sich zu der Aussage: Seit der Zeit Konstantins würde von allen “christlichen” Regierungen der Name Gottes angefleht, wenn es darum geht, andere Menschen umzubringen.
Meint sie mit den christlichen Regierungen auch die Regierung Hitlers, weil der auch die “göttliche Vorsehung” im Munde führte? Und was haben denn die Regierungen von Bismarck und Wilhelm dem II. mit der Kath. Kirche zu tun? Wer ist in unseren Tagen mehr für den Frieden eingetreten als der Papst? Im Golfkrieg,im Jugoslavien-Konflikt und jetzt im Sudan und in Uganda.
Wer verteidigt gegenwärtig mehr das Leben mit ihrem entschiedenen “Nein zum Töten” als die Kath. Kirche? Hat Frau Röder daran gedacht, daß in unserer so “friedlichen” Bundesrepublik täglich tausend unschuldige Kinder im Mutterleib getötet werden – in der größten Abtreibungsklinik in München jede Viertelstunde ein Kind. Und diese Institution, die mit dem Beratungsschein dem Arzt einen Berechtigungsschein zum Töten überweist, darf sich paradoxerweise “Pro Familia” nennen.
Gegen diese Gewalt an den unschuldiigsten und wehrlosesten Kindern gibt es keine Demonstrationen von Lichterketten. Im Gegenteil: Der Bischof der für das Leben der Kinder wenigstens die Glocken läuten läßt wird in perverser Weise als Kinderschänder beschimpft und die Frau, die für die “legale” Tötung der Kinder eintritt, wird zur Frau des Jahres gekürt.
Peter Lafontaine
<SZ>
Samstag/Sonntag, 27./28. Februar 1993 – Nr. 49
Kirche diskreditiert
Der von Frau llga Röder, Saarbrücken, veröffentlichte Leserbrief “Nein zum Töten” (SZ vom 13./14. Februar) verlangt eine grundsätzliche Klarstellung. Frau Röder hat recht, wenn sie in ihrem Beitrag schreibt: “Es geht hier im Grunde genommen bei den ganzen Auseinandersetzungen schlicht und einfach um das fünfte Gebot Gottes: Du sollst nicht töten!”
Aber Frau Röder richtet diese Forderung, wie es notwendig wäre, nicht an unsere Politiker und unsere Gesellschaft. Sie will nur die Kirche diskreditieren und versteift sich zu der Aussage: Seit der Zeit Konstantins würde von allen „christlichen” Regierungen der Name Gottes angefleht, wenn es darum geht, andere Menschen umzubringen.
Meint sie mit den christlichen Regierungen auch die Regierung Hitlers, weil der auch die “göttliche Vorsehung” im Munde führte? Und was haben denn die Regierungen von Bismarck und Wilhelm dem II. mit der Katholischen Kirche zu tun? Wer ist in unseren Tagen mehr für den Frieden eingetreten als der Papst?
Wer verteidigt gegenwärtig mehr das Leben mit ihrem entschiedenen “Nein zum Töten” als die Katholische Kirche? Hat Frau Röder daran gedacht, daß in unserer so “friedlichen” Bundesrepublik täglich tausend unschuldige Kinder im Mutterleib getötet werden – in der größten Abtreibungsklinik in München jede Viertelstunde ein Kind. Und diese institution, die mit dem Beratungsschein dem Arzt einen Berechtigungsschein zum Töten überweist, darf sich paradoxerweise “Pro Familia” nennen.
Gegen diese Gewalt an den unschuldigsten und wehrlosesten Kindern gibt es keine Demonstrationen von Lichterketten.
Im Gegenteil: Der Bischof, der für das Leben der Kinder wenigstens die Glocken läuten läßt, wird in perverser Weise als Kinderschänder beschimpft, und die Frau, die für die “legale” Tötung der Kinder eintritt, wird zur Frau des Jahres gekürt.
PETER LAFONTAINE. Dillingen
Peter lafontaine
Steinmetzstr.27
6638 Dillingen
Dillingen, den 16. März 1993
An die
Redaktion der Saarrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Sarbrücken
Leserbrief
Es ist doch merkwürdig, mit welchen Vorurteilen und falschen Behauptungen der Papst kritisiert wird, wenn er etwas sagt oder fordert, was dem materialistischen Zeitgeist zuwider ist. So in den Leserbriefen von Frau Doris Pack und anderen jetzt in der SZ vom 13./14. März.
Anlaß war der Appell des Papstes für Hilfsaktionen zugunsten der vergewaltigten Frauen und ihrer Kinder. Wieso kann man dem Papst christliche Nächstenliebe absprechen wenn er feststellt, daß das im Mutterleib heranwachsende Kind, das keinerlei Verantwortung an der verabscheuungswürdigen Tat habe, unschuldig sei und deshalb “in keiner Weise als Agressor betrachtet werden darf”? Was “christlich” ist, hat doch nicht irgend ein Kirchenlehrer definiert, sondern Christus selber. Und er hat ganz klar auch die Feindesliebe gefordert und selber vorgelebt. “Nicht nachvollziehbar”, sagt Stephanie Probst. Der jetzige Papst hat seinen Attentäter im Gefängnis besucht und ihm verziehen. Maria Goretti hat ihrem Mörder verziehen und dadurch ihn bekehrt. Im Jahre 1908 bat die polnische Gräfin Potocki von Lemberg nach der Ermordung ihres Gatten um Begnadigung des zum Tode verurteilten Mörders. Sie schrieb in dem Begnadigungsgesuch an den Kaiser: “Gott fordert, daß man den Feinden verzeiht, ja er fordert einen Beweis dieser Verzeihung … Lassen Sie bitte den Mörder frei, damit ich in der Kapelle meiner Schwestern weiter unter dem Kreuze beten und Christus in die Augen schauen darf.”
Es kann doch auch nicht von Degradierung der Frauen gesprochen werden, wenn man ihnen hilft durch Versöhnung und Liebe Kindern das Leben zu erhalten, die doch keine Feinde und zudem unschuldig und wehrlos sind. Würde die Abtreibung die psychischen Wunden micht noch vertiefen?
Man sollte auch nicht so voreilig sagen, der Papst habe keine Ahnung und wüßte nicht wovon er redet. Wer auch nur ein wenig sein Leben kennt und weiß, daß er auch gerade in diesen Fragen als Erzbischof von Krakau mit einer Frauenärztin zusammengearbeitet hat, kann das Gegenteil bestätigen.
Und wer schließlich den Artikel “Der Papst und das Ende des Kommunismus” in der SZ gelesen hat, der dürfte Johannes Paul II. auch dann noch, wenn er ihn nicht verstehen kann, etwas mehr Achtung entgegenbringen.
Peter Lafontaine
Rosa Barduhn
Obere Flurstr.10
6638 Dillingen
Dillingen, den 9. März 1993
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
6600 Saarbrücken
Sehr geehrte Damen und Herren!
Den beigefügten Leserbrief zu Ihrem Artikel “Der Papst und das Ende des Kommunismus” bitte ich bei der nächsten Möglichkeit zu veröffentlichen.
Die einliegende Kopie eines Briefes an die Redaktion der SZ in Saarlouis lasse ich zur Kenntnisnahme zugehen. Seine Veröffentlichung wurde unterschlagen. Er ist jedenfalls ein Beispiel dafür, wie die SZ uns Katholiken schon öfters verletzt hat.
Mit freundlichen Grüßen
Rosa Barduhn
2 Kommentare – Hintergrund
Rom geht weiter auf dem Irrweg
VON RAINER MüLLER
Neue Signale aus dem Vatikan? Papst Johannes Paul II. hat jetzt in bemerkenswerter Offenheit eingeräumt, daß die Ehelosigkeit nicht unbedingt zum Wesen der Priesterschaft gehört. Er sagte damit grundsätzlich nichts Neues, ist diese Erkenntnis doch schon lange ziemlich unbestritten.
Wer aber nun geglaubt hat, das Oberhaupt der katholischen Kirche öffne sich möglicherweise der immer lauter werdenden Forderung nach Abschaffung des Pflichtzölibats, der irrte. Im gleichen Atemzug nämlich, wo zugestanden wird, daß Christus die Ehelosigkeit nicht zum Gesetz erhoben hat, wird bekräftigt, die Kirche werde trotzdem an diesem Prinzip festhalten. Auch in Rom werden Fehlhaltungen ungern korrigiert, man ist in diesem Fall klüger als der Glaubensstifter.
Der Papst hätte zur Zölibatsfrage besser geschwiegen, statt zu erklären, daß seiner Meinung nach etwas sein muß, das eigentlich nicht sein müßte. Die Folge wird sein, daß der Pflichtzölibat jetzt noch unglaubwürdiger wird als er es bereits längst war. Der Zwang zur Ehelosigkeit der Geistlichen hat selbst bei den Kirchentreuen kaum noch eine Akzeptanz.
Die Kirche hätte längst erkennen müssen, daß sie mit der Verpflichtung der Priester zur Ehelosigkeit auf einem Irrweg ist. Immer weniger für das Amt qualifizierte junge Menschen sind bereit, unter dieser Voraussetzung eine solch wichtige Aufgabe zu übernehmen. Bei der Überalterung des Klerus ist abzusehen, wann die Basisarbeit in den Gemeinden zusammenbricht und Messen in der heutigen Form vielerorts nicht mehr gefeiert werden können. Der Vatikan geht also das Risiko ein, die Handlungsfähigkeit der Gemeinden einem selbst auferlegten Prinzip zu opfern, das lediglich eine kirchenrechtliche Festlegung ist.
Im Hintergrund spielt bei der kaum noch nachzuvollziehenden Starrheit in der Zölibatsfrage die grundsätzliche Abneigung der Kirche gegenüber der ebenfalls gottgewollten Sexualität wahrscheinlich die Hauptrolle. Wie sonst ist es zu erklären, daß der Papst den Zölibat als eine Herausforderung versteht, “die die Kirche der Geisteshaltung, den Strömungen und den Übeln des Jahrhunderts entgegensetzt”.
Welche Geisteshaltung ist es denn, die liebende Paare in die Ehe zusammenführt, wo sind in den ehrlich gelebten ehelichen Gemeinschaften Strömungen und Übel dieses Jahrhunderts zu erkennen? Bei allem Respekt vor dem Amt des Papstes, hier erzeugt er Ärgernis gegenüber Millionen von Eheleuten. Und es ist erstaunlich, daß sich immer noch so viele Gläubige diese Diskriminierung gefallen lassen.
Noch schwerer wiegt allerdings die Tatsache, daß die Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber der Kirche und ihren Botschaften zunimmt. Dabei könnte die Kirche eine gewichtige moralische Autorität sein; diesen Trumpf verspielt sie aber immer mehr.
Lauterbach, den 21. Juli 1993
An die
Redaktion der Saarbücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saaarbrücken
Da die S.Z. innerhalb einer Woche gleich zweimal durch einseitige und unstimmige Artikel von Herrn Rainer Müller die Kath. Kirche, bzw. den Papst in ein schlechtes Licht gerückt hat, darf ich um Veröffentlichung des folgenden Leserbriefes bitten:
Wieder einmal hat Herr Rainer in 2 Artikel in der S.Z. (am 17./18 und 20.Juli) bewiesen, daß er scheinbar der berauftragte Papst- und Kirchenkritiker vom Dienst ist. Daß die vorgegebene Sorge nicht ganz echt ist, zeigt das hämisch wirkende Foto in dem Beitrag vom 17./18. dieses Monats. Auch die Argumentierung stimmt nicht. Wenn die Heirat der katholischen Priester die Lösung für die Probleme der Kirche wäre, dann müßte die Akzeptanz der evangelischen Kirche doch viel größer als die der katholischen Kirche sein. Die Statistiken beweisen aber das Gegenteil.
Was die Aufrechterhaltung des “kichlichen Betriebes” angeht (Sorge von Dechant Bertel), so ist statistisch festzustellen: “Wir haben noch nie so viel pastorales Personal für so wenige Gottesdienstbesucher gehabt wie jetzt” (Kardinal Meisner).
Es ist eine Unterstellung, zu behaupten, die Kirche wäre gegen eine “gottgewollte Sexualität”. Die gottgewollte Ehe ist doch ein Sakrament der Kirche, während der Ordensstand der Frauen und Brüder es nicht ist. Die auch in christlichen Ehen sich ausbreitende Kinderfeindlichkeit kann allerdings nicht gottgewollt sein. Und sie ist doch wohl ein Hauptgrund des gegenwärtigen Priestermangels.
Eine Aufhebung des Zölibats würde nach apostolischer und auch orthodoxer Tradition die Heirat der bereits geweihten Priester nicht gestatten. Der sicher mögliche Verzicht auf den Zölibat würde aber in der gegenwärtigen Situation mehr Probleme schaffen als lösen.
Wenn schließlich Dechant Bertel meint, die Zulassung der Frauen zum Priesteramt dürfe kein Tabuthema sein, so müßte er – abgesehen von einem theologisch sauberen Beweis doch wissen, daß dies unweigerlich zu einem neuen Schisma der Kirche führen würde.
Hans Thul
<Saarbrücker Zeitung, Samstag/Sonntag, 17./18. Juli 1993, Nr. 164>
Am Verhältnis zur Frau scheiden sich die Priester
Allmählich bröckelt das Verständnis für den Zölibat
• Von unserem Redaktionsmitglied RAINER MÜLLER
Was von der Katholischen Hochschulgemeinde Trier als mutig, bewundernswert und aufrichtig bewertet wurde, war für den Trierer Bischof Hermann Josef Spital ein Ärgernis. So weit driften die Meinungen auseinander, wenn es um die Ehelosigkeit der Priester und um mögliche Auswirkungen dieses Prinzips geht. Die Verpflichtung der katholischen Geistlichen auf den Zölibat findet an der Kirchenbasis immer weniger Verständnis.
Die Diskussion über dieses Thema ist in der Diözese Trier durch die Erklärung des Hochschulpfarrers Dr. Thomas Jakobs, er bekenne sich zum Zusammenleben mit einer Frau, neu entfacht worden. Zu den Kritikern des Pflichtzölibats gehört auch der Saarbrücker Dechant Erhard Bertel. “Für einen Großteil der Gemeinden ist es ein Ärgernis, wenn so ein Mann (wie Thomas Jakobs, die Red.) einfach aus seinem Dienst entlassen wird” Dagegen kann Bertel das “Geständnis” des Hochschulpfarrers nicht als Ärgernis empfinden, so wie der Bischof dies tut, und stellt gleichzeitig die Verquickung von Pflichtzölibat und priesterlichem Dienst in Frage. “Theologisch ist es sauber bewiesen, daß der Zölibat mit dem Priesteramt nichts zu tun hat”, sagt Bertel. Für ihn handelt es sich um eine Lebensform, die dem Priester im Laufe der Geschichte nach dem Vorbild vom klösterlichen Leben zugewachsen ist.
Bertel verweist auf die Konfliktsituation in die junge Priester heute in den Gemeinden kommen können und erinnert an eine von den deutschen Bischöfen in Auftrag gegebene Umfrage. Sie ergab, daß auch katholische Frauen, noch die treuesten Kirchgänger, dem Zölibat immer weniger Verständnis entgegenbringen. Die Kirche, vermutet Bertel, vermittele den Eindruck der Inkriminierung der Partnerschaft von Mann und Frau.
” Die Kirche arbeitet kontraproduktiv, wenn sie an dieser Form festhält ”
“Die Kirche arbeitet kontraproduktiv, wenn sie an dieser Lebensform festhält, weil sie eine ganze Führungscrew verliert”, kritisiert Erhard Bertel und erinnert weiter an die Überalterung des Klerus in einer Zeit, in der innovative Kräfte für die Arbeit dringend benötigt werden. Der Altersdurchschnitt der Priester im Bistum Trier liegt bei 57 bis 58 Jahren.
Ist aber sicher, daß die Aufhebung des Pflichtzölibats die Bereitschaft junger Menschen fördert, Priester zu werden? Zu dieser Frage bedauert Bertel zunächst, daß die heutige Generation innerlich weit von der Kirche entfernt ist, und “daran ist die Kirche nicht schuldlos”. Ohne Pflichtzölibat aber könne eine breitere Schicht für das Priesteramt angesprochen werden; es sei zu erwarten, daß dann mehr junge Menschen den Schritt wagten.
Wie die Chancen sind, daß die Kirche in der Zölibatsfrage eine Kehrtwendung macht? Erhard Bertel schätzt sie gering ein, weil man vor allem vom Papst nicht erwarten könne, daß er am Zölibat rüttelt. Das aber ist für Bertel auch ein Zeichen von mangelndem Mut und Gottvertrauen. Eine Änderung könnte sich dann ergeben, wenn die Priesterschaft so ausgeblutet ist, “daß keine relevante Gruppe mehr übrigbleibt, um den kirchlichen Betrieb aufrechtzuerhalten”. Es könnte auch die Zeit kommen, daß aktive Priester nicht mehr bereit sind, weitere Gemeinden zu übernehmen; dadurch würde das Defizit dann schnell deutlich.
Proteste der Basis, nützen sie? Solche Proteste lösen Betroffenheit aus, sagt Bertel, und ,,steter Tropfen höhlt den Stein.” Er verkennt nicht, daß es in den Gemeinden immer mehr Mißtrauen denen gegenüber gibt, die behaupten, sie lebten zölibatär. Die Verquickung von Zölibat und Priestertum ist vielfach unglaubwürdig geworden. Bertel würde die Entscheidung über zölibatäres Leben denen in die Hand legen, die Priester werden wollen. Dann seien auch die glaubwürdiger, die die Ehelosigkeit wählten.
Ein noch größeres Reizthema ist die Diskussion über das Diakonat der Frauen und deren Zulassung zum Priesteramt. Bertel dazu: ,,Auch dies darf kein Tabuthema sein.” Immer weniger werde verstanden, warum priesterlicher Dienst nicht auch von Frauen wahrgenommen werden soll.
Dillingen, den 21. Juli 1993
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Zu dem Artikel der S.Z. “Am Verhältnis zur Frau scheiden sich die Priester” (vom 17./18. Juli) und den darin wiedergegebenen Äußerungen von Dechant Bertel möchte ich gerne folgende Stellung nehmen:
Der bekannte französische Journalist Albert Grosser hat in einem vor kurzem erschienenen Buch die Feststellung gemacht, der Lieblingssport der Deutschen sei es, sich im Selbstbemitleiden zu üben. Das gilt leider auch von einigen Theologen und Geistlichen.
Die negativen Aussagen von Dechant Bertel gehen in die falsche Richtung. Pessimisten haben noch die Kirche erneuert. Wenn der Glaube in unseren Breitengraden verdunstet ist, so ist das doch nicht die Folge des Zölibats oder des Fehlens von verheirateten Priestern, sondern hauptsächlich Auswirkung des hedonistisch materialistischen Zeitgeistes. Einem solchen Zeitgeist werden aber nicht nur der Zölibat, sondern auch christliche Grundwahrheiten unglaubwürdig erscheinen. Ebensowenig kann man das Festhalten an Zölibat als Ehefeindlichkeit betrachten. Denn auch heute gilt noch: Ohne Ehe gäbe es keine Kirche, und ohne Jungfräulichkeit wäre es nicht die Kirche Jesu Christi.
Vom Zeitgeist irregeleitete Studenten können vielleicht der Überzeugung sein, sie könnten durch einen Aufstand der “Kirche von unten” die Gesamtkirche erneuern. Professoren und Theologen sollten es aber besser wissen. Im vorigen Jahrhunder gab es bereits einen Antizölibats-Verein in Süddeutschland. Und vor 160 Jahren demonstriertren Theologen und Professoren in Freiburg in Sprechchören: “Wer gibt uns Weiber?” Und ein Gutachten von Professoren sagte: “Gebt ihnen Weiber!” Das Gutachten eines besonneren Professors sprach sich dagegen aus. Sie bekamen keine Weiber. Es gab gute und viele Priesterberufe. Die Kirche überstand gut einen Kulturkampf. Es kam in unserem Jahrhundert die Katholische Jugendbewegung, die besonders viele Priesterberufe hervorbrachte. (Im Priesterseminar in Trier gab es 1934 an die 105 Bewerber und nur eine Aufnahmemöglichkeit von 57 Kandidaten). Es entstand die liturgische Bewegung und Bibelbewegung. Diese Kirche war gut gerüstet, dem Ungeist des Zeitgeistes des Dritten Reiches zu widerstehen.
