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Peter Burg Werke

Zur Ehe

Brief zur Ehe

Brief an Schwester Elisabeth und Schwager Alfons Müller anlässlich ihrer Vermählung, 1936

Meine liebe Schwester Elisabeth, lieber Alfons!

Ich brauche Euch wohl nicht zu sagen dass der heutige Tag, insbesondere dass die gegenwärtige Stunde mir eine grosse Freude bringen. Diese Freude, sie fliesst aus dreifacher Quelle.

Als Mensch freue ich mich, weil ich ein schönes, passendes Ehepaar vor mir sehe, das sich in glühender Liebe zusammengefunden, das goldene Träume zusammen träumt, das sich für ewig freiwillig aneinanderkettet, das sich anschickt das edle hehre Menschenthum Hand in Hand zu pflegen und die Leuchte des Lebens, des Inbegriffs so vieles Schönen und Guten, an neue Wesen weiterzugeben. Ja, es ist etwas Schönes und Großes um reine Liebe, um diese Liebe, die da auf Glaube, Hoffnung und gegenseitige Hingabe aufgebaut ist und mit hellem Blick dem Leben ins Auge schaut. Ich freue mich, weil Ihr beide eine solche Liebe heget, weil Ihr zwei liebe, mutige Menschenkinder seid, weil eure Herzen zusammen schlagen, weil der Gesang Eurer Seelen ein herrlicher Zweiklang ist. Ich freue mich, wie man sich freut im Frühling über spriessendes Leben und singende Vöglein.

Noch mehr aber freue ich mich als Priester. Die Ehe ist eine Mitteilung der Schöpferkraft Gottes an zwei Menschen. Wenn diese die Leuchte des natürlichen Lebens weitergeben, so ist es in engster Verbindung mit dem ewigen Vater. Dieses Zusammenarbeiten Gottes und der Menschen, es ist schön. Aber noch schöner ist dass die Ehe, die fruchtbare Ehe, neues übernatürliches, göttliches Leben, wenn auch nicht hervorbringt, so doch möglich macht, Leben das in die Ewigkeit hinüberspielt. Dass Gottes Lob und Herrlichkeit, dass die ewig beglückende Gottesschau neuer Wesen, an das Sakrament der Ehe gebunden, das macht diese gross und schön. Dass nun dieses Grosse und Schöne heute einmal wieder Wirklichkeit wird, darüber freue ich mich als Priester. Aber auch weil ich weiss dass dieses übernatürliche Leben von Euch, in eurer Familie wird gehegt und gepflegt werden. Um die Gnade Gottes in einem getauften Kindlein zur Blüte, zur Reife zu bringen, dazu gehört Manches, insbesondere christliche Eltern, betende Eltern, demütig Gott ergebene Eltern.Weil Ihr aber Beide auch diese Bedingungen erfüllt, deshalb freue ich mich als Priester. Ihr seid beide in dieser Kirche getauft und gefirmt worden, hier habt Ihr zum ersten Mal die Lossprechung und den eucharistischen Heiland empfangen, in Gegenwart Eurer lieben christlichen Eltern. Ja, derselbe, starke katholische Glaube, dieselbe glühende Gottesliebe wohnen in Eurem Herzen und werden Euer Familienleben bestimmen. Ja, auch dieser Zweiklang Eures katholischen Glaubens ist schön und muss einen Priester erfreuen..

Aber auch als Bruder freue ich mich. Im Evangelium steht eine herrliche Stelle. Qui sponsam habet sponsus est, amicus autem sponsi gaudio gaudet propter vocem sponsi. Der die Braut besitzt ist der Bräutigam, aber der Freund des Bräutigams sitzt neben ihm und freut sich über die warme Stimme des Freundes. Ein Bruder ist mehr als ein Freund. Als einziger Bruder freue ich mich, Dich, meine liebe Lisbeth, die Jüngste von Sieben, trauen zu dürfen, ich freue mich, Dich glücklich zu wissen, ich freue mich über Deine, über Eure Freude.

Darf ich Euch nun auch ein Geleitwort mitgeben auf Eure Lebensreise? Nur eines will ich Euch ans Herz legen: seid treu.