Aufgrund meiner Erfahrungen und Kontakte mit Lateinamerika (Chile) kann ich behaupten, daß gerade die Aufhebung des Zölibats “kontraproduktiv” wäre.
Peter Lafontaine
Petrer Lafontaine
Steinmetzstr.27
66763 Dillingen
Dillingen, den 7. September 1993
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Dem Artikel von Redakteur Rainer Müller “Sind das die wahren Werte?” in der S.Z. vom 7.9.93 ist vollkommen zuzustimmen. Die Unterbewertung des Dienstes der Hausfrau und Mutter ist eine der größten Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft und unseres Staates. Aber die Schuldzuweissung an die Politiker ist doch etwas einseitig. Haben nicht auch die Medien kräftig mitgeholfen das Negativbild vom “Heimchen am Herd” zu prägen?
Mit Recht stellt Rainer Müller fest, daß heutige Spitzensportler und Rekordhalter nicht Vorbilder unserer Gesellschaft sein können. Die Jugend aller Zeiten braucht und wünscht eigentlich auch immer Leit-und Vorbilder, an denen sie sich orientieren kann. Und diese Vorbilder gibt es doch auch heute noch. Könnte nicht auch die S.Z., statt den Sensationen des Bösen, einmal den Sensationen des Guten mehr Raum geben? Warum nicht mehr konkrete Berichte von dem Wirken einer Mutter Teresa von Kalkutta, einer Schester Karoline von Santiaga de Chile, einer Schester Emanuelle aus Kairo, einer Ordensfrau, die gegen den Sextourismus kämpft und den ausgebeuteten Prostituierten wieder zu Feiheit und Würde zu verhelfen sucht? Und warum auch nicht darin einen Sinn unserer Heiligenverehrung erkennen, wenn die Kirche sie uns als Vorbilder voraugenstellt? So hat es noch jüngst der Papst bei der Heiligsprechung der Chilenin Teresa von Los Andes getan. Er stellte sie vor als ein “Modell der ewigen Jugend des Evangeliums, sie zeige, daß Liebe, Gebet und Dienst für Gott etwas Großartiges und eine Freude, eine Freiheit und eine Verwirklichung der Menschheit bedeuten”.
Peter Lafontaine
<SZ>
Nr. 212 – Samstag/Sonntag, 11./12. September 1993
Falscher Zungenschlag
Zum Kommentar “Sind das die wahren Werte?” (SZ vom 7. September): Eigentlich hätte Rainer Müller für diesen Kommentar ein Lob verdient, wenn, ja wenn nicht gleich der falsche Zungenschlag über “Politik und Gesellschaft (welche) die Bedeutung der Familie immer noch nicht richtig erkannt” haben, dabei gewesen wäre. Müller schreibt unter anderem: “Wertebegriffe wie Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen, Anteilnahme, Zuwendung sind aus dem Sprachgebrauch gestrichen; sie werden nicht mehr vermittelt. Wen wundert also die heute erkennbare und immer öfter beklagte Orientierungslosigkeit junger Menschen?”
Wer ist denn “diese Gesellschaft”? Gehören wir nicht alle dazu, genau so wie die Saarbrücker Zeitung mit ihren Kommentatoren, die allzu oft “Politik machen” im Sinne von Egoismus und Negativ-Darstellungen.
ALOIS MAX, Überherrn-Altforweiler
Mehr Gutes berichten
Dem Kommentar von Rainer Müller “Sind das die wahren Werte?” (SZ vom 7. September), ist vollkommen zuzustimmen. Die Unterbewertung des Dienstes der Hausfrau und Mutter ist eine der größten Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft und unseres Staates. Aber die Schuldzuweisung an die Politiker ist doch etwas einseitig. Haben nicht auch die Medien kräftig mitgeholfen, das Negativbild vom “Heimchen am Herd” zu prägen?
Mit Recht stellt Rainer Müller fest, daß heutige Spitzensportler und Rekordhalter nicht Vorbilder unserer Gesellschaft sein können. Die Jugend aller Zeiten braucht und wünscht eigentlich auch immer Leit- und Vorbilder, an denen sie sich orientieren kann. Und diese Vorbilder gibt es doch auch heute noch. Könnte nicht auch die SZ statt den Sensationen des Bösen einmal den Sensationen des Guten mehr Raum geben?
Warum nicht mehr konkrete Berichte von dem Wirken einer Mutter Teresa von Kalkutta, einer Schwester Karoline von Santiago de Chile, einer Schwester Emanuelle aus Kairo, einer Ordensfrau, die gegen den Sextourismus kämpft und den ausgebeuteten Prostituierten wieder zu Freiheit und Würde zu verhelfen sucht? Und warum auch nicht darin einen Sinn unserer Heiligenverehrung erkennen, wenn die Kirche sie uns als Vorbilder vor Augen stellt?
PETER LAFONTAINE, Dillingen
Treulos
Dem Kommentar “Sind das die wahren Werte” von Rainer Müller (SZ vom 7. September) stimme ich voll und ganz zu und möchte daran anknüpfend folgenden Ausspruch von Ernst Moritz Arndt zu bedenken geben:
“Wenn sich die Welt zerstört, so fängt es an: Die Menschen werden zuerst treulos gegen die Heimat, treulos gegen die Vorfahren, treulos gegen das Vaterland. Sie werden dann treulos gegen die guten Sitten, gegen die Nächsten, gegen das Weib und gegen das Kindl”
Dillingen, den 2. Okt. 1993
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Gerne lese ich die Kommentare der SZ, bei denen man gleich bemerkt, daß sie sorgfältig recherchiert und gut analysiert wurden und so zu einem sachgerechten Urteil führten.
Merkwürdig ist, daß solche Grundsätze gerade bei kirchenkritischen Beiträgen vielfach mißachtet werden. So ist dies besonders der Fall gewesen bei dem Artikel “Der Scheinheilige” von Dietmar Klostermann in der SZ vom 1. 0kt. Hat er die Erklärung von Erzbischof Dyba in ihrem ganzen Wortlaut gelesen? Wenn ja, warum unterschlägt er den Satz: “Wir werden mit allen verfügbaren Kräften weiter beraten: Wir werden tatkräftig helfen und heilen, wo immer uns das nur möglich ist. Geist und Inhalt unserer Beratungspflicht müssen aber voll und ganz dem katholischen Glauben und dem göttlichen Recht entsprechen.”
Was ist denn scheinheilig daran? Ist es moralischer der durch Schwangerschaft in Not geratenen Frau “großzügig” den Tötungsschein auszustellen und sie damit in die fragliche Freiheit der Selbstentscheidung zu entlassen? Ist diese Freiheit der Frauen nicht der Freibrief verantwortungsloser Mämner, um die Frauen zur Abtreibung zu nötigen?
Es ist doch merkwürdig, daß von den Befürwortern der Fristenregelung nie die Gefahren und Grausamkeiten der Abtreibung erwähnt werden. Verschwiegen wird auch die Tatsache, daß bis zu 80 Prozent der Fauen, die abgetrieben haben, an psychischen Schäden zu leiden haben.
Ist es nicht ein Hohn auf die Toleranz, wenn man zum Kirchenaustritt auffordert, weil ein Kirchenmann das ganze Leben schützen will und den in Not geratenen Frauen materiell und seelisch helfen will?
Denken die Herren Redakteure nicht daran, daß bei solchen sich wiederholenden Ausfällen die Pfarrer sich genötigt sehen könnten, öffentlich zum Boykott der SZ aufzurufen?
Es ist einer der merkwürdigsten Erfahrungen meines Lebens, die ich in zwei Kontinenten und drei Ländern gemacht habe, daß Liberale oft die intolerantesten Menschen sind.
So ist es verständlich, daß mein Vater die “Gehlen” vor hundert Jahren schon nicht mochte.
Peter Lafontaine
<SZ v. 1. 10. 93>
Der Scheinheilige
VON DIETMAR KLOSTERMANN
Die Maske des guten Christen hat er nun endgültig fallen gelassen, der Fuldaer Erzbischof Dyba. Die Weisung an die Beratungsstellen für Schwangere in seinem Sprengel, künftig keine Beratungsscheine mehr auszustellen, die für eine straffreie Abtreibung notwendig sind, beweist, daß es dem Oberhirten nicht um die in Not geratenen Frauen geht. Dem katholischen Fundamentallsten Dyba geht es nur um sich selbst. Indem er sich als päpstlicher als der Papst geriert, sichert er sich Publicity.
Sicher wäre es am einfachsten, Dyba nicht zu beachten. Doch sein klarer Verstoß gegen den Sinn des Karlsruher Abtreibungsurteils, nämlich Frauen in ihrer extremen Verzweiflung beizustehen und sie bei ihrer endgültigen Entscheidung über den Abbruch einer Schwangerschaft nicht zu kriminalisieren, wirft Fragen auf nach dem Verhältnis zwischen Staat und Kirche. Kräftig alimentiert durch Kirchensteuern und andere Vergünstigungen des Rechtsstaats stellt der Kirchenfürst nach eigenem Bekunden das göttliche Recht vornan.
Vermessen ist es, von der Politik Sanktionen gegen Dyba zu erwarten. Zwar stöhnen geneigte Frauen wie die christdemokratische Familienministerin Rönsch oder die katholische ZK-Präsidentin Waschbüsch auf, ungehaltene wie die FDP-Saar-Fraktionschefin Müller drohen mit Kirchensteuerkürzung. Zivilcourage zeigen im Angesicht Dybas und Kollegen hingegen nur die Kirchenmitglieder – mit dem Austritt.
<SZ>
Samstag/Sonntag, 9./10. Oktober 1993
Merkwürdig
Zum Kommentar “Der Scheinheilige” (SZ vom 1. Oktober): Gerne lese ich die Kommentare der SZ, bei denen man gleich bemerkt, daß sie sorgfältig recherchiert und gut analysiert wurden und so zu einem sachgerechten Urteil führten.
Merkwürdig ist, daß solche Grundsätze gerade bei kirchenkritischen Beiträgen vielfach mißachtet werden. So ist dies besonders der Fall gewesen bei dem Kommentar von Dietmar Klostermann. Hat er die Erklärung von Erzbischof Dyba in ihrem ganzen Wortlaut gelesen? Wenn ja, warum unterschlägt er den Satz: “Wir werden mit allen verfügbaren Kräften weiter beraten: Wir werden tatkräftig helfen und heilen, wo immer uns das nur möglich ist. Geist und Inhalt unserer Beratungspflicht müssen aber voll und ganz dem katholischen Glauben und dem göttlichen Recht entsprechen.”
Was ist denn scheinheilig daran? Ist es moralischer, der durch Schwangerschaft in Not geratenen Frau “großzügig” den Tötungsschein auszustellen und sie damit in die fragliche Freiheit der Selbstentscheidung zu entlassen? Ist diese Freiheit der Frauen nicht der Freibrief verantwortungsloser Männer, um die Frauen zur Abtreibung zu nötigen?
Es ist doch merkwürdig, daß von den Befürwortern der Fristenregelung nie die Gefahren und Grausamkeiten der Abtreibung erwähnt werden. Verschwiegen wird auch die Tatsache, daß bis zu 80 Prozent der Frauen, die abgetrieben haben, an psychischen Schäden zu leiden haben.
Ist es nicht ein Hohn auf die Toleranz, wenn man zum Kirchenaustritt auffordert, weil ein Kirchenmann das ganze Leben schützen will und den in Not geratenen Frauen materiell und seelisch helfen will?
PETER LAFONTAlNE, Dillingen
Hans Thul
Felsenbrunnerstrale 67
66333 Völklingen-Lauterbach
Lauterbach, den 11. Okt. 1993
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Sarbrücken
Leserbrief
Man kann eigentlich nur staunen darüber, für wie dumm Herr Rainer Klössner Millionen von Christen hält. In seinem Leserbrief “Respekt” in der SZ vom 9.0kt. unterstellt er den Kirchen eine moralische Erpressung. Er behauptet, man habe sich keine Gedanken gemacht über die Geschichte der Kirche, die jahrhundertelang Raub und Mord praktizierte. Wenn Millionen das nicht gemerkt haben, dann müßte sich Klössner doch fragen, ob er sich da nicht kläglich geirrt hat oder Opfer von Greuelmärchen aus der NS-Zeit geworden ist.
Wenn die Kirche eine solche Mord-und Räuberbande gewesen wäre, hätte sie dann die Krankenhäuser für Arme und Sieche erfinden können? (Die Römer hatten nur Lazarette, um die Knochen der Soldaten zu flicken; und die Griechen Sanatorien für betuchte Leute). Kennt Herr Klössner nicht die für das Mittelalter hervorragende Sozialordnung der Zünfte. Es gab außer den Sonntagen 30 gebotene Feiertage, also damals schon 30 Urlaubstage. Wenn die Kirche eine solch infame Gesellschaft gewesen ist, woher kommt dann das Sprichwort: “Unterm Krummstab ist gut leben”. Wer hat denn die ersten Schulen unterhalten, die ersten Universitäten gegründet. Sind unsere herrlichen Dome nur durch Ausbeutung und mit Blut und Tränen erbaut worden? Tausende von Ordensleuten, die in jedem Jahrhundrt in Krankenhäusern, Schulen und Heimen gerade auch den Ärmsten der Armen gedient haben konnten doch nicht durch eine erpresserische Räuberbande zu solch hingebender Nächstenliebe motiviert werden. Man male sich einmal aus,wie unser Land aussehen würde, wenn man alles,was auf kulturellem, sozialem, wirtchaftlichem und Kunstgebiet der Kirche zu verdanken ist, über Nacht auslöschen würde!
Nein, dieseer Leserbrief “Respekt” kann nicht ernstgenommen werden und verdient wirklich keinen Respekt.
Hans Thul
Dillingen, den 23. Okt. 1993
An die
Redaktion derSaarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Zum Leserbrief “Großes Lob von Rom” von Herrn Harald Arweiler in der SZ vom 23./24. Oktober möchte ich folgendes bemerken:
Herr Arweiler irrt selber, wenn er Herrn Rainer Müller “gravierende Mängel der Argumentationsweise” vorwirft. Gerade in seinen letzten drei Beiträgen von “Sind das die wahren Werte” über “Recht und Unrecht” bis zum heutigen Artikel “Statt Fairneß bloß Attacken” hat sich der stellvertretende Chefredakteur der SZ durch seine scharf logische Beweisführung in wohltuender Weise von den nur stimmungsmachenden Meinungsmacher gewisser Medien abgehoben.
Herr Arweiler verstößt selber gegen die Regeln der Logik, wenn er von einer Diskussionsebene auf die andere springt. Etwa auf folgende Weise: Viele Christen sind schlecht, also ist die Lehre Christi, bzw. die Kirche schlecht.
Aber selbst auf kirchengeschichtlicher Ebene argumentiert er mangelhaft oder falsch. Zunächst: Die “schlechten Päpste” sind nicht dem Miitelalter, sondern der Renaissance-Zeit zuzurechnen. Als Kenner der Kirchengeschichte müßte er objektiverweise auch sagen, daß es mehr heilige Päpste als schlechte gegeben hat.
Wenn er dann auch indirekt auf die Inquisition Anspielungen macht, dann müßte er auch wissen, wer sie erfunden hat. Gerechterweise müßte er die Kirche dann auch mit anderen Institutionen vergleichen, wie der Journalist Johannes Groß das z.B. getan hat mit der Feststellung: Die Französische Revolution habe in zwei Jahren mehr Opfer gefordert als die Inquisition in zweihundert Jahren.
Noch ein letztes zum ewigen Reizthema “Aspekt der Sexualität”. Folgende Daten des Allenbacher Instituts von 1978: 30 Prozent der Jugend vor Vollendung des 15. Lebensjahres haben geschlechtliche Beziehungen; nur 20 Prozent der jungen Frauen und 40 Prozent der jungen Männer sind für Ehe und Familie; 80 Prozent der jungen Generation haben nichts gegen „wilde Ehe“; 25 Prozent der Männer und 9% der Frauen haben außereheliche sexuelle Beziehungen.
Wenn man nun noch hinzunimmt, daß die Abtreibungen, Geschlechtskrankheiten und Vergewaltigungen in den letzten zwei Jahrzehnten um ein Vielfachhes zugenommen haben, dann müßte doch auch ein Nichtchrist die Morallehre der Kirche verstehen und erst recht ein Religiosnlehrer und Pädagoge sie würdigen.
Peter Lafontaine
Dillingen den 7. Nov. 1993
An die
Redaktion des Paulinus
Fleischstraße 62-65
54290 Trier
Sehr geehrte Herren!
Zum Leserbrief “Vorbehaltlos auf die Menschen zugehen” (Paulinus vom 7. November) bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
In seinem Leserbrief vom 7. November plädiert Herr Lother Schenk für vorbehaltloses Zugehen auf die Menschen. Aber merkt er nicht den Widerspruch, in den seine Argumentation ihn führt? Ist es nicht gerade der von ihm verkannte Schatz des Zölibates, der im Laufe der Kirchengechichte immer wieder Männer und Frauen zu den glaubwürdigsten Zeugnissen und größten Opfern vorbehaltloser Nächstenliebe befähigt hat.Weil sie für Gott frei sein wollten, waren sie ganz für die Menschen da. Aus der Vergangenheit nur drei Namen, die für ungezählte andere stehen: Franziskus, Don Bosco und Cottolengo.
Aber auch in der Gegenwart sind es die aus demselben Holz gechnittenen Christen, welche die volle Hingabe an den Mitmenschen leben. Allseits bekannt ist Mutter Teresa von Kalkutta. Da ist die weniger bekannte Schwester Karoline Meyer in Santiaga de Chile, eine charismatische Frau, die ärmeren Familien eine Siedlung mit 172 Einfamilienhäuser gebaut hat. Sie hat an die 9 Beratungsstellen für Drogenabhängige, Alkoholiker, etc., gemeinsame Volksküche, Werkstätten und neuerdigs auch ein Heim für Aidskranke organisiert.
Da ist die andere Sr. Emanuelle, die sich der Ärmsten in den Armenviertel Kairos annimmt.
Und wieder eine andere Ordensfrau, die energisch den durch Sextourismus ausgebeuteten Frauen zu Würde und Vertrauen helfen will. Und schließlich Maximilian Kolbe, der ohne den “Schatz des Zölibats” wohl nicht fähig gewesen wäre, sein Leben für einen Familienvater hinzugeben. W. Busenbender sagt einmal mit Recht: “Ohne die Ehe gäbe es die Kirche Christi nicht, aber ohne die Jungfräulichkeit wäre sie nicht die Kirche Jesu Christi”.
Auch das Plädoyer Schenks für eine Demokratisierung der Kirche ist völlig abwegig. Der große, vormals protestantische Gelehrte und Bultmann-Schüler Heinrich Schlier, ist gerade aufgrund der Erkenntnis konvertiert, daß die Prinzipien der katholischen Kirche schon in der HI. Schrift selbst angelegt sind. Die gegenwärtig modegeworden Negativkritik der Kirche hat der Verleger Michael Müller auf den treffenden Nenner gebracht: “Eine Gesellschaft, die den Pluralismus zur Doktrin erhebt, Offenheit für Spleens und Exotismen postuliert, Randgruppen hofiert, Betroffenheit bei Angriffen auf Andersdenkende artikuliert und zugleich die Kirche brandmarkt, ist verlogen”.
Peter Lafontaine
<SZ 11./12. Dez. 93>
Ungeheuerlich
Den Leserbrief “Lebender Beweis” von Herrn Heinz Schmitt-Auer (SZ vom 13./14. November) überdenkend, glaube ich, daß der Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes, der Päpste, der maßgeblichste Punkt da für ist, daß Protestanten und progressive Katholiken sich dem Vatikan nicht annähern können.
Über alles andere könnte man sich verständigen. Dem Griff des Vatikan nach dem freien Willen und dem Gewissen der Menschen lassen diese sich heute noch weniger gefallen als auf dem Konzil von 1869/70.
Es ist ungeheuerlich und auch dem simpelsten Gemüt nicht einsehbar, daß ein Mensch Gott gleich, also ohne Sünde, sein soll. Man möchte meinen, daß die Sternstunde des Papsttums, die mit dem väterlichen liebenswerten Nachfolger Christi, Johannes XXIII., angebrochen war, spurlos vorübergegangen sei.
MARGARETE SKUPIN, Heiligenwald
Peter Lafontaine
Steinmetzstr.27
66763 Dillingen
Dillingen, den 12. Dezember 1993
An die
Redaktion der Saarbrjcker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Es mag eine gute Sache sein, wenn die SZ ein Forum für Lesermeinungen anbietet. Das darf doch aber nicht ein Tummelplatz für sich wiederholende falsche und verzerrte DarsteIlingen der Katholischen Kirche und des Papsttums werden, wobei man dann mitunter Gegendarstellungen verweigert.
Vor einem Jahr beschrieb Frau Margarete Skupin den Vatikan als anmaßend. Und nun spricht sie in ihrem Leserbrief vom 11./12. Dezember von dem “Griff des Vatikans nach dem freien Willen und dem Gewissen der Menschen”.
Ich kann mir die ausfälligen Urteile von Frau Skupin nur so erklären,daß sie ihre Kenntnisse über Kirche und Papsttum nur aus den modegewordenen Haßtiraden gewisser Medien bezieht. Warum informiert sie sich nicht einmal in einem katholischen Katechismus oder entsprechenden Kommentar?
Stein des Anstoßes ist die Lehre von der Unfehlbarkeit der Kirche und des Papstes. Die Unfehlbarkeit hat doch nichts mit Inspiration zu tun, sondern sie ruht auf gewissenhafter Forschung in den Quellen des Glaubens. Sie ist doch praktisch nur die feierliche Bestätigung der Glaubenswahrheiten, die von Anfang an in der Kirche geglaubt werden. Das Dogma von der Unfehlbarkeit sagt keineswegs, daß der Papst für sich persönlich nicht irren und sündigen könnte wie jeder andere Mensch. Auch die Predigten, die rein wissenschftlichen Werke, die gewöhnlichen Erlasse, Enzykliken, Hirtenbriefe eines Papstes sind nicht unfehlbar, sondern nur die eigentlichen dogmatischen Entscheidungen.
Zur Frage der Gewissensfreiheit. Im neuen Katechismus der Katholischen Kirche heißt es unter Nr. 1782 ganz klar: Der Mensch hat das Recht, in Freiheit seinem Gewissen entsprechend zu handeln, und sich dadurch persönlich sittlich zu entscheiden. “Er darf also nicht gezwungen werden, gegen sein Gewissen zu handeln. Er darf aber auch nicht daran gehindert werden, gemäß seinem Gewissen zu handeln, besonders im Bereiche der Religion”. Was ist nun noch “ungeheuerlich” an der Kirche und dem Papst?
Wenn man immer wieder so boshafte oder falsche Urteile von Leserbriefen in der SZ zu Gesicht bekommt, werde ich an die Aussage eines Autors unsere Tage erinnert: “Eine Gesellschaft, die … Offenheit für Spleens und Exotismen postuliert, Randgruppen hofiert, Betroffenheit bei Angriffen auf Andersdennkende artikuliert und zugleich die Kirche brandmarkt, ist verlogen. „
Peter Lafontaine
<SZ>
LESERMEINUNG
Nicht ohne Gott
Ist es ein Zufall, daß in der Saarbrücker Zeitung (Ausgabe vom 20.12.) auf der Seite 2 neben dem Kommentar “Tatort Klassenzimmer” auch die dpa-Nachricht steht: Verheugen will Grundgesetz ohne “Gott”‘? Glaubt man denn wirklich, ohne Gott eine Lösung für den Zerfall der Sitten und Werte finden zu können? Die Geschichte lehrt doch eindeutig, wohin jede “Los-von-Gott-Bewegung” hinführt. Alfred Schön meint, daß es nun angesichts des schrecklichen Ereignisses der Saarbrücker Schule zu einem Verschiebe-Bahnhof von Verantwortung und Verantwortlichkeiten kommen wird.
Ob da einer der sich zu Wort meldenden Experten den Mut haben wird, festzustellen, daß es ohne Gott und Gebot keine Rückkehr zu einer menschenfreundlichen, gewaltfreien Ordnung der Sitten und Werte kommen kann? Die Annahme des Vorschlags von Günter Verheugen wäre jedenfalls ein Beitrag zum weiteren Absinken in einen Sumpf der sittlichen Verwahrlosung.
ROSA BARDUHN, Dillingen
Voreilig
Tief betroffen über Ihre Berichte und wohlwissend, daß an den Schulen oft die Gewalt herrscht, halte ich das Vorgehen des Landeskriminalamts für voreilig. Vor Ausstellen eines Haftbefehls sollte man in diesem Fall zuerst alle Schüler und Schülerinnen befragt haben, um den genauen Sachverhalt zu klären. Neben den von Ihnen aufgeführten Versionen bestünde noch eine weitere. Ein von den Klassenkameraden nicht voll angenommenes Kind versucht auf diese mehr als makabre, für es selbst lebensgefährliche Aktion, die Aufmerksamkeit und Anerkennung zu gewinnen. Deshalb große Anerkennung für Professor Schäfer, der erst genaue Nachforschungen anstellt und dann urteilt.
HEIKE SOPHIE BACKES, Saarbrücken
Hans Thul
Felsenbrunnerstr.67
68333 Völklingen-Lauterbach
Lauterbach, den 20. Dezember 1993
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Zu dem Bericht “Tatort Klassenzimmer” und der Nachricht der DPA “Verheugen will Grundgesetz ohne Gott” bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
Zu dem schrecklich tragischen Ereignis in einem Schulzimmer von Saarbrücken (SZ vom 20.12.) werden fast alle Bevölkerungsschichten ihre Betroffenheit zum Ausdruck bringen. Wie konnte es zu dieser weitverbreiteten Gewaltätigkeit und Roheit in den Klassenzimmern und auf den Schulhöfen kommen? Man hatte das Thema der Brutalität unter den Schülern verdrängt, heißt es. Und jetzt ruft man mit Recht. “Aus den Kaninchenlöchern herauskommen, sich der Realität stellen!” Aber werden sich die Verantwortlichen, ja die ganze Gesellschaaft wirklich der letzten Realität stellen, nämlich der Gretchenfrage “Wie hälst du’s mit der Religion”? Denn ohne Religion und ohne Gott – wie Günter Verheugen es will – werden alle Bemühungen von Lösungen nur auf ein Kurieren von Symptomen hinauslaufen. Sicher, “Die Sehnsucht nach der heilen Familie” allein bringt nichts; aber wenn die Schule es nicht fertigbringt, ein Wertesystem, das auf einem christlichen Fundament beruht, aufzubauen, dann werden alle pädagogischen Bemühungen im Sande verlaufen. Der Dichter Franz Grillparzer hat es schon vor über hundert Jahren gewußt: Humanität ohne Divinität führt zu Brutalität.
Hans Thul
Peter Lafontaine,Pfr.
Steinmetzstr.27
66763 Dillingen
Dillingen, den 20.Januar 1994
An die
Readaktion des Paulinus
Fleischstraße 62-65
54220 Trier
Zu dem Leserbrief “Wo bleibt die Begeisterung” im Paulinus vom 9. Januar bitte ich, folgenden Nachtrag zu veröffentlichen:
Mit seinem Leserbrief “Wo bleibt die Begeisterung” hat Herr Josef Mangel sicher vielen Paulinus-Lesern aus dem Herzen gesprochen. Manchmal hat der Paulinus den Eindruck erweckt, daß er fast lieber Negatives als Positives berichten will. Dabei hat selbst ein so liberales Medium wie die Saarbrücker Zeitung vor einiger Zeit den Ruf nach den “Richtigen Werten” erhoben. Wer könnte nun besser und glaubwürdiger diese Werte vermitteln als die Katholische Kirche und mithin ein kirchliches Diözesanblatt?
Werte werden nun einmal am wirksamsten durch Vorbilder vermittelt. Diese Vorbilder und mit ihnen die besten Kommentare zum Evangelium und der Lehre der Kirche haben wir in den Heiligen. Sie sind auch die wahrsten Lebenskünstler aller Zeiten. Unter diesem Gesichtspunkt sollte man auch besser die vielen Selig- und Heiligsprechungen des jetzigen Papstes verstehen. So hat der Papst am 21. März vergangenen Jahres die erste chilenische Heilige, Teresa von Los Andes als ein “Modell der ewigen Jugend des Evangeliums” vorgestellt und damit eine Begeisterung und einen Aufbruch in Chile ins Leben gerufen.
Könnte der Paulinus nicht auch mehr auf Zeugnisse und glaubwürdige, frohe Bekenner der Katholischen Kirche hinweisen? Ein Beispiel dafür war ja der Bericht über die Missionsärztin und Ordensfrau Ruth Pfau. Warum nicht auch die Bekenntnisse derer vorstellen, die noch von der “Lust katholisch zu sein” sprechen?
Interessant und ermutigend wäre es auch die großen Persönlichkeiten darzustellen, die zur katholischen Kirche konvertiert sind:
Malcolm Muggeridge, britischer Abgeordneter und Universtätsrektor, Journalist und Schriftsteller.
Douglas Hyde, britischer Journalist und führender Funktionär der Kommunistischen Partei.
Kardinal Newman und Christa Meves und andere.
Sehr aktuell wäre doch auch die Frage nach den Motiven der Herzogin von Kent, die sie bewogen haben in diesen Tagen zur katholischen Kirche überzutreten.
Referate oder Bücher wie “Ist die Kirche noch zu retten”?, “Kirche im Koma”? oder “Von der Kirche träumen” haben wohl noch nie Begeisterung hervorgerufen. Eine von ihnen geprägte Mentalität wird auch nie die Kirche erneuern. Das dürfte doch die Kirchengeschichte eindeutig bewiesen haben. Wenn trotzdem Autoren und eingefleischte Pesimisten meinen, sie könnten nur an der Kirche leiden, sollten sie wenigsten die Mahnung Karl Rahners beherzigen: “Die Kirche ist eine alte Frau mit vielen Runzeln und Falten. Aber sie ist meine Mutter. Und eine Mutter schlägt man nicht.”
Peter Lafontaine, Pfr.
Steinmetzstr.27
D-66763 Dillingen
Dillingen, den 13. Febr. 1994
An die
Redaktion des Paulinus
Fleischstraße 62-65
54220 Trier
Zu dem Leserbrief “Längst fälliger nüchterner Blick” von Herrn Prof. Dr. Fritz Köster im Paulinus vom 6. Februar 1994 bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
Der negativen Abwertung des Begriffes “Begeisterung” durch Herrn Prof. Dr. Fritz Köster kann ich nicht zustimmen. Hat das Wort “begeistert” nicht die Grundbedeutung von “mit Geist begabt”? Nüchterner Blick allein schafft noch nichts Neues; wenn er die Begeisterung als Unwert betrachtet kann er sogar ein falsches oder unrealistisches Bild zeichnen.
Aus eigener Erfahrung kann ich es am besten am Beispiel der Missionierung Lateinamerikas darlegen. Im Zusammenhang seiner Ausführungen will der Autor sicher mit der Erwähnung “500 Jahre christliches ‚missionsbegeistertes‘ Lateinamerika” an die Grausamkeiten der spanischen Eroberer und die Unterdrückung und Verfolgungen der Indianer erinnern. Es darf aber der iberischen Halbinsel nicht nur angelastet werden, was sie der “Neuen WeIt” genommen hat. E s muß auch anerkannt werden, daß sie ihr einiges gebracht hat. Geschenke wie Weisheit, Glaube, Sprache, Technik und vor allem das eigene Blut sind zweifelsohne mehr als der Raub von Silber und Gold. Sicher verbleibt das abendländische Ärgernis der Gewalttätigkeit, der Heuchelei und Erniedrigung. Hier versöhnt nur das Wissen, daß im namenlosen Leid Christi das namenlose Leid der Indios und Negros nicht verlorengegangen ist und Heil wirkt. Auch hier kann doch auch gesagt werden: “Gott kann auch auf krummen Linien gerade schreiben”.
Das realistische Bild der Kirche Lateinmarikas sieht dann doch so aus:
In der Gegenwart erfährt die Katholische Kirche in dem heutigen Lateinamerika ihren stärksten Zuwachs. Zur Zeit wohnen dort 44 Prozent der Katholiken der Welt und bei der Beibehaltung des jetzigen Bevölkerungswachstums werden im Jahr 2000 dort 55% aller Katholiken zuhause sein. 90% der Bevölkerung, also rund 320 Millionen, sind katholisch getauft.
Zum Schluß aber noch zur Notwendigkeit der Begeisterung: Am 16. Oktober dieses Jahres wird in Rom der erste Chilene, den ich persönlich kennenlernen durfte, seliggesprochen. Er hatte 1935 in Italien und Deutschland die mißbrauchte Begeisterungsfähigkeit der Jugend erlebt. Das hat ihn aber sicher auch dazu bewegt, die chilenische Jugend für die wahren Werte und das letzte Lebensziel zu begeistern. Sein “begeisternder” Führungsstil als “Asesor nacional” (Nationalleiter) der männlichen Jugend der Katholischen Aktion hat er einen entscheidenden Beitrag zum Abbau des Priestermangels und der Erneuerung der chilenischen Kirche geleistet.
Ist es nicht bezeichnend, daß man in Chile die pastoralen Mitarbeiter nicht Referenten und Referentinnen nent, sondern “animadores und animadoras”, das heißt “Begeisterer und Begeisterinnen”. Und wenn das Wort “anima” mit Geist und Seele zu tun hat, dann darf die Pastoral doch nicht rein rational und “nüchtern” sein. Realistisch ja! Die Leitprinzipien der Katholischen Aktion in Chile (von Cardijn, dem Gründer der Kath. Arbeiterjugend übernommen) lauteten: “Sehen, urteilen, handeln”!
Nur “nüchtern”, das klingt mir zu sehr nach Enttäuschung, Katzenjammer nach dem Rausch .. Daher wünsche ich mir gerade in der gegenwärtigen Situation auch für die deutsche Kirche Bischöfe und Mitarbeiter, die begeistert sind und begeistern können.
Peter Lafontaine
<SZ 19./20. Febr. 94>
Wo bleibt die Toleranz?
Zum Leserbrief “Bloße Ignoranz?” (SZ vom 12./13. Februar): Die Befolgung der christlichen Morallehre schützt doch besser das Leben (vor allem das ungeborene) und die Gesundheit als antikonzeptionelle Medizin und technische Mittel. Aber es geht doch letztlich nicht mehr um eine Auseinandersetzung einer Moralfrage.
Am Schluß des Wintersemesters 1936 beendete der Kirchenhistoriker Prof. Pfeilschifter in einem der größten Hörsäle der Universität München seine allerletzte Vorlesung – die mit einem rauschenden Beifall der Studenten quittiert wurde – mit den Worten: “So meine Herren schon 1870!” Wer die heutige Medienlandschaft in ihren Stellungnahmen zu Papst und Kirche aufmerksam registriert, kann heute ausrufen: “So schon 1870 und 1936!” Es ist ein dritter Kulturkampf.
Rudolf Augstein hat sich offen dazu bekannt: “Er (gemeint war Erzbischof Johannes Dyba) und sein allerhöchster römischer Kriegsherr sind die Kräfte, die es in einem neuen -nennen wir es getrost so -Kulturkampf zu bekämpfen gilt.”
Wo bleibt da die vorgegebene Liberalität und Toleranz? Wenn wir Katholiken auch nur eine vermeintliche Minderheit wären, darf man Papst und Kirche nicht wenigstens so viel Achtung und Toleranz entgegenbringen, wie man dies dem Dalai Lama und den buddhistischen Mönchen gegenüber tut? Mit Recht hat Bischof Karl Lehmann gesagt: “Wir sind nicht wehleidig, aber das Maß ist nun bald voll!”
PETER LAFONTAINE, Dillingen
Horrorvision
Zum Artikel “Die Kultur boomt, aber der Konsum explodiert … ” (SZ vom 5./6. Februar): Die Weissagungen von Prof. Opaschowski weisen viele Fragen auf. Wie diese zukünftige Konsumgesellschaft funktionieren soll, bleibt unbeantwortet.
Mittelpunkt und Allheilmittel für alles ist der Konsum. Beeinflussung des Kleinkindes vorm Fernseher durch Werbesprüche, pupertäre Jugendliche, denen man einredet, durch gewisse Etikettierung Gruppenzugehörigkeit zu signalisieren, mit Konsumgütern abheben und neue Dimensionen erkunden, Freizeit durch Verbrauch und Shopping. Wir, die Elterngeneration, haben schon Grenzen der Konsumgesellschaft erfahren.
Den Preis, den wir zahlten, war der Zerfall der Familien, die Einführung des Ellbogens, Schäden an der Natur usw. Die Voraussagen Opaschowskis erscheinen mir wie eine einzige Horrorvision. Die Bauchlandung einer solchen Gesellschaft ist schon vorprogrammiert. Es wäre eine Gesellschaft der Konsumopfer. Nicht die von Opaschowski vorausgesagte inhumane, perverse Superkonsumgesellschaft ist zu wünschen, sondern eine humane Gesellschaft der Bescheidenheit, Zufriedenheit, Menschlichkeit, des vernünftiges Umgangs mit der Natur.
MANFRED BERSIN, Friedrichweiler
Dillingen, den 14. Februar 1994
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Posfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Zum Leserbrief “Bloße Ignoranz?” vom 12./13.Februar 1994 bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
Wenn jemand seine Informationen über Papst und Kirche vornehmlich aus der SZ bezieht, ist es nicht verwunderlich, daß er versucht ist, dem Papst Ignoranz zu unterstellen. Es ist kein Vorteil für unsere Landeszeitung, daß sie sich immer mehr auf das Niveau der Bildzeitung begibt. Schlimmer als eine Falschmeldung, die ich schon einmal bei ihr berichtigen konnte, sind die oft desinformierenden und hämischen Kommentare. Doch zum “rigorosen moralischen Kodex”.
Eine hedonistische und materialistisch gesinnte Gesellschaft hat noch immer die Kreuzesreligion als Torheit betrachtet und daher auch ihren Sittenkodex abgelehnt.
Die Befolgung der christlichen Morallehre schützt doch besser das Leben (vor allem das ungeborene) und die Gesundheit als antikonzeptionelle Medizin und technische Mittel.
Aber es geht doch letztlich nicht mehr um eine Auseinandersetzung einer Moralfrage.
Am Schluß des Wwintersemesters 1936 beendete der Kirchenhistoriker Prof. Pfeilschifter in einem der größten Hörsäle der Universität München seine allerletzte Vorlesung – die mit einem rauschenden Beifall der Studenten quittiert wurde – mit den Worten: “So meine Herren schon 1870!” Wer die heutige Medienlandschaft in ihren Stellungnahmen zu Papst und Kirche aufmerksam registriert, kann heute ausrufen: “So schon 1870 und 1936!” Es ist ein dritter Kulturkampf.
Rudolf Augstein hat sich (im Spiegel 20/91) offen dazu bekannt: “Er (gemeint war Erzbischof Johannes Dyba) und sein allerhöchster römischer Kriegsherr sind die Kräfte, die es in einem neuen – nennen wir es getrost so – Kullturkampf zu bekämpfen gilt.” Leider klingen diese Kulturkampftöne in der SZ (vielleicht ohne sich ihrer Ähnlichkeit mit den früheren Kulturkämpfen bewußt zu sein) immer mehr an.
Wo bleibt da die vorgegebene Liberalität und Toleranz? Wenn wir Katholiken auch nur eine vermeintliche Minderheit wären, darf man Papst und Kirche nicht wenigstens so viel Achtung und Toleranz entgegenbringen wie man dies dem Dalai Lama und den budhistischen Mönchen gegenüber tut. Sollen wir diese Verunglimpfungen noch mit unseren Abonnements und Todesanzeigen honorieren? Mit Recht hat Bischof Karl Lehmann gesagt: “Wir sind nicht wehleidig, aber das Maß ist nun bald voll!”
Peter Lafontaine
Nota: Sollte die Redaktion auch diesen Leserbrief wieder unterschlagen, werde ich das Thema in meinem Freundeskreis zur Sprache bringen mit der Frage, welche Konsequenzen wir ziehen können.