Als Menschenkinder seid treu dem Ideal das heute in Eurem Geiste aufleuchtet. Ihr habt Euch ewige Liebe versprochen, das heisst gegenseitiges Entgegenkommen, Vertrauen, Helfen, Zusammenarbeiten. Diesem Versprechen bleibt treu. Oh! In den ersten Wochen, in den ersten Monaten wird es ein Leichtes sein. Da wird der begeisterte junge Gatte wie im Spiel seine Frau auf Händen tragen. Vieleicht kommen aber auch einmal Tage wo diese Last schwerer sein wird. Schwere Tage fehlen in keinem Leben. Sie sind der Prüfstein der wahren Liebe. Ubi amatus, non laboratus schreibt zwar der Thomas a Kempis. Wer liebt, der leidet nicht, weil die Liebe das Leiden verklärt. Aber nur unter der Bedingung dass diese Liebe eine tiefe, geistige, mutige sei. Der gottbegnadete Dichter hat es wunderschön gesagt:

Durch des Lebens Mühn und Streite

Sei die Liebe dein Geleite.

Nicht die eine, falkenwilde,

Nein, die andere, taubenmilde.

Nicht die stolze, Kronenblitzende

Nein, die unter dem Kreuze sitzende

Nicht die heisse, sinnbetörende,

Rastlos strebende, vielbegehrende

Nein die sanfte, still ertragende

Opfermutige, gern entsagende.

<PL zitiert: Ferdinand Wilhelm Weber, 1836-1879, Die Liebe – eine Leiterin>

Bleibt treu Eurer jungen Liebe, möge sie bis ans Ende jung bleiben!

Und dann bleibt als Gotteskinder Eurem Glauben treu. Ihr lebet in einem Zeitalter wo viele Werte umgewertet werden, eine Zeit welche die alten Mütterlein ganz bang macht. Wenn es nun Werte gibt die zeitbedingt sind, so gibt es auch Ewigkeitswerte. Die erste kann man umwerten, die anderen aber nicht. Die Lehre unserer heiligen Katholischen Kirche, ihr Sittengesetz, ihre Überlieferungen, sie sind zeitlos, sie stehen über dem rauschenden Strome der Zeit. Diesen Ewigkeitswerten, die Eurem Leben bis jetzt Sinn und Saft und Kraft gegeben, ihnen seid treu bis in den Tod, in Eurem persönlichen, wie in Eurem Familienleben. Betet miteinander und später betet mit Euren Kindern. Es gibt nichts Schöneres auf der Welt als eine christliche Familie. Gründet zusammen eine solche um das Weltbild schöner zu gestalten.

Endlich bleibt treu Euren Familien. Immer besser im Leben werdet Ihr erfassen, dass das Tiefste und Beste in euch vom Vater und von der Mutter kommt. Ich meinerseits überzeuge mich immer mehr von dieser Wahrheit. Nun, in anderen Traureden liebt es der Redner auf die glänzende Vergangenheit, auf den Ruhm, auf die Auszeichnungen der Familienmitglieder und Vorfahren ein Lob anzustimmen. Warum sollte ich das nicht auch tun, obschon es sich nicht um äusseren Ruhm handelt. Lieber Alfons! Du hast jetzt zwei Väter. Sie haben im Leben nichts Anderes getan als das tägliche Brot für ihre zahlreiche Familie im Schweisse ihres Angesichts verdient; sie haben nur ihre oft harte Pflicht getan, sie sind nur tüchtige Arbeiter und tüchtige Menschen gewesen, sie haben nur ihre Kinder durchs rauhe Leben geführt. Der heilige Joseph hat nichts Anderes getan sein Leben lang. Sei stolz auf Deine Väter und bleibe treu dem Erbe Deiner Väter. Und du, meine liebe Schwester, trete mutig und zuversichtlich in die Fussstapfen Deiner beiden Mütter. Die edelste Herzensgüte und den kraftvollen Opferwillen, die kluge Besonnenheit und die farbenreiche Phantasie, die tiefste Frömmigkeit und die aufrichtige Freude am hellen Leben, wo hast du sie schöner verkörpert gesehen, als in Deinen beiden Müttern? Sie mögen wie leuchtende Sterne vor Dir schweben und Dich führen auf dem Wege echter Mutterschaft. Bleib treu dem Erbe Deiner Mütter.

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Dann wird auch Gott, der ewige Vater, Euch treu sein. Er wird Euch begleiten auf allen Pfaden Eures Lebens. Er wird Euch mit den Blumen und Früchten seiner Gnade überschütten. Er wird Euch froh, Er wird Euch glücklich machen bis ans Ende. Das wünsche ich euch aus ganzem Herzen.

Amen.

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