<Handschriftlich:
Rosa Barduhn
Obere Flurstr. 10
66763 Dillingen>
Dillingen, den 26.Februar 1994
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Posfach 296
66103 Saarbrücken
Zum Leserbrief “Eigene Gesetze” (SZ vom 26./27 Februar) bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
Die Auslassung von Herrn Max Klein über den “Steinzeitpapst” ist wieder typisch für die Intoleranz und den engen Horizont derer, die eine chistliche Moral nicht verstehen können und auch nicht wollen.
Wer kümmert sich denn mehr um die Aidskranken als jene, die diesen Armen beistehen, wenn ihnen nichts mehr helfen kann und andere sie meiden? Doch nicht diejenigen, die hierzulande Kondome empfehlen. Es sind doch vor allem diejenigen die nach christlicher Morallehre und aus der Kraft ihres Glaubens leben und handeln. Allen voran unsere Ordensfrauen. Eine Schwester Hildegard in Lusaka (Sambia). “Aids”, sagt sie, “ist das nationale Problem Nummer eins in Sambia”. Es gibt kaum noch eine Familie in Lusaka, die nicht einen Aids-Toten zu beklagen hat. Da ist Schwester Karoline in Santago de Chile; Mutter Teresa von Kalkutta mit ihren vielen Schwestern und sicher noch viele andere.
Kann man denn nicht mit dem gesunden Menschenverstand begreifen, daß, wer fähig und bereit ist, nach den Weisungen christlicher Moral zu leben, die sicherste Methode von Aidsverhütung gewählt hat.
Wer das nicht kann oder will, soll doch bitte nicht den Papst und die Kirche verunglimpfen! Das wäre sonst böswillige oder ignorante Intoleranz.
Rosa Barduhn
Dillingen, den 29.4.1994
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Posfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Zum Auftritt Dr.Eugen Drewermanns im Saarlouiser Theater (SZ vom 28.4.) bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
Zu der Auslassung Drewermanns: “In den heutigen Katholizismus paßt kein Jesus” kann man nur bestätigen, daß sein Jesusbild wirklich nicht hineinpaßt. Er reduziert es ja nur auf den heilenden Psychotherapeuten. So ist er denn auch konsequenterweise genötigt, die heilige Schrift, die Liturgie und auch unsere Gotteshäuser von allen anderen Bildern zu “entrümpeln”.
Wenn Christus nach seiner Meinung keinen freiwilligen Opfertod gestorben ist, dann haben auch unsere Altäre für das hl. Meßopfer, all die kunstvollen Darstellungen des Kreuzestodes Christi keinen Sinn; ja dann müßten wir eigentlich alle Grab-und Wegkreuze entfernen. Ja dann haben selbst unsere schönsten Gotteshäuser keinen Sinn mehr. “Gott ist anders”. Das wußte schon Thomas von Aquin mit der Feststellung, daß jede Glaubensaussage über Gott gleich wahr und gleich falsch ist. Wahr weil sie etwas Richtiges sagt und falsch, weil sie nicht alles aussagt. Aber “Gott hat viele Namen” (Martin Buber). Und daher kann und muß die Kirche ihn auch gemäß der Schrift in den verschiedensten menschlichen Bildern darstellen.
Drewermann will den Menschen von seinen Ängsten, Nöten und Schuldgefühlen befreien. Aber indem er Jesus praktisch nur zu einem Psychotherapeuten macht, “entrümpelt” er auch die Liturgie der Osternacht von dem “o felix culpa“, o glückliche Schuld. Welch großen Erlöser hat er gefunden. Er beraubt den schuldigen Menschen des Bewußtseins der geschenkten Erlösung und Gnade und verurteilt ihn zur Selbsterlösung. Das heißt doch, daß der einzelne sich wie der Lügenbaron von Münchhausen sich am eingenen Schopf aus dem Sumpf der Angst und Schuld herausziehen soll.
Peter Lafontaine
SZ Samstag/Sonntag, 6./7. August 1994 – Nr. 181
Kirchen schweigen
Zum Artikel “Die Hilfsorganisationen kämpfen verzweifelt gegen den Massenmord” (SZ vom 23. Juli) und die Leserbriefe “Unnötiger Firlefanz” und “Nutzloser Aktivismus” (SZ vom 27. Juli): Zu diesen beiden Briefen möchte ich noch zusätzlich bemerken: Wo bleibt hier ein mahnendes Wort der Kirchen? Aber wenn man so viele Milliarden vom Steuerzahler eintreibt. schweigt man lieber. Gerade die Kirchen sind es ja, die von dieser Politik unserer Regierung profitieren.
GUENTER KLEIN, Eppelborn
Dillingen, den 13. August 1994
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Posfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Zum Leserbrief “Kirchen schweigen” in der S.Z. vom 6./7. August, bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
Wenn Herr Guenter Klein in seinem Leserbrief vom 6./7. August behauptet, daß die “Kirchen schweigen”, dann ist das nur ein Zeichen, daß er sich nicht der richtigen Informationsquellen bedient. Er müßte sich doch schon Rechenschaft gegeben haben, daß unsere Medien weithin nicht daran interessiert sind Positives aus unseren Kirchen -erst recht nicht aus Rom – zu berichten. Nicht die Kirchen schweigen, sondern unsere Medien verchweigen viele guten Nachrichten, weil das Negative sich besser verkauft. Jeder kann gerade in diesen Tagen die Probe darauf machen, ob die letzte positive Nachricht aus Rom in seiner Presse veröffentlicht oder verschwiegen wird. Der Bericht lautet:
“Der Vatikan hat den kommenden Sonntag zum Weltgebetstag für Ruanda ausgerufen. In allen Gottesdiensten soll der leidenden Bevölkerung des Landes gedacht werden, heißt es in einer am Dienstag von der Vatikanischen Gottesdienstkongregation veröffentlichten Anordnung an alle Bischofskonferenzen der Welt.
Spendengelder in Höhe von umgerechnet von knapp 400 000 Mark hat Papst Johannes Paul II. unterdessen als “konkretes Zeichen” der Solidarität für ruandische Flüchtlinge bereitgestellt … Der Papst wolle mit seiner Geste zu weiteren großzügigen Initiativen ermutigen, wie sie bereits von kirchlichen Vereinigungen und verschiedenen Organisationen in vielen Ländern ausgingen.
Peter Lafontaine
Saarbrücker Zeitung <4.11.94>
“Er ist der Stellvertreter Gottes und damit basta”
Bald ein Bestseller: das Interviewbuch mit dem Papst
* Von unserem Mitarbeiter
THOMAS MIGGE
Am 20. Oktober wurde es ausgeliefert, und schon jetzt ist das Buch von Papst Johannes Paul II. mit dem Titel ,,Die Schwelle zur Hoffnung überschreiten” auf dem Weg zum Bestseller. Die Vorstellung des Buches, zu der 650 illustre Gäste geladen waren, wurde live im Fernsehen gezeigt. Gekommen war sogar Irene Pivetti. Die Präsidentin des Parlamentes, eine Anhängerin des Rebellenbischofs Lefebre, war jüngst durch kritische Kommentare gegenüber der Kirchenführung aufgefallen, der sie Laschheit und eine zu große Aufgeschlossenheit modernen Themen gegenüber vorwarf.
Die Kritik feierte das Buch schon vorab als Erfolg, das erste Buch eines Papstes übrigens, das man kaufen muß. Bisher wurden Schriften der Petrusnachfolger kostenlos verteilt. Der Mailänder Mondadori-Verlag, der Silvio Berlusconi gehört, verkaufte die Lizenzen weltweit, in rund 40 Staaten. Die Auflage in Italien beträgt allein 500.000 Exemplare, in den USA sogar zwei Millionen. Der Autor, Johannes Paul II., “verdient” 15 Millionen Dollar an Autorenhonoraren. Das Geld, so versichert der Vatikan, fließt ausschließlich in Projekte für wohltätige Zwecke.
Und was verdient der Co-Autor? „Das werde ich Ihnen nicht verraten”, antwortet lachend Vittorio Messori, Italiens bekanntester katholischer Autor, der zu den wenigen Laien gehört, die mit Johannes Paul II. freundschaftlich verbunden sind.
Messori gelang es, 1985 Kardinal Josef Ratzinger, den Präfekten des Heiligen Uffiziums, der Glaubenskongregation, in einem Interview zu Fragen des Glaubens auszuhorchen. Das Interviewbuch wurde “ein so großer Erfolg”, verrät Messori, “daß die Idee zu einem Fernsehinterview mit dem Papst geboren wurde.” Aber daraus wurde nichts. „Ich sollte Johannes Paul II. interviewen, aber wir beide können und wollen uns nicht den Marktgesetzen des TV anbiedern”. Deshalb das Buch.
Glaubt der Papst an Gott?
“Ich fragte im Vatikan nach, an was für Fragen man interessiert sei”, so Messori. ,,Aber der Papst höchstpersönlich antwortete, daß mir der Entwicklungsgang des Interviews ganz allein überlassen sei”, weshalb ,,ich versuchte, ihm Fragen zu stellen, die jeder Mensch auf der Straße an einen Papst richten würde”.
Glaubt der Papst an Gott? Was sind die Beweise für die Existenz Gottes? Existiert die Hölle? “Das sind nur einige Beispiele von den 35 grundsätzlichen Fragen, die all die Menschen interessierten, die glauben oder es versuchen”, erläutert Messori.
“Besonderen Wert legt der Papst natürlich auf die grundsätzlichen Fragen zu den Beziehungen mit anderen Religionen, denn ihm ist an einem intensiven Kontakt mit dem Judentum und dem Islam gelegen”.
Aber “auch die politischen Zusammenhänge sparte ich nicht aus”, denn, so Messori, “für diesen Papst sind die letzten 300 Jahre europäische Geschichte durch den Kampf gegen den katholischen Glauben gekennzeichnet, weshalb die Französische Revolution in diesem Buch nur im Zusammenhang mit Terror und Gottlosigkeit erwähnt wird”.
Das Ende des Kommunismus “wird von ihm nicht mit der göttlichen Vorsehung erklärt, sondern einzig und allein mit den Folgen eines Systems, das nicht fähig war zu leben und menschenunwürdig agierte”. Angesprochen auf die historische Bedeutung des Papstes aus Polen für den Sturz des Kommunismus, weiß Messori, “daß der Papst davon nichts hören will und seine Rolle so klein wie möglich einschätzt, obwohl er, denke ich mir, schon weiß, daß an dem Urteil über seinen Einfluß auf den Gang der Dinge etwas Wahres ist”. ,,Johannes Paul II., unterstreicht Messori, ,,ist ein Mann, der wie selten einer seiner Vorgänger von der Kraft des Gebetes überzeugt ist”.
Messori, dem nachgesagt wird, ein Mitglied des Opus Dei zu sein, wollte mit seinen Fragen verdeutlichen, “daß Christentum nichts anachronistisches ist, nichts, was zu einer alten Legende geworden ist, sondern gelebt wird, am Leben ist und vielleicht stärker pulsiert als manche glauben”. “Das Problem, und somit die Brisanz des Buches”, faßt Messori den Sinn des Interviews zusammen, ,,ist nicht die Frage nach dem Sinn des Papsttums, sondern nach dem Sinn des Glaubens”. So ist dieses Buch „nicht die Sommo Pontefice Romano, also das gesammelte Glaubensbekenntnis eines Papstes, sondern es beinhaltet den Glauben von Don Karol, einem Priester”.
Kritik von Italiens Katholiken
Wer vom Papst überraschende Antworten erwartet, wird enttäuscht ,,seine Positionen sind bekannt und es sind die Positionen des Mannes, der auf der ganzen Welt den direktesten Draht zu dem hat, der am Wichtigsten ist, zu Gott”.
Mit diesem letzten Satz, den er schon mehrfach in Interviews benutzte, setzte sich Messori einer weiten Kritik unter Italiens Katholiken aus. “Warum”, so fragt der Vatikanist Marco Politi von der Tageszeitung “La Repubblica”, ,,hat nur der Papst den direktesten Draht zu Gott?”. Messori antwortet darauf lakonisch: “weil er Gottes Stellvertreter ist und damit basta”.
Peter Lafontaine
Pfarrer I.R.
Steinmetzstraße 27
D-66763 Dillingen/Saar
Dillingen, den 5.November 1994
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Posfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Zum Artikel “Er ist der Stellvertreter Gottes und damit basta” vom 4.11.94 bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
Der Artikel “Er ist der Stellvertreter Gottes und damit basta” des Mitarbeiters Thomas Migge vom 4. Nov. ist ein Musterbeispiel für die angeblich “liberale” Einstellung der SZ. Migge versteht in ausgezeichneter Weise die Kunst der Manipulation.
Durch die groß und- und fettgedruckte Überschrift des Artikels wird suggeriert, daß der Papst wörtlich und persönlich dieses Zitat von sich gegeben habe. Statt zu sagen, daß das Papstbuch käuflich ist, heißt es “daß man kaufen muß”. Immer wieder werden die Mittel offener und indirekter Häme und Ironie angewandt.-
In meiner Münchener Studentenzeit habe ich die offenen Haßtiraden eines “Stürmers” und des “Schwarzen Chorps” kennenglernt. Sie wirkten nicht so verletzend wie die hämischen Manipulaltionen der SZ. Haben wir Katholiken nicht ein Recht auf sachliche Informationen über Kirche und Papst? Schließlich lebt die SZ doch auch von unseren Abonnements und verdient sogar noch gut an unseren Todesanzeigen.
Peter Lafontaine
Paulinus 14/Nr. 8, 12.2.95
In Demut und Gehorsam
Erdbeben in Frankreichs Kirche, Bischof Gaillot seines Amtes enthoben und Leserbriefe (“Paulinus” Nr. 4 vom 22. Januar 1995)
Es ist doch ein merkwürdiger Kontrast, wenn man in Amerika den Papst zum Mann des Jahres wählt und ihn in Deutschland am liebsten zum Buhmann des Jahres machen möchte. Und ich kann mich auch nicht des Eindrucks erwehren, daß der Paulinus lieber und ausführlicher negative Kritik von Kirche und Papst berichtet als Positives.
Und gerade in jüngster Zeit ist mir gezeigt und bestätigt worden, wie Kritik aus Liebe zur Kirche aussehen muß, damit sie auch Früchte bringt und nicht nur Verwirrung stiftet.
Am 16. Oktober vergangenen Jahres hatte ich das Glück, in Rom an der Seligsprechung des Chilenen Alberto Hurtado teilzunehmen, den seine Landsleute schon vor Jahren „seliggesprochen” haben, indem sie einer Stadt seinen Namen gegeben haben. Er war Apostel für Straßenkinder, denen er ein Heim und Geborgenheit gab. Als charismatischer Pädagoge und Freund der Jugend gelang es ihm an die hundert junge Menschen für den Priesterberuf zu gewinnen.
Auch Padre Hurtado war ein kritischer Mahner. Er schrieb sogar einen Brief an Papst Pius XII. in dem er schonungslos die Situation des Landes beschrieb. Aber er tat es nicht wie hierzulande ein Professor, der das Eröffnungsreferat mit dem provozierenden Titel “Ist die Kirche noch zu retten?” begann, aber nur um die “Amtskirche” anzuklagen. Nein, er schrieb zwar auch ein provozierendes Buch, das aber nur das Ziel hatte, das Gewissen der Gläubigen aufzurütteln. Der Titel lautete nämlich: “Ist Chile noch ein katholisches Land?” Bei all seiner Kritik unterwarf er seine Thesen in Demut und Gehorsam dem Urteil des Papstes und seiner Obern. Die Frucht seines arbeitsreichen Lebens und das Ansehen der Kirche im chilenischen Volk zeigen, daß er ein echter Prophet war. Denn Demut oder Stolz war noch immer die Frage und das Kriterium für die Unterscheidung der Geister.
Peter Lafontaine, Pfr. i. R, Dillingen
Toleranz unangebracht
Erdbeben in Frankreichs Kirche, Bischof Gaillot seines Amtes enthoben („Paulinus” Nr. 4 vom 22. Januar 1995)
Was ist das wieder ein Zetern und Jaulen der Kirchenkritiker und ähnlicher bei uns und sonstwo zur Amtsenthebung des französischen Bischofs von Evreux, Jacques Gaillot?
Zur Sache: Ein Bischof (egal welcher Nationalität), der mit der Todespille RU 486 liebäugelt und homosexuellen Paaren zum kirchlichen Segen verhelfen will, stellt die Schöpfung Gottes auf den Kopf! Da ist Toleranz unangebracht!
Georg Nieder, Bexbach
Jeder vor seiner Tür
Zum Beitrag von Claudia Lange: “KSJ Bous: Lieber unbequem in der Kirche, als austreten” auf der Seite ,,Junge Leute im Saarland” (SZ vom 4./5. März): Dank des Artikels von Claudia Lange bin ich jetzt endlich aufgeklärt, wie dumm ich als regelmäßiger Kirchgänger doch bin, auch wenn ich die Dreißig noch nicht erreicht habe.
Kein Klischee der modernen Allerheiligenlitanei wurde ausgelassen, um die Unbelehrbaren eines Besseren zu belehren: kritische Jugendliche, die sich durch uniforme T-Shirts ihre Individualität beweisen und selbstverständlich jegliches Spießertum ablehnen. Es bleibt zwar ein wenig unklar, was spießig ist, aber das macht nichts. Alles easy also, wo war noch gleich das Problem? Wem das zu gewöhnlich sein sollte, der kann sich zum Ausgleich immer noch mit Batik, Sex oder offenen Themen beschäftigen. Das schafft Gemeinschaft, denn auch die Eltern dieser Kirchenkritiker können bei solchen Stichworten aus nostalgischen Gründen feuchte Augen bekommen. Weißt du noch, damals, nach dem Konzil hat das auch schon nicht so richtig funktioniert …
Es kehr’ ein jeder vor seiner Tür, da ist genügend Dreck dafür, möchte man Autorin und KSJ Bous gerne einen kritischen Hinweis geben. Aber das mit dem Kehren schafft schon wieder innerlich so ein unheimliches Wutgefühl. Es ist eben ein Kreuz mit den Machtstrukturen der Kirche, daß man gezwungen wird, ein Haus vom eigenen Dreck zu reinigen, bloß, damit man es mal wieder nutzen kann! Aber das muß man abkönnen, wir sind ja tolerant. BERNHARD LAWALL, Neunkirchen
Klerus mitschuldig
Zum Artikel „Heikles erwartet die Oberhirten der Katholiken” (SZ vom 4./5. Februar): Nun tagt in Münster die Frühjahrsvollversammlung der katholischen deutschen Bischofskonferenz. Dem Vernehmen nach sollen dabei auch ,,heiße Eisen” angepackt werden, z. B. die Versäumnisse der Kirche in Hitler-Deutschland.
Dazu fällt mir ein geflügeltes Wort aus dem Mittelalter ein: Alles Übel kommt vom Klerus! Das soll heißen, wenn der Klerus seine Aufgabe treu und brav erfüllt, dann erfüllt Gottes Segen die Erde, und es herrscht Friede, Eintracht und Wohlstand. Wenn aber der Klerus seinen gottgegebenen Auftrag nicht oder nur mangelhaft ausführt, dann kommt das Chaos. So gesehen, trägt der Klerus die Hauptschuld an der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges. Und er wird auch schuldig sein an zukünftiger Misere.
HERBERT NALBACH, Völklingen
Dillingen, den 18.März 1995
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Zum Leserbrief “Klerus mitschuldig” in der SZ vom 11./12.März bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
In seinem Leserbrief vom 11./12.März entfaltet Herr Herbert Nalbach einen wunderbaren Syllogismus (Schluß vom Allgemeinen auf das Besondere). Und das geht dann so: Alles Übel kommt vom Klerus! Der Zweite Weltkrieg war ein großes Übel; also trägt der Klerus die Hauptschuld am Zweiten Weltkrieg. Und er wird auch schuldig sein zukünftiger Misere.
Um diese Logik für die, die nach Bernard Shaw zu den 85% gehören, welche “lieber sterben würden als zu denken”, soll dieser Syllogismus an einem einfacheren Beispiel noch einsichtiger gemacht werden:
Die Pfälzer sagen: Alle Saarländer sind dumm; die Leser der SZ sind Saarländer. Ergo sind alle Leser der SZ dumm.
Mit dieser so einfachen Logik entsteht dann die sogenannte öffentliche Meinung, die bei dem Stichwort “Papst und Kirche” nur an Kondom und Pille denken kann. Und das im Land der Denker und Dichter!
<SZ>
Negative Darstellung
Zum Leserbrief “Klerus mitschuldig” von Herbert Nalbach (SZ vom 11./12. März):
Die ungeheuerlichen Behauptungen von Herbert Nalbach in seinem Leserbrief widersprechen allen Regeln der Logik und jeder Kenntnis der Zeitgeschichte. Wenn nämlich seine Logik stimmig wäre, dann müßten nach den Sprüchen der Pfälzer alle Leser der SZ naiv und dumm sein.
Und wenn seine Behauptung “Der Klerus ist mitschuldig am Zweiten Weltkrieg” wahr wäre, dann ist doch zu fragen: Warum sind Hunderte von katholischen Geistlichen im KZ Dachau inhaftiert worden und gestorben? Im August 1942 waren es allein 400. Aus unserem Bistum Trier haben 30 Geistliche den nationalsozialistischen Terror nicht überlebt. Jeder zweite Priester war mit der Gestapo aneinandergeraten.
Ich selber bin im Zusammenhang mit der Vorladung eines unserer Diözesanpriester beim berüchtigten Volksgerichtshof unter Freisler drei Tage “Gast” bei der Gestapo in München gewesen. Das sind Fakten, die jeder wissen müßte, wenn er sich über Kirche in der NS-Zeit äußern will. Aber es ist ja heute “in”, die Kirche nur negativ darzustellen. Warum wagen die Medien es nicht, in gleicher Weise z. B. gegen den Islam zu polemisieren? Nicht, weil es da nichts zu kritisieren gäbe, sondern weil sie einfach zu viel Angst haben (Rushdie läßt grüßen).
PETER LAFONTAINE, Dillingen
Peter Lafontaine
Steinmetzstr.27
66763 Dillingen
Dillingen, den 24. 3. 1995
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Zum Leserbrief “Klerus mitschuldig” in der SZ vom 11./12. März bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffebtlichen:
Die ungeheuerlichen Behauptungen von Herrn Herbert Nalbach in seinem Leserbrief “Klerus mitschuldig” vom 11./12. März widersprechen allen Regeln der Logik und jeder Kenntnis der Zeitgeschichte.
Wenn nämlich seine Logik stimmig wäre, dann müßten nach den Sprüchen der Pfälzer alle Leser der SZ naiv und dumm sein. Und wenn seine Behauptung “Der Klerus ist mitschuldig am Zweiten Weltkrieg” wahr währe, dann ist doch zu fragen: Warum sind Hunderte von kath. Geistlichen im KZ Dachau inhaftiert worden und gestorben? Im August 1942 waren es allein 400. Aus unserem Bistum Trier haben 30 den nationalsozialistischen Terror nicht überlebt. Jeder zweite Priester war mit der Gestapo aneinandergeraten. Ich selber bin im Zusammenhang mit der Vorladung eines unserer Diözesanpriester beim berüchtigten Volksgerichtshof unter Freisler drei Tage “Gast” bei der Gestapo in München gewesen. Das sind Fakten, die jeder wissen müßte, wenn er sich über Kirche in der NS-Zeit äußern will.
Aber es ist ja heute “in” die Kirche nur negativ darzustellen. Warum wagen die Medien es nicht, in gleicher Weise z.B. gegen den Islam zu polemisieren? Nicht, weil es nichts zu kritisieren gäbe, sondern weil sie einfach zu viel Angst haben (Rushdie läßt grüßen).
NB: Da mit den Behauptungen von Herrn Nalbach ein ganzer Berufsstand verunglimpft wird, darf ich erwarten, daß die Redaktion diesen Leserbrief nicht wieder unterschlägt oder kürzt und glättet.
Gebet eines Alten, der wie Du denkt und fühlt. Bete mit mir:
Herr, Du bist der Gott der Lebenden.
Du hast uns in der heiligen Taufe Dein Leben geschenkt.
Du wirst nie alt und grau. Du bist die ewige Jugend.
Du gibst uns das Brot des ewigen Lebens.
Du bist bei uns an jedem Tag unseres Alterns.
Du hast uns so Wunderbares versprochen.
Laß uns Dich immer lieben.
Der irdische Weg zu Dir geht zu Ende. Es dauert nicht mehr lange.
Was Du auch noch schicken magst – Hartes oder Zartes -
es kommt aus Deiner liebenden Hand. Du weißt, was Du tust.
Es geht Dir immer um meine Liebe zu Dir.
Du willst meine Liebe reif machen.
Wie Du willst, Vater im Himmel, ich komme zu Dir.
Dein Sohn ist neben mir, der mit Dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.
<SZ 17./18.6.95>
Verunglimpfung
Zum Leserbrief “Nichts als Märchen” von Hannelore Wies (SZ vom 10./11. Juni):
Frau Hannelore Wies hat sich beim Schreiben ihres Leserbriefes wohl keine Rechenschaft gegeben, daß sie mit ihren Aussagen nicht nur den Papst, sondern auch viele Leser der SZ beleidigt hat. Unbegreiflich ist auch die Behauptung, der Himmel sei ein Märchen. Glaubt sie wirklich, daß das Neue Testament nur ein Märchenbuch und Christus ein Fabeldichter sei? Die Ethnologie und Religionswissenschaft haben aufgezeigt, daß alle Völker an einen Gott glauben, welchen Namen auch immer sie dieser Gottheit geben: ob Brahma, Wodan, Zeus oder Manitu. Und so glauben sie auch an einen Himmel, der je nach Vorstellung sich auf dem Olymp, in Walhall oder sonstwo befindet. Für uns Christen ist Gott selber der Himmel. Auf eine Kurzformel gebracht können wir sagen, daß er darin besteht, daß wir ewig von Gott geliebt werden und ihn ewig lieben können. Im Glauben und Wissen an diese Tatsache haben seit den Tagen der Urkirche tausende und abertausende und Zeugen doch nicht für ein Märchen Verfolgung und Tod auf sich genommen. Es gehört natürlich schon zum Ritual eines deutschen Papstkritikers, daßman jedesmal die Pille erwähnt. Doch bevor man protestiert oder schreibt, sollte man doch dariiber nachdenken, ob es bei der Werbung für sie nicht auch hinzugefügt werden müßte: „Zu Nebenwirkungen und Risiken fragen Sie auch den (Jugend)Psychotherapeuten und Soziologen.”
PETER LAFONTAINE, Dillingen
R. Klößner
im Wasenfeld 18
66780 Eimersdorf
Eimersdorf, den 26.9.95
Sehr geehrter Herr Lafontaine!
Ich schreibe Ihnen diesen Brief, weil ich davon ausgehe, daß Sie den Leserbrief “Verunglimpfung” in der SZ vom 17./18. Juni geschrieben haben. Sollte ich mich irren, werfen Sie dieses Schreiben bitte gleich in den Papierkorb.
Ich kann Ihre Meinung, Frau Wies hätte den Papst und viele Leser in der SZ beleidigt, nun leider garnicht teilen. Sie hat ihre Meinung über das Himmelreich öffentlich geäußert, und dieses Recht ist nun mal im Grundgesetz verbürgt. Daß sich die christlichen Kirchen, und hier ganz besonders die römisch-katholische mit dem Recht der freien Meinungsäußerung Andersdenkender äußerst schwertun, ist durch eine 2000-jährige Ketzerverfolgung und -verbrennung, Index für deren Schriften, Imprimatur, Zwangsbekehrungen bis zum Massenmord hinreichend geschichtlich belegt. Daß Sie sich durch eine von Ihrer eigenen Meinung abweichende beleidigt fühlen, bestätigt nur, daß es auch bis heute keinen spürbaren Sinneswandel gegeben hat. Eine kleine Parallele zum Fall Salmon Rushdie drängt sich geradezu auf.
Ein Märchen ist, laut Brockhaus, “eine phantasievoll ausgeschmückte Erzählung, in der die Naturgesetze aufgehoben sind, und das Wunder vorherrscht”. Eine, so meine ich, exakte Beschreibung des Himnelreichs. Ebenso übrigens von Hölle und Fegefeuer. Alle drei genährt und geschürt durch die Priesterschaft. So erzeugt man bei den einfältigen Gläubigen die Furcht vor dem einen und die Hoffnung auf das andere. Solchermaßen beeinflußte Menschen sind weitestgehend (eben durch diese Priesterschaft) manipulierbar, erpreßbar, ausnehmbar.
Sie fragen, ob das Neue Testament ein Märchenbuch, und Christus ein Fabeldichter sei. Ich möchte das erstere bejahen und das zweite verneinen. Weil: Von der Jungfrauengeburt (ebenso Buddha, Zarathustra, Hephaistos,Platon, Osiris, HerakIes, Aztekengötter und viele andere), über Inkarnation, Martyrium, Auferstehung (Dionysos, HerakIes, Tammuz, Adonis, Osires, Attis usw.), vollbrachte Wunder usw., alles aus der antiken Welt übernommen .Jesus vollbringt kein Wunder, das nicht andere vor ihm schon vollbracht hätten. Ein paar Beispiele? Hier sind einige: Schon Buddha und viele andere heilte Kranke, machte Blinde sehend, wandelte über den Hochwasser führenden Ganges. Und wie der sinkende Petrus, so drohte auch der Buddha-Jünger zu versinken, und wurde, wie Petrus, von seinem Meister gerettet. Pythagoras vollbringt wie Jesus ein Fischwunder, heilt selbstverständlich Kranke, stillt den Sturm auf dem Meer. Sein Bewunderer Ernpedokles wiederholt dies so oft, daß er “Windesbezwinger” genannt wurde. Er hat schon Pestkranke geheilt und Tote auferweckt. Lange vor Jesus hat Dionysos Weinwunder vollbracht, was anläßlich des Dionysosfestes von seinen Priestern jährlich wiederholt wurde. Bezeichnenderweise wurde dieses Fest arn 6. Januar gefeiert, am gleichen Tag wie die Hochzeit zu Kana. Ersparen Sie mir bitte einen Kommentar. Asklepios, Sarapis und Jesus stillen Stürme. Asklepios heilt durch Handauflegen, hat sechs Tote auferweckt. In Babylonien gab es regelrecht “Totenbeleber”. Märchen? Märchen nur bei den andern,aber nicht bei Jesus? Ich denke es sind allemal Märchen und das Buch, in dem sie stehen, das NT, ist somit ein Märchenbuch.
Das Neue Testament ist nachgewiesenermaßen ein Sammelsurium an Legenden, nachzuweisenden Irrtümern, Lügen. Es widerspricht sich stellenweise in einer Intensität, daß man nur hoffen kann, daß es nicht das “Wort Gottes” ist. Warum war wohl das Lesen der Bibel den katholischen Laien bis ins letzte Jahrhundert verboten?
Zum zweiten: Christus war kein Dichter, schon gar kein Fabeldichter. Er hat kein einziges geschriebenes Wort hinterlassen. Und was im NT von ihm berichtet wird, wurde 50 bis 120 Jahre – das sind irrmerhin 2 bis 3 Generationen – nach ihm niedergeschrieben, von keinem einzigen Apostel, wie irreführend behauptet wurde und hie und da, auch heute noch, unwidersprochen bleibt. Die Anhänger seiner Lehre mußten, wollten sie Heiden bekehren, einen Gott vorweisen können, der zumindest das “konnte”, was die Götter der Heiden schon lange vor ihm fertigbrachten .
Zudem ist Jesus, wenn man von Neuen Testament einmal absieht, von keinem zeitgenössischen Historiker erwähnt, von der Fälschung bei Josephus Flavius einmal abgesehen. Er ist geschichtlich ebenso wenig sicher belegt wie Adam, Zeus, Apollo, Manitu und viele andere.
Sie berufen sich darauf, daß alle Völker an einen Gott glauben, Brahma, Wodan, Zeus, Manitu. Wenn das von Ihnen anerkannte Götter waren, warum haben dann Ihre Glaubensbrüder insbesondere die Anhänger von Wodan und Manitu (vier Millionen Indianer im 16. Jahrhundert) eben wegen deren Festhalten an diesen ihren Göttern und ihrer Weigerung, sich taufen zu lassen, hingemordet und zwangsgetauft? Selbst Menschen, die an Christus glaubten, (Waldenser, Katharer, Albigenser, Hugenotten, usw.) wurden nicht verschont. Warum? Wenn doch alles derselbe Gott (und derselbe Himmel, Olymp, Walhall, etc.) ist, der nur einen anderen Namen trägt?
Den Tod auf sich nehmen für seine Überzeugung oder seinen Glauben, beweist nicht die „Richtigkeit” dieses Glaubens. Gerade die christliche Kirche darf sich darauf nicht berufen, hat sie doch Hunderttausende verbrannt, die noch auf dem Scheiterhaufen ihrer “ketzerischen”
Überzeugung nicht abgeschworen haben. Wieso sollte dann Tod und Verfolgung, die Christen auf sich genommen haben, beweisen,daß sie nicht für ein Märchen gestorben sind?
Viele Religionen und Götter sind verschwunden, wie Märchen, die nicht mehr erzählt werden. Nur das Christentum hat 2000 Jahre erlebt bzw. überlebt, und sein Ende ist – wie ich meine leider, und das soll niemanden beleidigen – nicht abzusehen. Es hat in der Zeit seiner Existenz soviel Leid über die Welt gebracht und eine humanistische Entwicklung verhindert. Ich denke, es hat die Gelegenheit, die Welt christlich zu machen, zum Guten fortzuentwickeln, vertan, es sollte verschwinden. Es gibt nichts, was man ohne Christ zu sein, nicht besser machen könnte. Wie sagte Ghandi: “Ich bewundere Christus, aber nicht die Christen”.
Ich habe lange überlegt, ob ich Ihnen schreiben sollte, zumal das “Pfarrer i.R.” mich davon abhielt, denn ich denke wie Georg Christoph Lichtenberg: “Soviel ist ausgemacht: die christliche Religion wird mehr von solchen Leuten verfochten, die ihr Brot von ihr haben, als von solchen, die von ihrer Wahrheit überzeugt sind”.
Ich hoffe, ich habe Sie durch meine freie Meinungsäußerung nicht beleidigt. Dies lag mir fern. Denn, selbst wenn ich nicht an Märchen glaube, akzeptiere ich, daß andere dies aus Überzeugung tun. Und das beleidigt mich auch nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Gez. R. Klößner
Dilingen, den 18. Juni 19995
An die
Redaktion des Paulinus
Fleischstraße 62-65
54220 Trier
In der Saarbrücker Zeitung vom 17./18. Juni hat Pfarrer Werner Graus, St. Ingbert, einen Leserbrief veröffentlichen lassen, in dem er behauptet: “die seit 1969/70 ‚Geweihten‘ sind gar keine katholischen Bischöfe mehr und zwar wegen einer wesentlichen Änderung des Ritus.”
Da diese Behauptung manche unserer Leser verunsichern kann, wäre ich sehr dankbar, wenn der Paulinus eine entsprechende Aufklärung über wesentliche Form und Zeichen zur Gültigkeit von Priester-und Bischofsweihe in der Rubrik Anfrage bringen würde.
Mit freundlichen Grüßen und bestem Dank im voraus
Peter Lafontaine
Saarbrücker Zeitung 2./3.9.95
Absolut richtig
Zum Kruzifix-Urteil: Es ist fast nicht zu fassen, wie sich die Politiker, vor allem aus den Parteien mit dem großen “C”, über die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts so ,,künstlich” erregen. Propagieren sie nicht seit Jahren den Segen der multikulturellen Gesellschaft? An der Spitze Herr Dr. Heiner Geißler? Ja, nun muß er auch zu den Konsequenzen stehen. Die Geister, die er einmal rief, wird er nicht mehr los. Auch jeder andere große “C”-Politiker weiß aus der Geschichte, wieviel Entrechtung, Enteignung, Vertreibung, Inquisition und Völkermord unter dem Christuskreuz begangen wurden. Das wird einfach totgeschwiegen. Auf diesem Kruzifix wird meistens eine qualvoll leidende menschliche Figur aus Gips oder Holz gezeigt, die angebetet wird. Meine Frage: Wie ernst nehmen diese Herren eigentlich die Bibel und besonders die 10 Gebote? Denn das 4. Gebot sagt ganz deutlich: Du sollst Dir kein Bildnis, noch irgendein Gleichnis von mir machen!
Die christlichen Religionsvertreter haben es also im Laufe von 2000 Jahren fertiggebracht, zum Götzendienst zu erziehen. Es gibt ja bekanntlich andere große Religionen, bei denen jede Art von bildlicher Darstellung des Herrgottes bei Strafe verboten ist. Das Kreuz hat noch niemand gerettet, aber Millionen zu Tode gebracht. In allen Kriegen wurden bei Freund und Feind mit ihm die Waffen gesegnet. Deshalb betrachte ich die Entfernung des Kreuzes aus Schulen für absolut richtig.
THEO CORNEHL-CORNEILI, Heusweiler
Dillingen, den 5.September 1995
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Zum Leserbrief “Absolut richtig” (SZ vom 2./3. September) bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
Es ist unbegreiflich, daß Herr Theo Cornehl-Cornelli heute noch behaupten kann, Christen würden eine Figur aus Gips oder Holz anbeten und daß christliche Religionsvertreter im Laufe von 2000 Jahren zum Götzendienst erzogen haben.
Ebenso wie wir Christen Maria nicht anbeten, sondern verehren, tun wir es auch mit dem Kreuz. Auch jeder Nichtchrist kann das wenigsten verstehen, wenn ich es mit einer anderen Verehrung vergleiche. Wenn jemand das Portrait seiner geliebten Mutter oder Braut auf den Schreibtisch stellt und öfter in liebendem Gedenken auf es schaut, dann betet er doch nicht das Papier oder Karton an, sondern er verehrt seine Lieben.
Wenn in demselben Leserbrief die ungeheuerliche Behauptung aufgestellt wird, daß das Kreuz noch niemand gerettet aber Millionen zu Tode gebracht habe, dann muß man den Autor doch fragen: Wenn die französiche Revolution in zwei Jahren mehr Opfer gefordert hat als die Inquisition in zweihundert Jahren (so der Journalist Johannes Groß) war dann das Kreuz daran schuld? Und ist das Kreuz schuld an den vielen Millionen Opfern des Kommunismus? War das Kreuz schuld am Wahnsinn des Nationalsozialismus?
Waren diese Hekatomben von Menschenopfern nicht immer die Folge davon, daß man das Kreuz abgeschafft und seine Verehrer verfolgt hat?
Zu den Schlagwörtern Inquisition und Waffensegnung: Die Inquisition wurde nicht von der Kirche, sondern vom römischen Staat erfunden.
Zur Waffensegnung: Ja im Mittelalter gab es einen Schwertsegen beim Ritterschlag. “Zur Verteidigung der Kirche, zum Schutz der Witwen, Waisen und Wehrlosen” sollte der Ritter sich einsetzen. Die Kirche segnete ihn, um ihn dem Recht zu verpflichten.
In dem von Papst Paul V. herausgegebenen und von Benedikt erweiterten, bis in unsere Zeit gültigen “Rituale Romanum” befinden sich zwar 122 Segnungen für Häuser, Wohnungen, Felder, Brücken, Wagen etc., aber kein Segen für irgendwelche Waffen. So konnte die Kirche niemals in unserem Jahrhundert Waffen gesegnet haben, schon gar nicht, wie die Kirchengegner glattweg behaupten, Kanonen, Panzer oder sogar Atombomben. Allerdings werden in jedem Gottesdienst alle Personen, auch die Polizisten, Krimiinalbeamte und Bundeswehrsoldaten, die Waffen bei sich haben, gesegnet.
- 2 -
Inquisition und Verfolgung finden sich aber nicht nur in der “päpstlichen” Kirche, sondern auch beim Protestantismus, z.B. in England und im Genf Calvins. Man sollte bei aller Kritik auch einmal die Fesstellung des bekannten Journalisten Johannes Groß zur Kenntnis nehmen: Innerhalb von zwei Jahren hat die französische Revolution mehr Opfer gefordert als die Inquisition in zweihundert Jahren.
Wer die Geschichte der katholischen Kirche unvoreingenommen studiert, der muß mit Bewunderung feastellen, daß sie sich immer wieder aus eigener Kraft erneuert hat, gemäß der Verheißung Christi (Mt.16.18). Aber nie waren es kritisierende Professoren. welche die Kirche aus der jeweigen Tiefe herausholten, sondern immer nur Mämner und sogar auch Frauen, die aus einem ganz anderen Holze geschnitzt waren.
Welche Institution der Welt hat mehr für das Wohl der Menschheit geten als die katholische Kirche? Auch heute kann ihre Stimme sprechen: “Was schmäht ihr mich, weil der Staub der Jahrhunderte an meinem Kleide haftet?”
<SZ 7.8.96>
Religiöse Unterweisung nicht in der Schule
Zum Artikel “Kirche pocht auf Religionsunterricht” (SZ vom 26. Mai)
Trotz aktiver Werbeprofis treten bundesweit jährlich über 200 000 Bundesbürger aus der Kirche aus. Seit 1970 etwa vier Millionen. Laut Emnid Institut Bielefeld glaubt zum ersten Mal die Mehrheit der Bundesbürger nicht mehr, daß es Gott gibt. Dessen ungeachtet pumpen die beiden Großkirchen Millionen Mark in die Ex-DDR, um dort die “Heiden” zu bekehren. Vergebens. Jetzt versuchen sie, zumindest den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, der aus den Taschen des Steuerzahlers mit etwa 3,9 Milliarden Mark jährlich bezahlt wird, zu retten.
Doch ist jegliche christliche Missionierung im allgemeinen Unterricht laut Bundesverfassungsgericht schon seit 1975 verfassungswidrig. Nach meiner Meinung ist religiöse Unterweisung Sache der Glaubensgemeinschaften und hat wie parteipolitische Werbung nichts in der Schule zu suchen.
FRITZ KÖHLER, Ludwigshafen
Dillingen, den 16. Juni 1997
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Sehr geehrte Damen und Herren!
Zum Leserbrief “Religiöse Unterweisung nicht in der Schule” in der SZ vom 7./8. Juni bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
In seinem Leserbrief vom 7./8. Juni plädiert Herr Fritz Köhler für die Abschaffung des Religionsunterrichts an den öffentlichen Schulen. Seine Begründung: Die Mehrheit der Bundesbürger glaubt nicht mehr an Gott. Und er sugeriert, daß mit der Abschaffung des Religionsunterrichtes den Steuerzahlern 3,9 Milliarden Mark jährlich erspart blieben. Herr Köhler muß sich aber fragen, ob nicht viel mehr und ständig steigende Milliarden Mark den öffentlichen Haushalt durch die zuneh-
mende Kriminalität, Brutalisierung des Alltags, Drogensucht und Korruption bis in die höchsten staatlichen Stellen belasten. Das ist doch die Folge, wenn religiöser Analphabetismus zum Normalfall wird. In einer Gesellschaft – die vom Christentum geprägt worden ist – kann Tugend nicht überleben, wenn die Religion ausfällt. Sie kann auch nicht durch einen “Ethikuntericht” ersetzt werden, bei dem lediglich humanistische Lebensregeln verabreicht werden, die sich irgendein Professor in seinem Wolkenkuckusheim ausgedacht hat.
Ohne die Grundwerte christlicher Freiheit,Gerechtigkeit, Subsidiarität, und Solidarität wird jede Demokratie in Anarchie oder Ochlokratie entarten.
Wer die Grundlagen unserer Kultur ernstnimmt, der wird sich doch dafür einsetzen, daß ein religiöser Anlphabetismus verhindert wird. Ein Besinnungsprozeß über die Grundlagen unserer Kultur müßte wieder begonnen werden. Im letzten geht es doch darum, was einer Gesellschaft sicheren Bestand verleiht. Daran muß nicht nur Christen, sondern auch Agnostikern und religiös Indifferenten gelegen sein.
SZ vom 6./7. Juni 96
Priesterinnen in der Katholischen Kirche?
Noch ein langer Weg
- VON RAINER MÜLLER -
Durch die Weihe von zwei Priesterinnen bei den Altkatholiken in Konstanz ist der Blick wieder auf die ,,Frauenpolitik” der übrigen Kirchen, vor allem der römisch-katholischen, gelenkt worden. Die Altkatholiken hatten sich nach dem Ersten Vatikanischen Konzil von Rom abgewandt, weil sie das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes nicht mittragen konnten.
Nach Kanon 1024 des katholischen Rechts können nur Männer gültig zu Priestern geweiht werden, Frauen bleibt diese Berufung bislang versagt. So soll es auch immer bleiben, wenn es nach dem Willen von Papst Johannes Paul II. geht. 1994 hatte er in seinem apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis” definitiv festgelegt, daß die Frauen von der Priesterweihe ausgeschlossen sind und bleiben.
Der Papst will also Weichen stellen weit über sein Pontifikat hinaus und alle Nachfolger auf dem Stuhl Petri festlegen. Man kann sich nur wundern, daß Frauen immer noch die treuesten Dienerinnen dieser Kirche sind. Doch die Front bröckelt, besonders bei der jüngeren Generation. Fortschrittliche Theologen befürchten, daß die Kirche, nachdem sie fast „jugendfrei” geworden ist, bald auch ,,frauenfrei” wird. Rom bleibt trotzdem hart. Die Glaubenskongregation unter Führung von Kardinal Joseph Ratzinger hat das Nein zur Frauenweihe gar als Grundbestandteil des Glaubens bezeichnet und dieser Feststellung damit fast den Stempel der Unfehlbarkeit aufgedrückt. Diese Haltung ist umso erstaunlicher, als man auch in Rom weiß, daß das Verbot, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, theologisch auf schwachen Füßen steht. Der frühere Wiener Kardinal König hat es ohne Schnörkel ausgesprochen: Der Priester- oder Bischofsweihe der Frau in der katholischen Kirche steht kein Glaubensgrund entgegen.
Die Frauengegner heben immer wieder auf die Männlichkeit der zwölf Apostel ab. Verschwiegen wird das Umfeld der Antike und ihr Frauenbild, verschwiegen wird, daß sich aus dem Neuen Testament auch andere Sichtweisen anbieten. Paulus berichtet, daß Frauen in ihren Häusern die Feier des Herrenmahls leiteten, damit der Gemeinde praktisch vorstanden. Paulus nennt zudem weibliche Diakone wie etwa Phöbe und Junia, die er sogar als hervorragend unter den Aposteln bezeichnete.
Die theologisch gegen das Frauen-Priestertum vorgebrachten Gründe sind nicht haltbar. In Wirklichkeit haben sich die Männer in der Kirche einen Sockel errichtet, den sie ungern teilen möchten. Die Kirche hat die Frauen über Jahrhunderte hinweg geringer geschätzt als Männer. Bei der Frau müsse schon das Bewußtsein vom eigenen Wesen Schamgefühl hervorrufen. Das sagte kein Macho unserer Tage, sondern Kirchenvater Clemens Alexandrinus. Die Frau, so sehen es viele Kirchenfunktionäre auch heute noch, ist die böse Eva, die mit ihren Reizen Adam zum Sünder machte und die Vertreibung aus dem Paradies heraufbeschwor.
Es ist unerträglich, daß sich die Kirche an der Schwelle zum dritten Jahrtausend nicht zu einem anderen Frauenbild durchringen kann, das den Frauen auch den Weg zum Dienst am Altar öffnen könnte. Die Weihe von Diakoninnen wäre ein erster Schritt, gegen den auch keine theologischen Bedenken erhoben werden könnten. Diakoninnen sind durch die Bibel belegt. Rom allerdings befürchtet wohl, daß der erste Schritt bald zum zweiten führen müßte – zur Priesterin. Die Herrenrunde würde gestört, und wahrscheinlich müßte die Kirche ein anderes Verhältnis zur Sexualität entwickeln. Bis dahin müssen aber die Frauen wohl auf einen einsichtigeren Papst und einen frauenfreundlicheren Leiter der Glaubenskongregation warten, ehe sie in ihrer Kirche eine Rolle spielen dürfen.
<SZ 22./33.6.16>
Kein Beleg
Zum Kommentar von Herrn Rainer Müller „Noch ein langer Weg“ (SZ vom 6./7. Juni)
In seinem Plädoyer für die Priesterweihe für die Priesterweihe von Frauen will Müller eine solche Möglichkeit sogar biblisch beweisen, indem er behauptet, eine Junia würde von Paulus als hervorragender Apostel bezeichnet. Er bezieht sich also auf Röm. 16,7. In diesem Vers heißt es: “Grüßt Andronikus und Junias, meine Verwandten und Mitgefangenen; sie sind angesehene Apostel …“
In den verschiedenen Bibelausgaben – darunter auch anderssprachlichen – habe ich keine Junia, sondern nur einen Junias gefunden. Das Wort “Mitgefangenen” deutet doch auch eher auf eine männliche Person. Die im ersten Vers des Römerbriefes genannte Phöbe war auch keine Diakonin. Im griechischen Urtext wird sie ADOLPHE; d. h. Schwester, genannt. In der alten Vulgata heißt es ,,soror”, also ebenfalls Schwester. Die Grundfrage zum ‘Thema “Priestertum der Frau” ist doch die Frage nach dem Stifterwillen Christi. Christus hat nur Männer als Apostel berufen. Dabei hat er sich nicht einfach den Zeitverhältnissen angepaßt. Wo es für seine Sendung erforderlich war, hat er entschieden jüdische und zeitgenössische Tabus gebrochen. Das gilt auch besonders für sein Verhältnis zu den Frauen. Er unterhielt sich mit ihnen, was nach jüdischer Auffassung unstatthaft war, auch mit der Samariterin, was ihm seine eigenen Jünger sehr verübelten. Er hätte also wohl auch hier im Gegensatz zur herrschenden Auffassung die Frauen zum Priestertum zulassen können, wenn das sein Wille gewesen wäre.
PETER LAFONTAINE, Dillingen
MARIE-LOUISE SCHULD GEN
Roemerstr. 10, 66763 Dillingen, den 8.9.96
Tel. 06831-71291
Lieber Herr Lafontaine,
ich lese gern und aufmerksam Ihre Leserbriefe. Obwohl ich, mit 69 Jahre, sehr wahrscheinlich Ihrer Generation angehöre, kann ich Ihnen nicht immer folgen. Zum Thema Priestertum der Frau kann ich, als einfache Hausfrau, nicht mit theologischen Argumente erwidern, sondern eher mit praktischen sowohl für, als gegen.
- mir kam ein Ausspruch in den Sinn, der schon öfters von unseren Seelsorgern gekommen ist, hören kommt von horchen, erweitert gehorchen. Das haben wir Frauen verlernt; in unserem Streben nach Emanzipation und Selbstverwirklichung konjugieren wir dieses Verb sehr ungern, wir finden es altmodisch. Dieses Horchen und Gehorchen ist aber, glaube ich, Voraussetzung zum Priestertum,
- wenn schon Angestellte der Kirche in ihre Kleidung nicht mehr zwischen Altarraum und Tennisplatz unterscheiden können, wäre es bei Frauen als Priester auch möglich •••
- als junge Frau, hätte ich aber lieber, in einem Beichtgespräch, meine Probleme mit einer verheirateten Frau besprochen, als mit einem zölibatären Mann,
- warum soll ein Zölibatär Gott mehr lieben können, als ein Verheirateter?
- genauso wie Tausende verheiratete Priester, kann ich mir unmöglich den Zölibat als himmliches Gut vorstellen. Die totale Hingabe ist vielleicht nicht möglich, ist sie denn erforderlich? Siehe Diakone, Ärzte, Psychologen usw.
Als geborene Französin, mag ich Ihren Nachnamen sehr, nicht weil unser Landesvater ihn trägt, sondern wegen der Bedeutung in französisch.
Mit freundlichen Grüßen
Gez. M. L. Schuldgen
Peter Lafontaine,Pfr.
Steinmetzstr.27
D-66763 Dillingen/Saar
Dillingen, den 20. Juli 1996
An die
Redaktion des Paulinus
Fleischerstraße 62-65
54220 Trier
Sehr geehrte Damen und Herren!
Zu dem Leserbrief “Versöhnte Verschiedenheit” (im Paulinus vom 18. August 1996) bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
In seinem Leserbrief bricht Herr Rudolf Hasencox eine Lanze für die Aufhebung des Zölibats und das Priestertum der Frau. Das ist wohl im Interesse des Zeitgeistes unserer satten Wohlstandsgesellschaft, aber nicht im Interesse der “Sache Jesu” zu bejahen. Sicher läßt das Neue Testament keinen zwingenden Zusammenhang zwischen Zölibat und Priestertum erkennen. Aber viel klarer als die von Hasencox angeführten Zitate sind doch andere Stellen bei Lukas und Paulus. In Lk 18,29 spricht Jesus die Verheißung ewigen Lebens für den aus, der seine Frau um des Himmelreiches willen verläßt. In die gleiche Richtung weist die Empfehlung des Apostels Paulus, alle möchten so sein wie er (I Kor 7,7) und desselben Apostels Belehrung, daß nur der Unverheiratete einer ungeteilten Hingabe an den Herrn fähig sei (I Kor 7,32).
In seiner Enzyklika Sacerdotalis caelibatus führt Papst Paul VI. drei große Gruppen von Gründen für den Zölibat an. Der 1. ist die “christologische Bedeutung des Zölibats”. Hier wird u.a. auf Jungfräulichkeit und Priestertum des Mittlers Christus, auf den Zölibat um des Himmelreiches willen und auf das Zeugnis für Christus verwiesen. Ein zweiter Abschnitt behandelt die “ekklesiologische Bedeutung des Zölibats” und verweist auf den Dienst an der Gnade und an der Eucharistie sowie auf die seelsorgliche Wirksamkeit des Zölibats. Der dritte Abschnitt trägt die Überschrift: “Eschatologische Bedeutung des Zölibats”. Hier wird das Verlangen des Volke Gottes nach dem himmlischen Reich herausgestellt, ferner der Zölibat als Zeichen der himmlischen Güter.
Völlig falsch ist aber nun die Meinung, man könnte auch das Priestertum der Frau bejahen. Die Grundfrage zum Thema “Priestertum der Frau” ist doch die Frage nach dem Stifterwillen Christi.
Christus hat nur Männer als Apostel berufen. Dabei hat er sich nicht einfach den Zeitverhältnissen angepaßt. Wo es für seine Sendung erforderlich war, hat er entchieden jüdische und zeitgenössische Tabus gebrochen. Das gilt auch besonders für sein Verhältnis zu den Frauen.
Er unterhielt sich mit ihnen, was nach jüdischer Auffassung unstatthaft war, auch mit der Samariterin, was ihm seine eigenen Jünger sehr verübelten. Er hätte also wohl auch hier im Gegensatz zur herrschenden Auffassung die Frauen zum Priesterum zulassen können, wenn das sein Wille gewesen wäre. Und wenn wir an die Gottheit Christi und an seine vom Vater aufgebene Sendung glauben, müssen wir dann nicht auch glauben, daß er in seiner allwissenden Voraussicht die richtige Entscheidung für seine Kirche getroffen hat? Daher kann auch kein Papst diese Anordnung Christi ändern.
Peter Lafontaine,Pfr.
Steinmetzstr.27
D-66763 Dillingen/Saar
Dillingen, den 7. August 1996
An die
Redaktion des Paulinus
Fleischerstraße 62-65
54220 Trier
Zu dem Leserbrief “An Jesu Geist orientierte Worte” (im Paulinus vom 4. August 1996) bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichten:
Mit Recht weist Herr Hasencox in seinem Leserbrief mit Zitaten aus der hl. Schrift und guten Schlußfolgerungen darauf hin, daß in unserem Alltag unsere “Erlösungsreligion” zum Tragen kommen müßte. Richtig ist auch, auf die besondere Wichtigkeit der Ehevorbereitung hinzuweisen.
Aber bei dem Satz: “Auch die Bedeutung der Empfängnisvermeidung ist hervorzuheben – ohne “Verkürzung”, scheint allgemein verbreitetes Vorurteil und Unkenntnis die Feder geführt zu haben. Man unterstellt dem Papst, er verkünde eine Anti-Verhütungspolitik: “Seid fruchtbar und mehret euch.”
Was der Papst will ist nur die Natürliche Familienplanung. Daß er damit richtig liegt, zeigt ein Bericht aus dem fernen Osten.
In Colombo hielt Dr.Peter Kannangara einen Vortrag:
Natürliche Familienplanung sei gar nicht so neu. Er verwies auf den Stamm der Weddas im Inneren der Insel, einen zurückgedrängten Rest der früheren Bevölkerungsschicht in Sri Lanka, und andere Stammesgesellschaften, bei denen es keine “Bevölkerungsexplosion” gegeben habe. “Die Forschung hat uns gezeigt”, so der Arzt zu den über 300 Priestern, “daß diese einfachen Menschen ihre eigenen Methoden einer natürlichen Familienplanung entwickelt haben.”
Mit dem Hinweis darauf, daß die Weltgesundheits-Organi sation (WHO) eine Erfolgsrate von über 90% für einige natürliche Methoden anerkannt habe, sagte Dr. Kannangara, die künstlichen Methoden seien inzwischen zu einer Frage des “großen Gechäfts” geworden. Anlaß der Kampagne gegen natürliche Familienplanung sei nicht die Gesundheit der Betroffenen, sondern das Streben nach hohen Verkaufserfolgen. Der Arzt setzte sich für die Mucus-Methode von Billings ein. Sie sei einfach zu handhaben. Sogar schlichte Frauen aus den Dörfern könnten leicht zu Beraterinen für andere Frauen ausgebildet werden. Die Lukas-Gilde habe bereits eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um diese Methode zu fördern.-
Bekanntlich legen auch die Schwestern der Mutter Theresa von Kalkutta Wert darauf, die von ihnen betreuten Familien mit dieser Methode vertraut zu machen.
Gez. Peter Lafontaine, Pfr.
Macht und Sagen im Sonderangebot
Zum Artikel “Papst streicht UN-Zuschuß” (SZ vom 6. November)
Konsequenz – gut und schön. Im anstehenden Fall mag jeder selbst entscheiden. Dazu hat er ein Gewissen. Die Institution Kirche erweist sich dem Dogma, der Kurie, dem Papst (als hoher Instanz) gegenüber konsequent. Der allerhöchsten Instanz (gemeint sind die Kirchen) hat man oft, jahrtausendelang zuwidergehandelt. Man durchblättere die Bibel. Auf Schritt und Tritt stößt man auf Beispiele, wie inkonsequent die Kirche, die Kirchen, gehandelt und gelebt haben. Es richte sich ein jeder nach seinem Gewissen und nicht nach den Direktiven einer Institution, die gegründet ist auf Macht und Herrschaft in der Welt und über die Seelen der Menschen. Nebenbei: Über die Höhe des finanziellen Beitrages des Vatikans an UNICEF kann man nur den Kopf schütteln. Hier wie überall: Sie wollen die Macht und das Sagen im Sonderangebot.
MARGARETE SKUPIN, Heiligenwald
Dillingen, den 2.Dezember 1996
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Sehr geehrte Damen und Herren!
Zum Leserbrief “Macht und Sagen im Sonderangebot” vom 23./24.Nov. bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
In Ihrem Leserbrief vom 23./24 November hat Frau Margarete Skupin mit ihrer Kritik an der katholischen Kirche wieder einmal in bekannter Weise den Bogen überspannt: “Es richte sich jeder nach seinem Gewissen!” Das lehrt auch die Kirche. Wenn sie “Direktiven” gibt, entspricht sie dem Auftrag Christi: “Gehet hin und lehret alle Völker!” Was wäre das für ein Gewissen, das den auf dem Sinai sanktionierten und von Christus bestätigten Dekalog mißachten würde? Nach seinem Gewissen handelte jüngst der oberste Richter, der für ein Gutachten 1,3 Millionen Mark kassierte; ebenso ein strafunmündiger Jugendlicher, der sich durch verschiedene Delikte ein Monatseinkommen von 3.500,- DM beschaffte. Nach ihrem Gewissen handelten selbst die Menschenfresser. Vielleicht hat der nicht so unrecht, der gesagt hat: Wenn’s kein sechstes Gebot mehr gäbe, hätten die allermeisten nichts mehr gegen die Kirche.
Wenn Frau Skupin den ungeheuerlichen Vorwurf erhebt, die Kirche sei auf Macht und Herrschaft in der Welt und über die Seelen der Menschen gegründet, dann könnte sie sich höchstens auf einen antikirchlichen Kirchenhistoriker aus dem Kulturkampf oder die übelste Lügensammlung des “Pfaffenspiegel” von Otto v. Corvin-Wiersbitzki berufen. In Vorlesungen habe ich auch von schlechten Päpsten gehört. In der Liste der insgesamt 265 Päpste stehen den etwa 14 schlechten Päpsten 78 Heilige und 31 Martyrer gegenüber. In diesen Heiligen und Martyrern findet sich soviel menschliche Größe und Heiligkeit wie in keiner anderen Ahnenreihe irgendeiner Dynastie. Und die Inquisition? Auch sie hat unendlich viel Unheil und Schaden in der Kirche angerichtet. Aber man darf auch einmal Vergleiche anstellen: Die französiche Revolution z.B. hat in zwei Jahren mehr Opfer gefordert als die Inquisitiion in zweihundert Jahren (Johannes Groß). Die Kirche ist nun einmal eine Gemeinschaft von Menschen und so bekennt sie sich selber als Kirche der Heiligen und der Sünder. Aber wenn sie sich,wie keine andere menschliche Institution, im Laufe ihrer langen Gesshichte immer wieder aus eigener Kraft aus den Verstrickungen in das Böse befreit hat, kann das nicht als Beweis ihrer göttlichen Stiftung erscheinen?
Wer die Kirche objektiv und gerecht beurteilen will, muß auch an all das denken, was sie auf den verschiedensten Gebieten für die Menschheit geleistet hat. Sie hat die Barbarei und die Sklaverei beseitigt. Wer hat die Hospitäler für Arme und Sieche erfunden? Im “finsteren” Mittelalter gab es die hervorragende Sozialordnung der Zünfte. Es gab außer den Sonntagen 30 gebotene Feiertage, also 30 Urlaubstage. Die Kirche hat die ersten Schulen unterhalten und die ersten Universitäten gegründet. Tausende von Ordensleuten, die in jedem Jahrhundert in Krankenhäusern, Schulen und Heimen gerade auch den Ärmsten der Armen gedient haben, konnten doch nicht mit “Macht und Herrschaft in der Welt und über die Seelen der Menschen” zu solch hingebender Nächstenliebe motiviert werden. Nein, mit Schlagworten kann man nicht wegwischen, was auf kulturellem, sozialem, wirtschaftlichem und dem Kunstgebiet der Kirche zu verdanken ist.
Peter Lafontaine
Dillingen, den 13. Januar 1997
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Sehr geehrte Damen und Herren!
Zum Leserbrief “Im Interesse des werdenden Lebens” in der SZ vom 11./12. 1. 1997 bite ich folgenden Stellungnahme zu veröffentlichen:
Der o.g. Leserbrief von Herrn Michael Krane zeugt nicht gerade von logischem Denken. Es liegt doch nicht im Ineresse des werdenden Kindes im Mutterleib umgebracht zu werden. Dieses Interesse könnte doch höchstens bei der nicht opferwilligen Mutter liegen.
Herr Krane stützt sich bei seiner Behauptung auf die “große Mehrheit der Bevölkerung (die) weder katholisch ist, noch irgendetwas mit deren Morallehre am Hut hat. Argumente der Moral und des Naturgesetzes lehnt er also mit Vorurteilen behaftet von vorneherein ab.
Das Verantwortungs-Bewußtsein unserer Gesellschaft für eine rechte Ökologie unserer Umwelt ist im Wachsen begriffen. Erfreulicherweise versucht man wieder in unserer schwergeschädigten Natur von neuem Lebensräume, d.h. Biotope, für alle möglichen Lebewesen, Kleintiere und vom Aussterben bedrohte Vogelarten zu schaffen.
Ist es da nicht eine Schizophrenie, wenn man den Mutterschoß für das werdende Kind zum gefährlichsten Ort der Welt macht?
Man schätzt gegenwärtig drei bis vierhunderttausend Abtreibungen pro Jahr. Eine grausame Tötung von unschuldigen Kindern, die nur mit einem “stummen Schrei” reagieren können. In einigen Jahrzehnten werden wir wohl ein sterbendes oder überfremdetes Volk sein. Eine andere Generation wird dann ihre Väter und Großväter wieder fragen: Wie war dieser furchtbare Holocaust möglich geworden? Und vielleicht finden sie die Antwort: Weil man die Natur nicht als Schöpfung eines Schöpfergottes, der allein der Herr allen Lebens ist, erkennen wollte und nicht auf seinen menschgewordenen Sohn hören wollte, der gesagt und bezeugt hat: “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”.
<SZ>
Wir müssen bereit sein, zu einer christlichen Ethik zurückzukehren
Zum Thema “Kindesmißbrauch”
Angesichts der sich häufenden Fällen von Kindesmißbrauch geht ein Schrei der Empörung und Betroffenheit durch alle Schichten unserer Gesellschaft. Man verlangt härtere Strafen und strengere Therapie, ja sogar die Todesstrafe. Aber selbst wenn man genug Plätze und Therapeuten hätte und auch die abzulehnende Todesstrafe verhängen würde, könnten all diese Maßnahmen uns von dieser Pestbeule der Gesellschaft befreien, wenn man das Übel nicht in seiner Wurzel zu kurieren beginnt. Müßte man nicht damit anfangen, endlich einmal über die Freigabe pornographischer “Erotik” wirklich kritisch nachzudenken? Hat nicht die “Befreiung” zur schrankenlosen Sexualität eine Entfesselung des Sexualverbrechens zur Folge gehabt? Denn schließlich hat die zur Zeit aufgeplatzte Eiterbeule eine lange Vorgeschichte. Es war vor allem die FDP in der Regierungskoalition mit der SPD, daß 1976 der Pornographieparagraph so weit gelockert wurde, daß seitdem fast alles auf diesem Sektor als “Kunst” gilt und sich im Kulturbereich bis zum Exzeß ausgetobt.
Wieso konnte man die Erfahrungen der Menschheitsgeschichte mit ihren Mythen, ihre Sagen und Märchen vergessen, die dort in tiefen Bildern aussagten, daß Circe in der Lage ist, die Männer in Schweine zu verwandeln? Und hat man vergessen, daß der Katalog vom Sinai als Sanktionierung einer jahrtausendalter Menschheiterfahrung betrachtet werden kann. Und es wäre auch zu fragen, ob nicht die Abtreibungsmentalität auch eine Rolle gespielt hat? Wo das Leben nicht mehr in jeder Phase und in jeder Bedingung von Gott geschützt und gewollt ist, wird auch eine noch so scheußliche “Lustgrenze” eher überschritten. Warum lauschten nicht wenigstens die Katholiken auf den einsamen Rufer aus Rom. Hat er nicht gewarnt vor der Kultur des Todes? Das lag gewiß daran, daß man dem Glauben das Etikett “veraltet, nur für Einfältige” aufgeklebt hatte und statt dessen Wissenschaftsgläubigkeit an die Stelle zu setzen begann. Nein, so sehr stärkere Strafen gegen diese nie dagewesene Kinderpornogrpahie angebracht sind, nach einem solchen Tiefstand der Sittenlosigkeit, den es in der Geschichte der Menschheit noch nicht gab, kann es uns nur helfen, wenn wir bereit sind, zu einer christlichen Ethik zurückzukehren.
PETER LAFONTAINE, Dillingen
<SZ 8./9.3.97>
Man hat uns eingeredet, daß Gewalt und Obszönität in Film, Fernsehen und Presse eine Frage der Gewöhnung seien. Peter Lafontaine,Dillingen
Einen absoluten Wert anerkennen
Zu verschiedenen Leserbriefen zum Thema „Kindesmißbrauch”:
Müßte man nicht damit anfangen, über die Freigabe pornographischer “Erotik” nachzudenken? Hat nicht die “Befreiung” zur schrankenlosen Sexualität eine Entfesselung des Sexualverbrechens zur Folge gehabt? Will man nicht erkennen, wie sehr die lang verachtete Scham dem Menschen hilft, das Leben und seinen Reichtum zu schützen?
Das ist etwas anderes als Prüderie. Schamlosigkeit wirkt zerstörerisch. Man hat uns eingeredet, daß Gewalt und Obszönität in Film, Fernsehen und Presse eine Frage der Gewöhnung seien. Sigmund Freud nannte den Verlust von Schamgefühl ein Zeichen von Schwachsinn. Man hat Sekundärtugenden verspottet, Grundtugenden mißachtet, göttliche Tugenden kennt man nicht oder wagt nicht von ihnen zu sprechen. Man ruft Vorbildern. Aber solange man nicht bereit ist, einen absoluten Wert anzuerkennen wird alles Bemühen für die Heilung unserer Gesellschaft umsonst sein.
PETER L.4FONTAINE, Dillingen
<SZ 15.10.96>
Zum Sittenkatalog der Zehn Gebote zurückkehren
Zum Leitartikel von Rainer Müller “Wir müssen etwas tun” (SZ vom 5./6. Oktober)
In seinem Kommentar findet Rainer Müller sicher die Zustimmung aller Bürger, wenn er ein schärferes Vorgehen gegen Sexualstraftäter verlangt. Aber ist das genug? Müssen wir nicht viel mehr tun, um solche Scheußlichkeiten von Sexualtriebtätern aus der Welt zu schaffen? Die horrende Zunahme des sexuellen Kindesmißbrauchs und anderer Perversionen ist doch die konsequente Folge des gigantischen Feldzuges der “Befreiung der Sexualität”, der von der Mitte der 60er Jahre ab in Europa, besonders aber in Deutschland, begann. Der Ideologie dieser “Befreiungs-Kampagne” wurde mit der Übernahme der SPD/FDP-Regierung ab 1969 Tür und Tor geöffnet: Erziehung zur Sexualität vom Kindergartenalter ab wurde ohne Hemmung propagiert. Gegen Warner wurden Gift und Galle gesprüht – ganz besonders gegen den Fels in der Brandung der Sexwelle: die Katholische Kirche. Wo wir also vor allem etwas tun müssen, ist auf dem Weg zur Rückkehr zum Jahrtausende alten Sittenkatalog der Zehn Gebote. Menschlichkeit ohne Gottesglauben führt zu rohem (tierischem) Verhalten.
PETER LAFONTAINE, Dillingen
Peter Lafontaine
Steinmetzstr.27
D-66763 Dillingen
<SZ vom 20./21.12.97>
Das wahre Gottesreich kann nie von Rom ausgehen
Zum Thema “Kritische Kirche: Es fehlt der Mut”
Nur der Heilige Geist – nicht der Papst – werden letztendlich die Christen in das neue Jahrtausend führen. Der katholischen Kirche steht zuvor noch ein schweres Schicksal bevor, denn ein Gericht wird über sie ergehen. Die Liste der Schuldposten der katholischen Kirche ist lang. Die Abkehr vom Auftrag, den Jesus seinen Aposteln gegeben hatte, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Kirche, und die Kluft zwischen der Botschaft Jesu und der Wirklichkeit ist bis heute unüberbrückbar.
Die Entartungs-Erscheinungen in dieser Kirche, die Herrschsucht und der Zwang, die bis in die derzeitige repressive Politik des Vatikans ausstrahlen, sind ursächlich für den Verfall der Kirche, Ihr System des Zwangs und des „dogmatischen Imperialismus” hat sie auf dem starren statischen Prinzip aufgebaut und verankert. Da diesem Prinzip das Element der Erstarrung innewohnt, ist ihr jegliche Flexibilität abhanden gekommen, und jetzt, da in der modernen Welt alles in dynamische Bewegung gekommen ist, werden ihr die Starrheit und die Rechthaberei zum Verhängnis.
Das Licht, dieses wahre Gottesreich, kann nie von Rom ausgehen. Denn was da geschieht, ist nur rein Äußerliches! Die Erstarrung in klischeehaften Vorstellungen und Gewohnheiten ist bei vielen Menschen infolge der falschen Erziehung durch Generationen hindurch so groß, daß die Menschen der Wahrheit, wenn sie diese erfahren, kaum noch zugänglich sind.
Wirklich erschreckend sind die Veräußerlichung und die religiöse Verflachung vieler kirchentreuer Katholiken. Man kann sich nur wünschen, daß jetzt endlich ein Ruck durch die Christenheit geht und sie sich aus der Knechtschaft dieser unheilvollen Institution befreit und zur frohen Botschaft Jesus Christus zurückkehrt,
JOSEPH WOLF, Homburg
Dillingen, den 21. Dezember 1997
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Leserbrief
Zum Leserbrief “Das wahre Gottesreich kann nicht von Rom ausgehen” (SZ vom 20./21. Dezember 1997) bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
Was mich am meisten bei der Lektüre vom Leserbriefen in der SZ irritiert ist der Widerspruch und die Unlogik in der jeweiligen Argumentation. Herr Joseph Wolf stellt – in seinem Leserbrief “Das wahre Gottesreich kann nie von Rom ausgehen” eine erschreckende Veräußerlichung und Verflachung vieler kirchentreuer Katholiken fest. Mit welchem Recht schilt er dann den Vatikan der Herrschsucht und des Zwangs, wenn die neueste Instruktion des Vatikans gerade diese Mißstände korrigieren will?
Völlig überzogen sind dann die Behauptungen von den Schuldposten und der Abkehr der kath. Kirche von dem Auftrag Christi an seine Apostel.
Da ich acht Semester Kirchengeschichte – die auch die Schuldposten nicht ausgechlossen hat- studiert habe und auch die kath. Kirche 1B Jahre in der dritten Welt erlebt habe, kann ich mit viel soliderem Fundament behaupten, daß keine Institution der Welt so viel für die Würde und das Wohl der Menschen getan hat als die römisch-katholische Kirche. Ich kenne die Ordensfrau, welche nach Gründung von Kindergärten, Volksküche, Werkstätten für Frauen, Siedlung für kinderreiche Familien etc. als letztes Werk ein Haus für Aidskranke gegründet hat. Mit einer anderen Ordensfrau, die ebenso ein solches Haus mit dem Namen “Pro dignitate hominis” leitet, stehe ich in brieflicher Verbindung. Ein chilenischer Freund von mir leitet ein Werk mit Namen “Refugio de Cristo” das Waisenkinder in ca. 12 Häusern vom Säuglingsalter bis zur Ausbildung in einem Beruf oder bis zum Universitätsstudium betreut.
Seien wir doch ehrlich: Wenn die kath. Kirche das sechste Gebot und den Teil des fünften Gebotes abschaffen würde, der auch das Töten des ungeborenen Kindes verbietet, dann hätte sie keine Gegner mehr. Aber wäre sie dann noch die Kirche Christi?
<SZ vom Silvester 1997/Neujahr 1998>
Der Papst tanzt nicht nach der Pfeife des Zeitgeistes
Zum Thema “Scharfe Kritik am Vatikan”
Spät, aber ich hoffe nicht zu spät, hat der Heilige Vater die Notbremse gezogen. Durch die jüngste Instruktion, bezüglich der Laienarbeit in der Kirche, hat er deutlich gemacht, daß er nicht bereit ist, nach der Pfeife des Zeitgeistes zu tanzen und sich auch nicht vor dem Pfeifkonzert der Straße und der Medien zu beugen. Wie sehr die Dinge schon im Argen liegen, beweisen die aufmüpfigen Äußerungen des ehemaligen Bischofs von Innsbruck, der meinte, ,,nicht Barmherzigkeit, sondern nur demokratischer Wandel löse die Probleme der Kirche”. In einem Schreiben kritisiert er gar die ,,harte Herrschaft” des Vatikans und dessen Einstellung zur Mitarbeit von Laien und zum Zölibat. Natürlich jubeln alle reformatorischen Kräfte im deutschsprachigen Raum über diesen öffentlichen Ungehorsam gegenüber dem Papst
Dabei muß gefragt werden, was versteht eigentlich diese kleine, laut schreiende Minderheit unter Demokratie? Doch nicht etwa, daß die mageren vier Prozent, die das sogenannte Kirchenvolksbegehren unterschrieben haben, nun bestimmen können, was die anderen 96 Prozent Katholiken, die ihre Unterschrift verweigert haben, zukünftig zu glauben, zu tun und zu lassen haben? Denn, das wissen doch alle gut Informierten, der überwiegende Teil – leider noch die schweigende Mehrheit – der Gläubigen in aller Welt, auch in Deutschland, stehen hinter diesem mutigen Papst. Ja, selbst die Jugend, die ihm noch vor wenigen Wochen in Paris begeistert zugejubelt hat, freut sich, daß die römisch-katholische Kirche solch ein großartiges Oberhaupt hat, um das uns alle anderen Glaubensgemeinschaften dieser Erde beneiden.
MANFRED HERZOG, Rockershausen
Die neue Instruktion korrigiert diese Mißstände
Zum Leserbrief “Das wahre Gottesreich kann nicht von Rom ausgehen”
Herr Joseph Wolf stellt in seinem Leserbrief eine erschreckende Veräußerlichung und Verflachung vieler kirchentreuer Katholiken fest. Mit welchem Recht bezichtigt er dann den Vatikan der Herrschsucht und des Zwangs, wenn die neueste Instruktion des Vatikans gerade diese Mißstände korrigieren will? Völlig überzogen sind dann die Behauptungen von den Schuldposten und der Abkehr der katholischen Kirche vom Auftrag Christi an seine Apostel. Da ich acht Semester Kirchengeschichte – die auch die Schuldposten nicht ausgeschlossen hat – studiert, und auch die katholische Kirche 18 Jahre in der Dritten Welt erlebt habe, kann ich mit viel soliderem Fundament behaupten, daß keine Institution der Welt so viel für die Würde und das Wohl der Menschen getan hat als die römisch-katholische Kirche. Seien wir doch ehrlich: Wenn die katholische Kirche das sechste Gebot und den Teil des fünften Gebotes abschaffen würde, der auch das Töten des ungeborenen Kindes verbietet, dann hätte sie keine Gegner mehr. Aber wäre sie dann noch die Kirche Christi?
PET ER LAFONTAINE, Dillingen
<SZ>
Verspottet und verhöhnt
Eine zeitlang war ich der Meinung, die SZ hätte nur einen Redakteur als besonderen Papst- und Kirchenkritiker vom Dienst. Aber in letzter Zeit habe ich den Eindruck gewonnen, daß jeder Mitarbeiter der Redaktion einmal an die Reihe kommt, einen kirchenkritischen Artikel als Pflichtübung abzugeben, ob er das nötige Wissen dazu hat oder nicht, ob er ehrlich recherchiert hat oder nur Vorurteile präsentiert. Der Beitrag muß nur möglichst negativ ausfallen. Spitzenleistung in dieser Richtung war dann die Karikatur vom “Kreuzzug” gegen den § 218 (Ausgabe vom 27./28. 6.).
Hand aufs Herz, würden die Herren Redakteure der SZ es wagen, einen Oberrabbiner oder Ayatollah so zu verhöhnen und zu verspotten wie sie es mit unserem Papst und unseren Bischöfen tun? Auch Sintis und Roma werden anständiger behandelt als wir Katholiken.
Das Wort “unabhängig”, das die SZ als Attribut unter dem Titel ihrer Zeitung führt, darf doch nicht zum Synonym für intolerant und antikirchlich werden. Hat noch niemand daran gedacht, daß Katholiken auch einmal einen gerechtfertigten Kreuzzug ohne Weihwasser und Weihrauch gegen die SZ initiieren könnten, indem sie zunächst einmal z. B. zu einem Anzeigenboykott aufrufen würden?
PETER LAFONTAINE, Dillingen
<SZ 3./4. Jan. 1998>
Auch aus Rom wird nur Negatives berichtet
Zum Kommentar “Wir brauchen wieder Werte” von Jürgen K. Neumann
In seinem Kommentar hat Neumann eine Gesellschaftsanalyse unserer Zeit vorgenommen, wie sie nicht besser und präziser vom Papst stammen könnte. Aber es ist nicht das erste Mal, daß die SZ in Kommentaren nach Werten und Vorbildern ruft. Jedem aufmerksamen Leser fällt jedoch auf, daß die SZ-Redaktion dieser Aufforderung dauernd widerspricht. So hat man die Jugendzeitschrift “Bravo” bei ihrem 40jährigen Jubiläum gelobt und hofiert. Eine der kompetentesten Kinder- und Jugend-Psychotherapeutinnen aber hat nachgewiesen, daß “Bravo” eine gefährliche Verführerin unserer Kinder und Jugendlichen ist. Die SZ übt sich zwar in Betroffenheit, wenn es um die Verbrechen des Holocaust, um Ausländerfeindlichkeit und um Kindesrnißbrauch geht.
Aber der “Holocaust” an den Unschuldigsten und Wehrlosesten, nämlich an den Kindern im Mutterleib, ist für sie ein Tabu. Im Gegenteil, als die Bayerische Regierung einer Abtreibungsklinik etwas auf die Finger klopfte und das Landesgericht diese Einschränkung zurückwies, freute sich ein Kommentator über diese “Watsch’n”. Der Mitarbeiter in Rom weiß von dort nur Negatives zu berichten, selbst wenn es dort gute Sensationen gibt, wie ich es im Oktober 1994 selbst erlebt habe.
PETER LAFONTAINE, Dillingen
Peter Lafontaine. Pfr.
Steinmetzstr. 27
66763 Dillingen
Dillingen, den 5./6. Oktober 1996
An die
Redaktion der Saarbrücker Zeitung
Postfach 296
66103 Saarbrücken
Sehr geehrte Damen und Herren!
Zum Kommentar von Redakteur Herrn Rainer Müller “Wir müssen etwas tun” in der SZ vom 5./6. Oktober 1996 bitte ich folgende Stellungnahme zu veröffentlichen:
In seinem Kommentar zum Thema “Kindesmörder und Sexualstraftäter” findet Herr Rainer Müller sicher die Zustimmung aller Bürger, wenn er ein schärferes Vorgehen gegen Sexualstraftäter verlangt. Aber ist das genug? Müssen wir nicht viel mehr tun, um solche Scheußlichkeiten von Sexuualtriebtätern aus der Welt zu schaffen?
Die horrende Zunahme des sexuellen Kindsmißbrauchs und anderer Perversionen ist doch die konsequente Folge des gigantischen Feldzuges der “Befreiung der Sexualität”, der von der Mitte der 60er Jahre ab in Europa, besonders aber in Deutschland begann. Die Ideologie dieser “Befreiungs-Kampagne” wurde mit seltener Unverfrorenheit plötzlich als Wissenschaft verkauft: Die absurde Idee, daß Sexualität vom Säuglingsalter ab gelernt, ja trainiert werden müsse, um zu ihrer lustvollen Entfaltung zu gelangen.
Dieser Ideologie wurde mit der Übernahme der SPD/FDP-Regierung ab 1969 Tür und Tor geöffnet: Erziehung zur Sexualität vom Kindergartenalter ab wurde ohne Hemmung propagiert. Die millionenfach verbreitete Jugendzeitung BRAVO produzierte eine Sexseite, auf welcher der „Ratgeber” Dr. Sommer (ein Pseudonym) regelmäßig seine kindsverführenden Anregungen unter den Schulkindern ausstreute. Die Verbreitung dieser Ideologie in fast allen Medien hat doch die Eskalation der Kinderschändung und anderer Perversionen hervorgebracht.
Es hatte Warner gegeben, die diese unheilvolle Entwicklung voraussahen. Aber gegen diese Warner wurde in den Medien Gift und Galle gesprüht- ganz besonders gegen den Fels in der Brandung der Sexwelle: die katholische Kirche.
Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz hat davor gewarnt, “den Schatz von Wissen und Weisheit über Bord zu werfen, der in der Tradition jeder alten Kultur wie in den Lehren der großen Weltreligionen enthalten ist”.
Wo wir also vor allem etwas tun müssen, ist auf dem Weg zur Rückkehr zum jahrtausendealten Sittenkatalog der Zehn Gebote. Von dem auf dem Sinai gegebenen Katalog kann man doch sagen, daß er die Sanktionierung (Heiligsprechung) von Menschheitserfahrungen aller Zeiten ist.
Schließlich hat der Dichter Grillparzer schon vor über hundert Jahren gesagt: “Humanität ohne Divinität führt zu Brutalität”. Frei in die Alltagssprache übersetzt: Menschlichkeit ohne Gottesglauben führt zu rohem (tierischem) Verhalten.
Peter Lafontaine Pfarrer i.R. Steinmetzstr.27 66763 Dillingen/Saar
Fax06831 7009 103
Dillingen, den 4. Nov. 1993
An die
Redaktion der Deutschen Tagespost
zu Hd. von Herrn Dr. Harald Vocke
Postfach 5460
Fax: 308 63-36
97070 Würzburg
Sehr geehrter Herr Dr. Vocke!
Hiermit bitte ich um die Lizenz, das von mir ins Spanische übersetzten Interviews der D.T. mit Kardinal Meisner vom 15.10.92 in der in Chile herausgegebenen Zeitschrift Comunio veröffentlichen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Deutsche Tagespost
Katholische Zeitung für Deutschland
“Wenn Gott schenkt, dann für immer”
Ein Interview mit dem Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, über die Debatte um die Zukunft des Zölibats
Mit einem nachdrücklichen Plädoyer für die priesterliche Ehelosigkeit hat sich der Erzbischof von Köln, Kardinal Meisner, in die auch innerhalb der Kirche aufgeflammte Debatte um den Zölibat eingeschaltet. Die Diskussion zeige einen. erschreckenden Mangel an Glaubenserfahrung , sagte der Kardinal in einem Interview mit der Deutschen Tagespost. Das Gespräch führte Jürgen Liminski.
Herr Kardinal, die Zweifel am Zölibat werden lauter und in den Chor der Kritiker und Skeptiker stimmen neuerdings auch Würdenträger und namhafte Funktionäre der Katholiken ein.Wie erklären Sie sich die plötzliche Belebung dieser Diskussion?
Der Hauptgrund liegt meines Erachtens in der gegenwärtigen Glaubenskrise. Diese Diskussion zeigt einen erschreckenden Mangel an Glaubenswissen und auch an Glaubenserfahrung. Eine zölibatäre Lebensform ist nur plausibel, wenn es Jesus Christus gibt. Wer Christi Existenz nicht mehr erfährt, wer Ihn nicht mehr im Herzen spürt und an Ihn glaubt, für den ist ein Zölibatärer in der Tat ein Verrückter oder Kranker. Christus sagt ausdrücklich im Hinblick auf die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen: “Wer es fassen kann, der fasse es”. Es ist erschütternd, daß heute so viele Christen dies nicht nur nicht fassen können, sondern auch nicht begreifen, vielleicht sogar nicht einmal tolerieren wollen, daß andere es fassen. Der Zweifel am Zölibat ist im Grunde ein Zweifel an der Wirklichkeit und Erfahrbarkeit Gottes. Als ob Gott in seinem menschgewordenen Sohn Christus nicht das Herz eines jungen Mannes für einen solchen Weg begeistern könnte. Erlauben Sie mir, das Wort eines Kirchenvaters, des heiligen Basilius des Großen zu zitieren, das wir Priester am vergangenen Sonntag im Brevier gelesen haben. Dort heißt es: “Da wir das Gebot der Gottesliebe erhalten haben, besitzen wir vom ersten Augenblick unseres Daseins an eine angeborene Kraft und Fähigkeit zu lieben. Der Nachweis dafür wird nicht durch äußere Gründe geführt, ein jeder kann es in sich und von sich selbst lernen. Von Natur aus streben wir nach dem Guten und Schönen, wenn auch dem einen dies, dem anderen jenes schön und gut erscheint. Ebenso lieben wir, ohne daß man es erst lehren muß, was uns durch Verwandtschaft verbunden ist und umfangen ganz von selbst alle, die uns Gutes tun, mit Wohlwollen. Nun frage ich: Was ist wunderbarer als die Schönheit Gottes? Was könnte schöner und lieblicher gedacht werden als die Herrlichkeit Gottes? Welche Sehnsucht könnte so heftig und mächtig sein wie jene, die Gott der Seele eingibt, wenn sie vom Bösen gereinigt ist und aufrichtig sagt: Ich bin krank vor Liebe (Hohes Lied 5, 8)? Ganz unaussprechlich ist das Leuchten der göttlichen Schönheit.”
Basilius der Große lebte im vierten Jahrhundert. Manche Theologen und Laien von heute meinen, der Zölibat müsse neu begründet werden, wenn man an ihm festhalten wolle.
Die Zölibatskritiker wecken mitunter den Eindruck, nicht zu wissen, wovon sie eigentlich reden. Der Zölibat ist letztlich nicht eine Frage des Kirchenrechts oder der Dogmatik, sondern eine Frage des Glaubens an Gott, der einem Menschen so nahe kommen kann, daß dieser die Partnerschaft mit Gott allen anderen Partnerschaften vorzieht. Zölibat ist also nicht Verzicht, sondern Bevorzugung. Wer das nicht fassen kann, der sollte wenigstens seine mangelnde Gotteserfahrung anderen nicht aufzwingen wollen. Der Zölibat ist nicht mit soziologischen, psychologischen oder pädagogischen Kategorien zu fassen, sondern nur mit theologischen und spirituellen. Ohne Gebet, ohne Zwiesprache mit dem Herrn gibt es keinen Zugang zum Zölibat. Ich betone noch einmal: Wer Gott in dieser Weise nicht ernst nehmen kann, dem bleibt die Wirklichkeit des Zölibats verschlossen. Allerdings habe ich manchmal den Eindruck, als habe die Kritik am Zölibat auch eine Alibi-Funktion für jene, die sich von der Radikalität der eigenen Christusnachfolge dispensieren wollen.
Es könnte also auch am Klerus liegen, daß eine solche Diskussion überhaupt wieder belebt wird?
Es ist sicher eine berechtigte Frage, ob wir Priester den Glanz, den uns ein solches Leben mit Gott verleiht, noch genügend aufleuchten lassen in unserem Dasein. Wir sprechen mit Recht von einer Theologie der Arbeit, von einer Theologie der weltlichen Werte, von einer Theologie des Apostolates und vergessen dabei oft die Theologie selbst, nämlich das eine Notwendige: Unsere persönliche, liebende Antwort auf die Botschaft Gottes an uns in Anbetung, Danksagung und Lobpreis. Gerade die Zölibatsdiskussion in der Kirche zeigt, wie sehr das Niveau des Glaubens als persönliche Begegnung mit Gott in den letzten Jahren gesunken ist.
Wäre der Verzicht auf das Zölibat nicht ein Mittel, um den Priestermangel zu beheben?
Dazu ist zweierlei zu sagen. Zum einen wäre die Aufhebung des Zölibats sicher kein Weg, den Priestermangel zu beheben. Ehekrisen oder gar Ehescheidungen würden den Einsatz von solchen Priestern so stark einschränken, daß wir de facto weniger Priester hätten als jetzt. Das ist kein Zweckpessirnismus, keine Horrorvision. Schauen Sie nur einmal in andere Kirchengemeinschaften, die den Zölibat nicht kennen. Zum zweiten haben wir eigentlich keinen Priestermangel, sondern einen Mangel an wirklichen Christen. Wenn etwa heute der Besuch des Gottesdienstes zahlenmäßig so schwach geworden ist, dann hat das zur Folge, daß zum Beispiel auch das Reservoir, aus dem Priesterberufungen hervorgehen können, kleiner geworden ist. Aber im Vergleich zur Zahl der Kirchenbesucher gibt es eigentlich gar keinen Priestermangel. Da nämlich der Kirchenbesuch rapider zurückgegangen ist als die Zahl der Priesterberufungen und der pastoralen Gemeindereferenten und -referentinnen, haben wir heute mehr pastorale Mitarbeiter für eine kleiner werdende Herde als in früheren Zeiten. Das ist auch ein Gesichtspunkt, der mitzubedenken ist.
Woran liegt es denn Ihrer Meinung nach, daß die Menschen so wenig Zugang haben zur Welt Gottes, so wenig Interesse aufbringen für sein Wirken in der Welt und somit auch das Zölibat nicht verstehen, oder nicht verstehen wollen?
Theologisch gesehen liegt es darin begründet, daß viele den Weltgeist mit dem Heiligen Geist verwechseln. Der Heilige Geist läßt uns in unserem Innern verstehen, was die Kirche uns von außen zuspricht. Ich darf an dieser Stelle den orthodoxen Metropoliten Ignatius Hazin zitieren. Er sagt: “Ohne den Heiligen Geist ist Gott fern, bleibt Christus in der Vergangenheit, das Evangelium ein totes Buch, die Kirche nur eine Organisation, die Autorität nur Herrschaft, die Mission nur Propaganda, der Kult eine Beschwörung und christliches Handeln eine Moral für Sklaven.” Denken nicht viele Menschen, auch getaufte heute so? Der Metropolit sagt weiter: “Aber mit dem Heiligen Geist erhebt sich der Kosmos und stöhnt in den Geburtswehen des Königreiches. Ist der auferstandene Christus da, ist das Evangelium die Kraft des Lebens, bedeutet die Kirche die dreieinige Gemeinschaft, ist Autorität ein befreiender Dienst, ist die Mission ein Pfingsten, ist die Liturgie Gedenken und Vorwegnahme, ist das menschliche Handeln verherrlicht.”
Menschlich gesehen darf man sicher sagen, daß die Kirche niemanden daran hindert, Glaube, Hoffnung und Liebe in Fülle zu leben. Ja, wenn alle Glieder der Kirche das täten, und zwar in allen Bereichen, in denen sie Sachkompetenz besitzen, dann wäre es um das Christentum in unserer Welt und um die Werte in unserer Gesellschaft nicht schlecht bestellt. Christus macht die Zahl der Arbeiter in seinem Weinberg ja ausdrücklich vom Gebet der Gläubigen abhängig: “Bittet den Herrn der Ernte um Arbeiter für seine Ernte.” Der Mensch des Gebetes hält das Erbetene für möglich und Gott für mächtig genug, es zu geben. Eine solche Gebetshaltung, die letztlich Glaubenshaltung ist, öffnet gleichsam das Herz Gottes, trägt die Berufenen und stärkt sie in der Anfechtung. Das dauernde Infragestellen des Zölibats wirkt nicht gerade berufsfördernd, zum Beispiel für Theologiestudenten. Von katholischen Christen müßte man schon erwarten können, daß für sie dieses Thema zu ernst, zu gewichtig und zu heilig ist, um es dem Urteil einer im Grunde nichtchristlichen Öffentlichkeit zu überlassen oder um dadurch eine zweifelhafte Publizität zu erheischen. Das ist auch eine Frage des Anstands und der Fairneß. Noch einmal: Wer es fassen kann, der fasse es und wer es nicht fassen will, der möge doch bitte diejenigen in Ruhe lassen, die sich auf diese Weise für Gott und den Menschen begeistern.
Sie werfen den Kritikern des Zölibats eine unlautere Haltung vor?
Nein, keine unlautere Haltung, sondern eine gewisse Krämergeist-Haltung. Das möchte ich schon sagen. Und auch das hat Jesus erlebt. Denken Sie an die Salbung in Bethanien. Maria von Bethanien schüttet den ganzen kostbaren Inhalt des Salböls über die Füße des Herrn, so daß vom Duft des Öls das ganze Haus erfüllt war. Und daneben stand der kleinkarierte Rechner, der Spießer und Verräter Judas. Man hätte das doch verkaufen können, war sein Kommentar. Der Herr ergreift Partei für Maria und ihre großzügige, in den Augen der kleinmütig Berechnenden freilich verschwenderische Geste. Wenigen hat der Herr ein solches Denkmal gesetzt wie dieser Maria, als er sagte: “Überall in der ganzen Welt, wo dieses Evangelium verkündet wird, wird man auch zu ihrem Andenken erzählen, was sie getan hat” (Matth. 26,13). Ja, dieses Flair der Großzügigkeit sollte auch die Herzen der Gläubigen und das ganze Haus der Kirche erfüllen.
Ich frage diese Kleinmütigen: Ist es denn dieser Herr auch heute nicht wert, daß Menschen ihr ganzes Leben an Ihn allein verschenken oder, wenn Sie so wollen, verschwenden? Und ich frage mich selbst: Ist es nicht normal, daß dagegen die Krämerseelen, die Rechner, die geistlichen Pfennigfuchser aufstehen? Es ist normal, bedauerlich ist allerdings, daß es heute so viele davon gibt in unserer Kirche. Wir haben freilich einen Trost: All die vielen wiegen nicht den einen Einzigen und Unvergleichlichen auf. Man ergreift nicht die zölibatäre Lebensform, weil viele zustimmen, sondern weil Gott ruft. Liebe läßt sich nur mit Liebe beantworten. Das ist keine Frage von Demokratie, Kasse oder Statistik.
Ist der Zölibat heute noch schwerer zu leben, als in früheren Zeiten?
Ich sagte bereits, daß der Zölibat seinen Ursprung nicht in der Soziologie oder in der Psychologie hat, sondern in Gott. Als Ebenbild des dreifaltigen Gottes ist anthropologisch und theologisch ein Dasein für sich allein gar nicht möglich. Die Priesterweihe verurteilt einen Menschen auch nicht zu einem Solistendasein, sondern beheimatet ihn in eine neue Gemeinschaft, nämlich in das Presbyterium des Bistums mit dem Bischof an der Spitze. Weil es leider das klassische Pfarrhaus mit Pfarrer, Kaplan und Haushälterin weithin nicht mehr gibt, sind nun andere, neue Formen des gemeinsamen Lebens im Presbyterium zu suchen und zu experimentieren. Der Priester darf nicht zum Single werden!
Geben Sie dem Zölibat noch eine Zukunft?
Ja, und zwar jetzt erst recht. Denn der Zölibat hat seine Grundlage nicht, wie gesagt, in den soziologischen Verhältnissen um uns oder in unserer momentanen Einstellung in uns, sondern allein im rufenden und beschenkenden Gott. Gott allein genügt. Das gilt auch heute in einer Welt, in der der Mensch oft meint, die Welt und er genügten sich selbst. Wer so denkt, weiß meistens auch oder ahnt zumindest, daß dies gar nicht stimmt. Aber sie wollen es nicht wahrhaben, daß einem Menschen Gott allein genügen kann, wie es in der zölibatären Existenz eben aufleuchtet, selbst in menschlicher Schwachheit. Und deshalb nehmen sie Anstoß an dieser Form der Existenz. Aber Gott ist der immer größere Gott, wir werden Ihn mit unseren Vorstellungen nie einfangen.
Der Zölibat ist eine Gabe dieses liebenden Gottes – und zwar eine kostbare – an Seine Kirche. Diese Gabe hat durch die Jahrhunderte hindurch das Leben der Kirche bereichert. Ein Verzicht darauf wäre ein großer Schritt hin zur Verarmung der Kirche. Sie geriete in die Rolle des Hans im Glück, der mit einem Goldklumpen seinen Weg begann und mit einem Schleifstein endete. Die Kirche macht, zumindest in unseren Breiten, heute den Eindruck, daß sie mehr aufgibt als sie aufnimmt. Sie hat im pfarrlichen Leben weithin das Bußsakrament verloren, ebenso die eucharistische Andacht, etc. Das Festhalten am Zölibat ist keine Frage des Dogmas oder des Kirchenrechts, sondern der Liebe und Treue. Die Braut Kirche wird ihrem Bräutigam Christus treu bleiben und eine Form dieser Treue ist die liebevolle Ganzhingabe im Zölibat an Christus, das volle Ja zu diesem Gott, der uns dazu befähigt, der uns beschenkt. Es gibt auch andere Formen der Ganzhingabe an Gott, zum Beispiel in der christlichen Ehe oder im Ordensleben oder in einer anderen Berufung. Und wir wissen: Gott vergibt keine Leihgaben. Wenn Gott schenkt, dann nicht nur befristet auf heute oder morgen, sondern für immer. Wer das so sieht, für den ist die Frage nach der Zukunft des Zölibats kein Thema.
Sonderdruck aus der Ausgabe der Deutschen Tagespost vom 15. Oktober 1992